Hunderte Einbrüche in Bundeswehr-Kasernen

Häufig sei die Ursache "unklar"

Seit 2015 wurde in hunderten Fällen in Kasernen, Gebäude oder anderen Liegenschaften der Bundeswehr mutmaßlich eingebrochen – oder dies zumindest versucht. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf Anfrage der Linksfraktion hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. Einbrüche werden bei der Bundeswehr demnach unter „Eindringen/Eindringversuch“ erfasst. „Seit dem 1. Januar 2015 wurden 791 Vorfälle unter diesem Begriff durch Dienststellen der Bundeswehr gemeldet“, hieß es in der Antwort. „Bei möglichem Eindringen handelt es sich um nicht zweifelsfrei nachweisbares Eindringen, wie beispielsweise Beschädigungen am Zaun“, ergänzte das Ministerium.

Details zu möglichen entwendeten Waffen, Munitionsbeständen und militärischen Geräten oder zu den Motiven der Täter mutmaßlicher Einbruchsdelikte nennt die Bundesregierung nicht – und beruft sich auf Geheimhaltung aus Gründen der „Militärischen Sicherheit“. Laut dem Jahresbericht der Wehrbeauftragten Eva Högl erfasste das Bundesministeriums der Verteidigung für das Jahr 2021 bei der Bundeswehr im Inland und den deutschen Einsatzkontingenten „zwei Handfeuerwaffen (Signalpistolen), knapp 4.000 Einzelstücke Munition unterschiedlichen Kalibers sowie elf Einzelartikel Spreng-/Explosivstoffe“, die „abhandengekommen“ seien. Häufig sei die Ursache „unklar“. Vor wenigen Wochen hatte ein Fall für Aufsehen gesorgt, in dem zehn Beschuldigte eine Einbruchsserie in Kasernen der Bundeswehr in Schleswig-Holstein begangen haben sollen. Vier der mutmaßlichen Täter sind nach Angaben der Kieler Staatsanwaltschaft aktive Bundeswehr-Soldaten. Geklaut wurden demnach Funkgeräte, Videokameras und Kompasse, aber keine Waffen oder Munition.

Bei einem beschuldigten Soldaten zuhause hatte die Polizei im Rahmen der Ermittlungen jedoch Waffen und Material für selbstgebastelte Sprengkörper entdeckt. Besonders brisant war der Fall bei der Elite-Truppe „Kommando Spezialkräfte“ (KSK) der Bundeswehr: 2020 hatten Ermittler auf dem Grundstück eines KSK-Soldaten ein Versteck mit Waffen, mehreren Tausend Schuss Munition und auch Sprengstoff aus Beständen der Bundeswehr entdeckt. Die Kompanie des KSK war auch mit rechtsextremen Vorfällen in die Schlagzeilen geraten. Die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer löste die Einheit schließlich sogar auf. Die Innenexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Martina Renner, sieht durch die mehrfachen Funde an Waffen und Munition aus Bundeswehr-Beständen bei rechtsextremen Personen „starke Indizien“ dafür, dass rechte Netzwerke „auch innerhalb der Bundeswehr existieren“. In den Sicherheitsbehörden fehle „ein Grundverständnis dafür, was sie ideologisch eint und welche Gefahren von ihnen ausgehen“, sagte Renner den Zeitungen. +++