AOK-Chef weist Gröhe-Pläne zu Versandhandelverbot zurück

Keinen Schutzzaun um Deutschlands Apotheken ziehen

Berlin. Mit scharfer Kritik reagiert die AOK auf Pläne von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), den Onlinehandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verbieten zu wollen: „Das reflexhafte Verbot des Versandhandels von Arzneimitteln ist falsch. Auch die Apotheker können sich neuen Vertriebsformen nicht gänzlich verschließen, das erwarten die Versicherten“, sagte der Vorstandschef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, der „Bild“. Wichtiger als darüber nachzudenken, einen Schutzzaun um Deutschlands Apotheken zu ziehen, sei es, „neue Vertragsmodelle zu entwickeln, die eine sichere Versorgung mit Arzneimitteln in allen Regionen garantieren und gleichzeitig Preisvorteile für die Solidargemeinschaft ermöglichen“, sagte Kitsch der Zeitung. „Die Krankenkassen sind dazu bereit, Gröhe kann es richten.“

DocMorris kritisiert geplantes Verbot von Apotheken-Versandhandel

Auch die niederländische Versandapotheke DocMorris kritisiert die Pläne, den Online-Handel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln zu verbieten. „Ich hätte mir gewünscht, dass sich Herr Minister Gröhe darüber freut, dass mit dem Ende der Preisbindung für Medikamente auf Rezept der Kumpel im Ruhrgebiet und die Rentnerin in der Eifel entlastet werden“, sagte DocMorris-Chef Olaf Heinrich der „Rheinischen Post“. Offenbar würden die wirtschaftlichen Interessen von 20.000 Apothekern höher bewertet als die „Entlastung von Millionen“ von Verbrauchern und Patienten. „Das gilt besonders für einkommensschwache und chronisch kranke Menschen“, sagte Heinrich. Er hält die Pläne, den Online-Handel mit Medikamenten zu verbieten, für „verfassungswidrig“. Entsprechende Vorhaben seien bereits 2008 und 2012 gescheitert. „Jetzt gibt uns auch der Europäische Gerichtshof Recht, wenn wir Patienten bei Medikamenten preislich entlasten.“ Ein Verbot, so Heinrich, hätte also auch europarechtliche Konsequenzen. DocMorris wolle nun die Verbots-Pläne des Gesundheitsministeriums in Ruhe und Sorgfalt prüfen. „Wir stehen jederzeit zur Verfügung, Herrn Minister Gröhe unsere Argumente auch im persönlichen Gespräch vorzutragen“, sagte Heinrich. So könnten beispielsweise die Pläne der Bundesregierung aus 2006 zu einer Preisobergrenze erneut diskutiert werden. Bislang seien aber weder EU-ausländische Versandapotheken noch deren Verbandsvertreter in dieser Sache gehört worden. +++