Bertelsmann-Studie zum Krankenversicherungssystem stößt auf Kritik

Jeder Arztpraxis in Deutschland gehen im Schnitt über 54.000 Euro pro Jahr verloren

Krankenhaus-Patient

Eine aktuelle Bertelsmann-Studie zu einer Vereinheitlichung des Krankenversicherungssystems ist auf Kritik vonseiten der Bundesärztekammer und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) gestoßen. „Konkret geht es um die Aussage, gesetzlich Versicherte würden um 145 Euro pro Jahr entlastet, wenn alle jetzt PKV-Versicherten Mitglieder in der GKV würden“, sagte Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt am Montag. „Das sind mehr als zweifelhafte Zahlenspielereien, mit denen erneute Forderungen nach der Einführung einer Einheitsversicherung auf die politische Agenda gedrückt werden sollen.“

Es werde unterstellt, alle knapp neun Millionen Privatversicherten könnten in ihrer Gesamtheit ad hoc in die GKV überführt werden, was alleine rechtlich nicht möglich wäre, so Reinhardt. „Die angebliche Ersparnis von 145 Euro im Jahr ginge voll zulasten der ärztlichen Versorgung. Denn was die Versicherten sparen, wird den Arztpraxen genommen“, sagte auch de r Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), Florian Reuther. Die „145-Euro-Illusion“ von Bertelsmann beruhe darauf, dass der PKV-Mehrumsatz für die Ärzte ersatzlos wegfalle, sagte er.

„Damit gingen jeder Arztpraxis in Deutschland im Schnitt über 54.000 Euro pro Jahr verloren – wodurch sich die Wartezeiten und die Versorgungsqualität für alle Patienten drastisch verschlechtern würden.“ Zuvor war die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass die Gesetzliche Krankenversicherung jährlich ein finanzielles Plus in Höhe von rund neun Milliarden Euro erzielen würde, wenn alle Bundesbürger gesetzlich versichert wären. Der Beitragssatz könne entsprechend je nach Szenario um 0,6 bis 0,2 Prozentpunkte sinken, so die Studie, die vom Berliner IGES-Institut durchgeführt wurde. +++

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