Feierliche Verabschiedung von Prof. Dr. Robert Behr

Nach über 20 Jahren am Klinikum Fulda wurde Professor Dr. Robert Behr als Direktor der Klinik für Neurochirurgie offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Zahlreiche Gäste und Kollegen nahmen unter Einhaltung der Hygieneregelungen an der feierlichen Verabschiedung im Hörsaal des Klinikums Fulda teil. Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstandssprecher des Klinikums Fulda, bedankte sich auch im Namen seines Vorstandskollegen Burkhard Bingel bei Prof. Behr: “Ich war immer sehr beeindruckt von Ihrer herausragenden Arbeit, von Ihrem Zugang zu den Patientinnen und Patienten sowie von der absoluten Ruhe und Konzentration, die Sie mitbrachten. Die beachtliche Entwicklung der Klinik für Neurochirurgie in Fulda ist und wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben“.

Festredner Prof. Dr. Norfried Klug, ehemaliger Direktor der Klinik für Allgemeine Neurochirurgie am Uniklinikum Köln und langjähriger Wegbegleiter Prof. Behrs, sprach in seiner Rede nur lobende Worte der Wertschätzung und des Dankes: „Herr Professor Behr bewies Führungsqualitäten bereits vor Abschluss seiner Facharztausbildung. In Fachgesprächen ist er anspruchsvoll und diskutiert auf hohem Niveau, dabei ist er ausgleichend und uneitel. Herr Professor Behr – und damit auch das Klinikum Fulda – genießt national und international höchstes Ansehen, dies insbesondere durch seine operativen Techniken bei Patienten, die in der Folge einer Neurofibromatoseerkrankung (NF-2) ertaubt sind oder bei Kindern, die gehörlos geboren werden, weil sie keine Cochlea (Teil im Innenohr) oder keinen Hörnerven haben.“ Prof. Klug weiter: “Herr Prof. Behr, der immer ein überzeugter Vertreter der Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung war, hinterlässt seinem Nachfolger eine erstklassige Klinik, deren weitere Entwicklung gerade auch in der studentischen Ausbildung er zusammen mit den anderen Kopfkliniken bereits auf den Weg gebracht hat.“

Auch Prof. Dr. Konrad Schwager, Ärztlicher Direktor (Sprecher der Ärztlichen Direktoren) am Klinikum Fulda, fand lobende Worte. Aus der Sicht des HNO- und Schädelbasischirurgen charakterisiert Prof. Schwager seinen Kollegen Prof. Behr: „Mit Neugierde und Offenheit auf die chirurgischen Nachbardisziplinen zugehen, um somit in der gemeinsamen operativen Tätigkeit das Beste für die anvertrauten Patienten zu erreichen.“ Prof. Behr hat das Spektrum der Neurochirurgie des Klinikums Fulda in den vergangenen 20 Jahren geprägt: Klinische und operative Schwerpunkte der Klinik liegen heute in der neurovaskulären Neurochirurgie, der Schädelbasis- und Hypophysenchirurgie, der Hirntumortherapie (Neuroonkologie), der Kinderneurochirurgie, der peripheren Neurochirurgie und der Wirbelsäulenchirurgie. Weltweit höchste Anerkennung erhielt Prof. Dr. Behr insbesondere für die chirurgische Leistung bei Auditorischen Hirnstammimplantaten. Behr hat Patienten aus 20 Ländern – darunter mehr als 70 Kindern – die an Neurofibromatose Typ II erkrankt sind, ein Auditory Brainstem Implantat (ABI) implantiert. Im Rahmen eines der legendären „ABI-Workshops“ in Fulda, mit jeweils mehr als 100 Teilnehmern aus verschiedenen Ländern, sagte einer der führenden Experten auf dem Gebiet, Professor Dr. Robert V. Shannon, von der University of Southern California (Los Angeles): „Viele Patienten und vor allem Kinder auf der ganzen Welt, die ohne Hörnerv geboren wurden, sind Prof. Dr. Behr mehr als dankbar“.

Im Jahr 2005 gründete Prof. Behr zusammen mit den Kollegen der Klinik der Orthopädie und Unfallchirurgie das Wirbelsäulenzentrum Fulda. Dieses bietet neben mikrochirurgischen Operationen von Bandscheibenvorfällen weitere Möglichkeiten der Behandlung von degenerativen Erkrankungen der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule mit allen gängigen Stabilisierungsverfahren. Prof. Behr war zudem maßgeblich bei der Gründung des Schädelbasiszentrums im Jahr 2006 beteiligt, das damals als erstes Schädelbasiszentrum außerhalb einer Universität galt. Mit dem Schädelbasiszentrum erfolgte eine Intensivierung der Zusammenarbeit aller Disziplinen, die sich mit der Schädelbasis befassen, also dem Terrain zwischen Hirnschädel und Gesichtsschädel: Neurochirurgie, HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Augenheilkunde und Neuroradiologie. Als Beispiele für die interdisziplinäre operative Behandlung seien genannt die Hypophysenchirurgie an der vorderen Schädelbasis und die gemeinsame Operation von Neurochirurgen und HNO-Chirurgen in der Behandlung von Akustikusneurinomen an der seitlichen Schädelbasis. „Prof. Behr hat es immer verstanden, in der Patientenversorgung beste Ergebnisse mit höchster Sicherheit zu verbinden. Von seiner schonenden, minimal-invasiven Neurochirurgie, unter Einbeziehung modernster bildgebender Methoden und Anwendung mikrochirurgischer und endoskopischer Behandlungstechniken, haben vielen Patientinnen und Patienten profitiert“, so Dr. Menzel. +++ pm

Zur Person
Der in Bamberg geborene Prof. Dr. Robert Behr studierte Humanmedizin an der Justus-Liebig Universität Gießen. Die Erteilung der Approbation als Arzt erhielt er 1983. Im Januar 1984 wurde ihm die Promotionsurkunde verliehen. Von 1983 bis 1989 war Behr zunächst als Assistenzarzt an der Neurochirurgischen Klinik Justus-Liebig-Universität in Gießen und von 1989 bis 1992 dort als Oberarzt tätig. 1989 erhielt er die Anerkennung zum Arzt für Neurochirurgie. Im Dezember 1992 habilitierte er für das Fach Neurochirurgie und im Februar 1993 wurde ihm die akademische Bezeichnung Privatdozent verliehen. Im Jahr 1992 wechselte er als Leitender Oberarzt an die Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Julius-Maximilian-Universität Würzburg. Im Mai 1999 wurde Behr zum Universitätsprofessor an die Klinik für Allgemeine Neurochirurgie der Universität Köln berufen. Dort war er bis 2001 als leitender Oberarzt tätig, bevor er am 01.07.2001 die Funktion des Direktors der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Fulda übernahm. Seit 2005 hat Prof. Behr die Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie. Prof. Behr ist in zahlreichen Mitgliedschaften vertreten, u.a. der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie, der Deutschen Krebsgesellschaft, der Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie. In seinen Schlussworten dankte Prof. Behr den Rednern, aber auch insbesondere seinem Team der Neurochirurgie sowie den Kollegen des Schädelbasiszentrums für die jahrelange intensive Zusammenarbeit. Er wünschte zudem seinem Nachfolger Priv.-Doz. Dr. Stefan Grau, der am 01. Dezember dieses Jahres seine Nachfolge als Direktor der Klinik für Neurochirurgie antreten wird, alles Gute. In der Zwischenzeit wir die Klinik vom langjährigen leitenden Oberarzt Dr. Helmut Füssler geleitet.

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