Deutsche Wirtschaft wegen Nafta-Einigung besorgt

Das kommt einer größeren Abschottung gleich

Die deutsche Wirtschaft hat die Einigung zwischen den USA, Mexiko und Kanada im Nafta-Streit begrüßt, sich zugleich aber besorgt wegen der Auswirkungen eines Folgeabkommens gezeigt. „Mit Nafta 2.0 wird ein Auseinanderbrechen der nordamerikanischen Freihandelszone verhindert. Das ist zunächst eine gute Nachricht für deutsche Unternehmen in den USA, Mexiko und Kanada“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Deutsche Betriebe hätten in dreistelliger Milliardenhöhe in Nordamerika investiert und seien auf einen zollfreien Warenverkehr zwischen Kanada, Mexiko und den USA angewiesen, so Treier weiter. „Nafta 2.0 hat aber auch eine deutliche Schattenseite“, fügte er hinzu. „Das neue Abkommen verlangt höhere Wertschöpfungsanteile in Nordamerika, gerade im Automobilbereich, und geht damit zu Lasten globaler Wertschöpfungsketten und auch von Produktionsstandorten in Deutschland“, beklagte der Wirtschaftsvertreter. „Das kommt einer größeren Abschottung gleich.“ Zudem sei die Ratifizierung des Abkommens noch nicht in trockenen Tüchern. Die Wirtschaft verfolge deshalb gespannt den weiteren Fortgang der Gespräche.

BDI und BGA begrüßen Nafta-Neuauflage

Die Neuauflage des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta ist von deutschen Wirtschaftsverbänden positiv aufgenommen worden. „Die deutsche Industrie ist über die Einigung in der letzten Minute erleichtert. Ein Abkommen ohne Kanada hätte Wertschöpfungsnetzwerke im gesamten Nafta-Raum beschädigt und deutsche Unternehmen empfindlich getroffen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, am Montag. Auch Holger Bingmann, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) äußerte sich hoffnungsvoll: „In unruhigen Zeiten, in denen Protektionismus wieder salonfähig geworden ist, ist das Abkommen in letzter Minute ein Lichtblick.“ Dennoch wollen beide Verbandschefs abwarten und sehen was das Abschlussdokument genau beinhaltet. So sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Lang, dass eine genaue Prüfung des Vertragstextes zeigen werde, ob der Handel auch in Zukunft wie unter Nafta ungestört ablaufe oder neue Handelsbarrieren hochgezogen werden. „Ob das neue Abkommen Nafta vollwertig ersetzen kann, bleibt allerdings noch abzuwarten. Wie so oft kommt es auch hier auf die Details an“, sagte BGA-Chef Bingmann +++

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