In Rhöner Tracht bei 35 Grad die Region musikalisch repräsentiert

Hofbieber/Fulda. Von Kindertagen an gehört Musik zur Freizeit von Frank Goldbach und Michaela Scheuring. Für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung ist diese Leidenschaft eng verwoben mit der Trachtenkapelle Elters/Rhön – und das bedeutet beiden mehr als nur zu musizieren. „Elters ist ein 650-Seelen-Dorf, da ist das Freizeitangebot nicht so groß“, erzählt Michaela Scheuring mit einem Schmunzeln. „Fußball, Feuerwehr und Musik – und da für Mädchen früher zwei davon nicht in Frage kamen, hab‘ ich mich für Musik entschieden“, sagt die 40-jährige Verwaltungsfachwirtin, die zuletzt im Fachdienst Wasser und Bodenschutz tätig war und derzeit ihre Familie mit drei Kindern managt. Als sie neun Jahre alt ist, lernt sie Klarinette spielen und folgt Bruder und Vater in die Kapelle.

Auch Frank Goldbach folgte gewissermaßen Michaela Scheurings Vater in die Musik: „Er war Postbote, kannte jeden im Dorf und hatte sich entschlossen, Mitglieder für die Kapelle zu werben“, schildert der 35-jährige Teamleiter der Kreiskasse lachend. Denn mit der Werbung verbunden waren genaue Vorstellungen, welches Instrument zu Frank Goldbach passen könnte, sowie diese Überzeugung Goldbachs Mutter nahezulegen. So kam der damals Neunjährige aus einer musikalisch-unauffälligen Familie zum Tenorhorn – in einer Gruppe mit über 20 anderen Kindern, die alle auf gleichem Wege zum neuen Hobby gefunden hat-ten.

Viele der im Moment 47 aktiven Hobbymusiker der Trachtenkapelle Elters haben ihre ersten Gehversuche in einer der Kinder- und Jugendgruppen gemacht. Proben, kleine Auftritte und der Austausch mit anderen bei Landeskindertrachtentreffen – „so wächst man langsam mit Freunden in die Kapelle der Erwachsenen hinein“, sagt Michaela Scheuring und Frank Goldbach ergänzt: „Wenn man auch im kritischen Alter als Jugendlicher dabei bleibt.“ Denn wie in anderen Vereinen orientieren sich viele als Jugendliche neu – und das Tragen einer Tracht gilt in diesem Alter auch nicht als besonders hip.

Doch Frank Goldbach, der heute noch in Elters wohnt, und seine (Musiker)-Kollegin, die zurzeit wegen der Familie auch musikalisch pausiert, blieben dabei. Auch, weil sie hier mehr gefunden haben als nur die Liebe zur Musik: „Die Mischung der unterschiedlichsten Menschen – vom 12- bis zum 80-Jährigen, quer durch alle Berufe –, die Geselligkeit und die Kameradschaft sind toll“, sagt der 35-Jährige.

Die Gruppe wächst nicht nur während Proben, Konzerten und Auftritten wie bei Hessentag und Schlitzer Trachtenfest zusammen, sondern auch bei Auslandsreisen: Selbst in Ägypten, Ungarn, USA und Brasilien haben die Hobbymusiker schon die böhmisch-mährische Blasmusik erklingen lassen. „Da fällt man auf und wird zum Fotomotiv – etwa als Musiker in Tracht bei 35 Grad am Strand“, denkt Goldbach an eine Reise nach Bilbao zurück. Unterge-bracht in Gastfamilien lernen sie ganz andere Ecken kennen als der herkömmliche Tourist. „Und für die Menschen repräsentiert man nicht nur die Rhön sondern Deutschland“, sagt Michaela Scheuring.

Wer sich über so viele Jahre fest in einer Musikformation engagiert, lernt dort mehr als das Musizieren: „In einer Kapelle wird man zum Teamplayer – alle gemeinsam müssen auf den Dirigenten hören“, sagt Frank Goldbach. Und weil er in der Kreisverwaltung in einer Führungsposition ist – er verantwortet die Abwicklung des Zahlungsverkehrs bei einem Haushaltsvolumen von 280 Millionen Euro – , ist das Hobby, bei dem er einer im Team unter vielen ist, „ein schönes Ausgleichsventil“. Doch auch wenn die Liebe zum Musizieren machen die Kollegen verbindet, so trennen sich die Wege von Michaela Scheuring und Frank Goldbach beim privaten Musikgeschmack: Während sie der traditionellen Kapellenmusik auch gerne im Radio lauscht, stellt er lieber auf den Zufallsmodus seiner MP3-Sammlung – und in der findet sich „alles außer Hip Hop, aber inklusive Heavy Metal“. +++ fuldainfo | lk