BMI: Jeder zehnte Asylbewerber kommt aus Staat mit Visumfreiheit

Jeder zehnte Asylbewerber in Deutschland stammt aus einem Land, das von der Visumspflicht befreit ist. Im vergangenen Jahr wurden 15.655 der 165.938 Asylanträge von Bürgern solcher Staaten gestellt, teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage der „Welt“ mit. Darunter vor allem Georgier (3.880), Moldauer (2.839), Serben (2.718) und Nordmazedonier (2.258). Georgien ist nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) das zehntwichtigste Herkunftsland von Schutzsuchenden. Die Schutzquote liegt 2020 nur bei 0,9 Prozent. Seit Gewährung der Visumsfreiheit für Georgier im Frühjahr 2017 haben Asylanträge von Bürgern des Staates deutlich zugenommen. EU-weit liegt der Anteil der Asylbewerber aus von der Visumpflicht befreiten Staaten noch deutlich höher als in Deutschland. Laut EU-Kommission würden „fast ein Viertel der bei den Mitgliedstaaten eingegangenen Asylanträge“ von Antragstellern eingereicht, „die visumfrei in de  n Schengenraum einreisen können“, wie es in einem öffentlich zugänglichen Dossier der EU-Kommission von Ende September heißt. Die hohe Quote kommt vor allem durch eine Besonderheit in Spanien zustande. Das Land verzeichnet seit 2019 einen starken Anstieg der Asylanträge. In dem Land stammen, völlig anders als in jedem anderen EU-Staat, vier Fünftel der Antragsteller aus visumsbefreiten Ländern Lateinamerikas – vor allem aus Venezuela und Kolumbien. Nach ihrer Einreise stellen die Lateinamerikaner in Spanien meist Asylanträge, die größtenteils abgelehnt werden. In dem von der EU-Kommission Ende September vorgelegten Vorschlag für eine Reform des EU-Asylsystems wird eine Abkehr von der großzügigen Visavergabe erwogen. So könne „die Visumpolitik“ eingesetzt „werden, um die Zahl unbegründeter Asylanträge aus Ländern, die von der Visumpflicht befreit sind, einzudämmen“. +++ nh/dts