Fehlende barrierefreie, sozial geförderte Wohnungen in Fulda

Vorsitzender des Behindertenbeirates besorgt

Wohnhaus

Fulda. In der letzten Sitzung des Behindertenbeirates der Stadt Fulda wurde heftig über den Mangel an barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum diskutiert. Der Vorsitzendende des Beirates, Hanns-Uwe Theele, verwies auf die zahlreichen Berichte in den Medien zu diesem Thema. Die dort genannten Statistiken und Gutachten sahen überwiegend keinen Mangel an freien Wohnraum in der Stadt oder im Umland. „Ganz anders sieht das aber bei Wohnungen für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung aus“, sagt Theele. Immer wieder wird er von Mitbürgern angesprochen, die auf einen barrierefreien und Wohnraum angewiesen sind und keine bezahlbaren Wohnungen finden.

Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) hat inzwischen gefordert, endlich Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben und Wohnen zu ermöglichen. „Nach wie vor können Menschen mit Behinderungen von ihrem Recht, selbst über Wohnort und Wohnform zu bestimmen, nur unzureichend Gebrauch machen“, erklärt Valentin Aichele, Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention des DIMR. Es fehle bundesweit an bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum. Artikel 19 der UN-BRK (UN-Behindertenrechtskonvention): Vertragsstaaten gewährleisten, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, ….

Theele ergänzt hierzu für die Stadt Fulda, dass es z.B. bei der Firma Burg Projektentwicklung, die in diesem Bereich sehr engagiert ist und erst vor einigen Jahren 39 barrierefreie Wohnungen geschaffen am Florentor 1 geschaffen hat und derzeit weitere 25 barrierefreie, sozial geförderte Wohnungen plant, eine lange Warteliste gibt. Die wenigen Investoren, die sozialen, barrierefreien Wohnraum anbieten, verfügen über keine freien Wohnungen. Diese Situation sei nicht länger akzeptabel.

Wenn eine Familie durch einen Krankheitsfall plötzlich auf eine barrierefreie Wohnung angewiesen sei, könne sie nicht 2-3 Jahre auf eine barrierefreie, bezahlbare Wohnung warten. Im Allgemeinen entscheiden sich Wohnungssuchende für oder gegen eine Wohnung, wenn es darum geht, ob eine Wohnung groß genug ist, der Fußbodenbelag gefällt, die Lage der Wohnung passt und eine Garage oder Balkon vorhanden ist, die Räume hell und trocken, die Heizung effizient und genügend Zimmer vorhanden sind. Wenn Menschen mit Einschränkungen eine bezahlbare Wohnung suchen, geraten diese Kriterien in den Hintergrund. Diejenigen, die mit einem Wohnberechtigungsschein nach barrierefreien Wohnraum suchen, können diese Kriterien nicht zum Maßstab nehmen. Sie können froh sein, nach Monaten oder sogar Jahren überhaupt eine Wohnung in Fulda zu finden. Auch wenn sie beim zuständigen Sachbearbeiter bei der Stadt um Hilfe bitten, kann dieser zurzeit nicht mit barrierefreiem, sozial geförderten Wohnraum dienen. Wenn die Wohnung rollstuhlgerecht, oder gar im Zentrum der Stadt sein muss, bestehen gar keine Chancen auf Erfolg. Aber gerade Menschen mit Behinderung sind oft auf eine zentrumsnahe Lage angewiesen, da sie von dort aus Ihre regelmäßigen Besuche bei Ärzten, Therapeuten, Apotheken, Geschäften und Gastronomie einfacher bewältigen können.

Diese Fakten spiegeln sich in keiner Studie wieder, die von der Stadt oder Landkreis in Auftrag gegeben wurden. Auch die vor einigen Jahren durch die Stadt Fulda eingeführte Satzung für Wohnraumförderung hat daran nichts Wesentliches verändert. In der Stadt Fulda leben ca. 10.000 Menschen mit einer erfassten Behinderung. Davon über 4000 Menschen mit einer Gehbehinderung, die somit auf barrierefreien Wohnraum angewiesen sind. Dazu kommen tausende ältere Menschen, die altersbedingt Einschränkungen in der Beweglichkeit haben. Diese Menschen sind nicht in einer Statistik erfasst und werden in keinem Gutachten berücksichtigt. „Wie können dann die Stadtverordneten und der Magistrat zukunftsorientierte Entscheidungen zum Wohl der Menschen in der Stadt Fulda treffen?“ so Theele. „Wo sind die nachhaltigen Steuerungselemente, die von den Verantwortlichen eingesetzt und umgesetzt werden? Ich kann als Vorsitzender des Behindertenbeirates immer nur in den städtischen Gremien und im Behindertenbeirat darauf hinweisen, wie angespannt die Lage ist und dass sich diese Situation durch den demographischen Wandel noch weiter verschlechtern wird. Auch die Menschen mit Behinderung und ältere Mitbürger haben ein Recht auf Wohnraum, und es wird höchste Zeit sich diesem Problem mit Nachdruck zu stellen.“ +++