Gründerabend zum Thema Unternehmensnachfolge

Herzblut schlägt Tradition

Unternehmensberaterin Tanja Ebbing sprach zum Thema Unternehmensnachfolge

Fulda. Mehr als jedes 6. Unternehmen sucht in den kommenden Jahren in Deutschland einen neuen Chef. Gute Chancen für Existenzgründer. Doch in Zeiten von Hochkonjunktur lässt die Gründerbereitschaft zu wünschen übrig. Deshalb lud das Regionale Standortmarketing zu einem Gründerabend zum Thema „Unternehmensnachfolge oder Neugründung – Chancen und Risiken der Existenzgründung“ in die Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer Fulda ein.

Bei 55 Jahren liegt mittlerweile das Durchschnittsalter der deutschen Mittelständler. Darauf wies Wirtschaftsförderer Christoph Burkard, Geschäftsführer der Region Fulda GmbH, in seinen Begrüßungsworten hin. Jedes 6. Unternehmen suche in den kommenden Jahren einen Nachfolger. Der Gründerabend fand im Rahmen der Gründerwoche Deutschland statt, mit der nach den Worten von Referentin Tanja Ebbing „der Gründergeist geweckt und die Gründerdynamik verbessert werden soll“.

Die Unternehmensberaterin wies vor gut 50 Zuhörern in ihrem Fachvortrag darauf hin, dass nur 10 Prozent aller Gründer bestehende Betriebe übernehmen würden. Die Chancen zur Betriebsübernahme seien zur Zeit besonders gut. So weise die Unternehmensbörse Next-Change dreimal mehr Übergeber als Übernehmer auf. Nur noch jedes zweite Unternehmen werde innerhalb der Familie weiter gegeben. Ebbing betonte, dass sowohl Neugründer als auch Übernehmer die gleichen Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen könnten. Die Beraterin, die selbst aus einem Unternehmerhaushalt stammt, analysierte mit den Teilnehmern mögliche Gründe für das Scheitern von Übernahmen. Mangelnde Konfliktfähigkeit und Kommunikationsdefizite innerhalb der Unternehmen seien häufig vorzufinden. Ebbing empfahl deshalb den Übergabeprozess schleichend über mehrere Jahre zu vollziehen.

Der Theorie folgte die Praxis in Form einer kleinen Talkrunde. Johannes Böschen hat den Metallbaubetrieb seines Vaters übernommen und führt das Familienunternehmen in 8. Generation. Obwohl er langsam in den Betrieb hineinwuchs, hatte er immer auch die Möglichkeit, sich gegen eine Übernahme zu entscheiden. Mitten in diesem Prozess befindet sich Florian Johannes, der das Karosserie- und Fahrzeugbau Unternehmen Leibold in vierter Generation übernehmen möchte. Vater Horst Johannes brachte das Erfolgsrezept nicht zuletzt auch aus eigener Erfahrung auf den Punkt: „Herzblut schlägt Tradition“. Und mit eben diesem Herzblut geht Peter van den Tol ans Werk. Er hat in Hettenhausen die Peter Bash Industry 4.0 GmbH in den Räumlichkeiten des Unternehmens Edgar Paul gegründet. Alle Übernehmer waren sich einig, dass der Spagat zwischen neuen Ideen und bewährten Erfahrungen nicht einfach aber am Ende lohnenswert sei. +++

Christoph Burkard (rechts) stellte die Teilnehmer der Diskussionsrunde zur Unternehmensnachfolge vor. (von links) Peter van den Tol – Peter Bash Industry 4.0 GmbH (Hettenhausen), Johannes Böschen – Stahl- und Metallbau Böschen (Fulda) , Barbara Leibold-Johannes, Florian und Horst Johannes – Leibold. Fotos: Michael Kiel