Ärztliche Versorgung in der Zukunftsgemeinde Eichenzell

CWE: Den Schwerpunkt auf unsere Stärken legen

Alfons Schäfer (CWE)

Der Vorsitzende des Ausschusses Sport, Kultur und Soziales, Alfons Schäfer, weist in einer Mitteilung die Vorwürfe der Bürgerliste Eichenzell (BLE) nach der Ärzteversorgung in der Kommune Eichenzell zurück. Das Thema, so der Ausschussvorsitzende, werde von der Bürgerliste Eichenzell lediglich dazu benutzt, um in der Öffentlichkeit den Bürgern vermitteln zu wollen, dass man sich dem Thema bereits seit Jahren angenommen habe. Die Wirklichkeit sehe aber anders aus. „Ärzteversorgung bleibt weiterhin ein Dauerthema in Eichenzell. Der Ausschuss Sport, Kultur und Soziales befasst sich zusammen mit dem Gemeindevorstand bereits seit Jahren mit dieser Problematik“, betont der Vorsitzende des CWE-Gemeindeverbandes Eichenzell, Alfons Schäfer.

Schäfer: Tatsächlich haben sich der Ärzteversorgung die Fraktionen der CDU, SPD und CWE angenommen

Weiter heißt es in der Mitteilung: „Transparenz in der Gemeindepolitik herzustellen, ist ein hohes Ziel. Man erreicht es nicht, wenn die Bürger von manchen Fraktionen mit Presseberichten zugeschüttet werden, nur um den Anschein zu erwecken, man habe sich einer Sache besonders angenommen. Ein Beispiel hierfür ist eine kürzlich erschienene Pressemeldung der BLE über die Ärzteversorgung in Eichenzell. Hier möchte man den Bürgern vermitteln, dass sie diejenigen sind, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema in unserer Gemeinde beschäftigen. Tatsächlich haben sich jedoch die Fraktionen der CDU, SPD und CWE zusammen mit dem Gemeindevorstand und Ärzten seit 2013 dieser Situation angenommen und Möglichkeiten gesucht, eine Verbesserung zu erreichen, was aber ohne die Zustimmung der kassenärztlichen Vereinigung bisher nicht möglich war.

Bereits im Oktober 2013 wurde hierüber ein Antrag der SPD in die Gemeindevertretung eingebracht. Ein weiterer Antrag von dem damals fraktionslosen Gemeindevertreter Dehler datiert vom 19. November 2015. Ebenso lag ein gemeinsamer Änderungsantrag der CDU und der CWE Fraktion zur Förderung und Ansiedlung von Ärzten vor; dieser wurde übrigens einstimmig von allen Fraktionen angenommen und der Ausschuss für Sport, Kultur und Soziales wurde beauftragt, grundlegende Informationen über die Möglichkeiten zur Niederlassung von Ärzten (Allgemein und Fachärzte) zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung in Eichenzell zu erarbeiten. Dabei war es ausdrücklich erwünscht, Fachleute des Gesundheitswesens (Kassenärztliche Vereinigung, Gesundheitsnetz u.a.) einzuladen, um hier für alle einen einheitlichen Informationsstand zu erlangen.

Vorsitzender des Ausschusses Sport, Kultur, Soziales war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Herr Dehler, der aber leider keine Dringlichkeit sah, kurzfristig eine Sitzung des Ausschusses einzuberufen. So schlummerte das Thema vom November 2015 bis März 2016 vor sich hin. Nach der Kommunalwahl wurde der Ausschuss im April 2016 neu besetzt. Vorsitzender wurde Alfons Schäfer (CWE), seine Stellvertreterin Monika Hofmann (CDU). Jetzt endlich wurde der Ausschuss aktiv. Es fand eine Sitzung statt, in der Dr. Bernhard Licht, Vorstandmitglied des Gesundheitsnetzes Osthessen, Dr. Daniel Nolte, Aufsichtsratsmitglied des Gesundheitsnetz Osthessen und Sinisa Stanojevic von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen über die Situation in Eichenzell und im Landkreis Fulda berichteten.

Wir konnten in dieser Sitzung erfahren, dass der Landkreis Fulda bei den Allgemeinmedizinern in zwei Bereiche eingeteilt ist: Der Mittelbereich Fulda, zu dem Eichenzell gehört und der Mittelbereich Hünfeld. Wie viele Allgemeinärzte und Fachärzte sich in einem Bereich niederlassen dürfen, wird letztlich in Berlin festgelegt. Vor Ort hat man darauf keinen Einfluss. Nach dem geltenden Schlüssel gibt es im Mittelbereich Fulda eine Überversorgung mit Allgemeinmedizinern, die bei 120 Prozent liegt. Für die Gemeinde Eichenzell liegt der Versorgungsgrad bei 125,75 Prozent. Einzelne Ortsteile werden hier von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht gesondert betrachtet. Über die Zulassung von Arztsitzen entscheidet ein Zulassungsausschuss bei der Kassenärztlichen Vereinigung.

Herr Stanojevic berichtete, dass zwar theoretisch ein freiwerdender Arztsitz von Fulda nach Eichenzell verlagert werden könnte, aber in der Praxis sei dies eigentlich auszuschließen. Schließlich möchte der Arzt, der in den Ruhestand geht, falls er überhaupt einen Nachfolger findet, dass der Betrieb in der vorhandenen Praxis weitergeht. Dies hängt zum einen mit einer Abstandszahlung für die Praxiseinrichtung zusammen; weiterhin soll der Patientenstamm auch in der angestammten Praxis versorgt werden. Letztlich kann der Nachfolger dort auf ein eingespieltes Praxisteam zurückgreifen. Für den neuen Arzt ist es allein schon aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus sinnvoll, eine vorhandene Praxiseinrichtung am alten Standort zu übernehmen. Eine neue Praxis einzurichten, ist eine hohe Investition, und hier muss der Arzt auch als Unternehmer eine wirtschaftliche Entscheidung treffen.

„Nach längeren Diskussionen erarbeitete der Ausschuss für Sport, Kultur und Soziales einen Änderungsantrag, der dann in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung beschlossen wurde“

Erst mit Anträgen vom 26.11.2019 und vom 30.08.2020 rückte die BLE das Thema erneut in die Öffentlichkeit. Der Ausschuss für Sport, Kultur und Soziales erarbeitete nach längeren Diskussionen einen Änderungsantrag, der dann in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung beschlossen wurde. Hier müssen wir zum allgemeinen Verständnis etwas weiter ausholen, denn bereits in der Gemeindevertretersitzung am 28. Mai 2020 wurde bei der Bewerbung der Gemeinde Eichenzell zum Programm „smart Cities made in Germany – unter Gesundheit/Pflege (E-Health) bereits folgender Beschluss gefasst. Darin heißt es: „die ärztliche Versorgung und Pflege in allen Ortsteilen ist sicherzustellen, insbesondere auch unter Einsatz der Digitalisierung / Telemedizin.“

Weiterhin wurde beschlossen: „Eine fachlich qualifizierte Kraft (mit Vertretung) führt die Ohne-Arzt-Praxis und übernimmt, in Absprache mit dem Arzt alle Eingangsuntersuchungen, deren Ergebnisse dem Arzt sofort online mitgeteilt werden. Via Internet kann ein Dialog mit dem Arzt stattfinden. Der Arzt kann weitere Untersuchungen veranlassen, z. B. Blutdruck messen usw. Die Werte werden unmittelbar übertragen. Durch die Ohne-Arzt-Praxis für Telemedizin, die auch an mehreren Orten aktiv sein kann (Kostenschwerpunkt Personal), kann die medizinische Versorgung in allen Ortsteilen von Eichenzell noch weiter verbessert werden. Ergänzend soll eine direkte Kommunikation zwischen Arzt und Patienten über Smartphone / PC / Tablet möglich sein, ohne dass die Patienten die Praxis aufsuchen müssen. Damit werden Erkenntnisse aus der Corona Situation berücksichtigt.“ Soweit die Situation in Eichenzell. Doch wie sieht es bundesweit aus?

Digitalisierung öffnet die Tür zur Zukunft der Medizin

Vorweg: Wir liegen genau richtig in Eichenzell. Die Antwort auf die gestellte Frage könnte lauten: Digitalisierung öffnet die Tür zur Zukunft der Medizin. Dem Gesundheitssystem steht ein unmittelbarer Wandel bevor: Weg vom Analogen, hin zum Digitalen, lautet die Devise. Dank Telemedizin, Künstlicher Intelligenz, E-Rezept und digitaler Patientenakte ergeben sich völlig neue Perspektiven zur Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Die individualisierte Versorgung rückt in unmittelbare Nähe. Wenn alle an einem Strang ziehen, sind bis 2025 alle Ärzte, Krankenhäuser, Kassen und andere Akteure des Gesundheitswesens miteinander vernetzt.

Das ist auch notwendig, um die besten Ergebnisse für die Patienten zu bekommen. Telemedizinische Angebote helfen die Betreuungslücke zwischen ländlichen Regionen und Metropolen zu schließen. Bereits für 2021 ist die elektronische Patientenakte angekündigt. Dort sollen alle im Laufe des Lebens gesammelten Berichte, Röntgenbilder, Arztbriefe bis hin zum Impfpass abgelegt und abrufbar sein. Eine gemeinsame Basis auf die Ärzte und Patienten zurückgreifen können. Mit dem Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG) und der Verordnung für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAV) hat die Politik den Weg für eine digitale Gesundheitsversorgung geebnet. Jetzt muss dieser Weg gangbar gemacht werden.

Den Schwerpunkt auf unsere Stärken legen und dem Gemeindevorstand genügend Freiräume einräumen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger von Eichenzell

Mit unserer Initiative „Smart City“ sind wir genau auf dem richtigen Weg. Wir sollten unseren Schwerpunkt auf diesen Schritt legen und bei der Diskussion um die Ärzteversorgung nicht zu kurz springen, sondern dem Gemeindevorstand genügend Freiräume einräumen, damit am Ende die beste Lösung und damit die beste Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger herauskommt. Das hat auch der Ausschuss Sport, Kultur und Soziales erkannt und folgenden Beschlussvorschlag erarbeitet, der dann in der Sitzung der Gemeindevertretung am 24.09.2020 angenommen und einstimmig beschlossen wurde: „Der Gemeindevorstand wird aufgefordert, eine mittel- und langfristige Strategie zum Thema Ärzteversorgung für die Gesamtgemeinde mit hoher Priorität unter Einbindung der Fraktionen zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu wird das Thema in die regelmäßige Fraktionsvorsitzenden-Runde aufgenommen.“

Dieser Beschluss ist noch einmal ein Verstärker für den Gemeindevorstand, er gibt dabei aber genügend Freiraum, um auch die bereits angestoßenen Initiativen unseres smart-city-Projektes mit einfließen zu lassen, das aussagt, dass die ärztliche Versorgung und Pflege in allen Ortsteilen sicherzustellen ist und das insbesondere auch unter Einsatz der Digitalisierung / Telemedizin. „Sie sehen, das Thema Ärzteversorgung ist nicht einfach und man braucht einen langen Atem, um dicke Bretter zu bohren. Wir hoffen, dass es dem Gemeindevorstand, unter Leitung von Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) gelingt, die Versorgung in Eichenzell auf noch sicherere Beine zu stellen“, heißt es abschließend der Mitteilung. +++ pm/ja