Abgasaffäre: VW präsentiert Lösung für 1,6-Liter-Diesel-Motor

Volkswagen

Wolfsburg. Volkswagen präsentiert der von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wegen der Abgasaffäre eingesetzten Untersuchungskommission am Montag eine Lösung für den 1,6-Liter-Motor bei Diesel-Fahrzeugen. Die Kommission soll sich nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR bei Probefahrten mit einem Test-Auto in Wolfsburg davon überzeugen, dass die Grenzwerte für Stockoxide nunmehr eingehalten würden ohne dass dies Auswirkungen auf das Fahrverhalten habe.

Mitglieder der Kommission sind Wissenschaftler sowie Experten des Verkehrsministerium in Berlin und vom Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Sie sollen sich in Wolfsburg selbst ans Steuer setzen. Bei dem mittelgroßen 1,6-Liter-Motor sind nach Angaben aus Konzernkreisen sowohl Änderungen an der Software als auch am Motor selbst vorgesehen. Die Eingriffe am Motor fielen allerdings klein aus. Ein Adblue-Katalysator sei nicht nötig, anders als Fachleute gemutmaßt hatten. Volkswagen ist zuversichtlich, dass die gefundene Lösung von der Regierungskommission akzeptiert werde. Die Umrüstung der Fahrzeuge mit den 1,6-Liter-Motoren sei technisch, handwerklich und finanziell überschaubar. Gleiches gelte für den Werkstattbesuch. Die dafür nötige Zeit sei ebenfalls „überschaubar“. Eine reine Software-Lösung für den 2,0-Liter-Motor hatte VW der Kommission bereits vorgestellt, auch damit Probefahrten. Mit dem 2,0- und dem 1,6-Liter-Motor habe man dann den weitaus größten Teil der Diesel-Fahrzeuge erfasst, bei denen die Messergebnisse verfälscht worden seien, um die Schadstoff-Grenzwerte einhalten zu können, heißt es aus Konzernkreisen.

Beim 1,2-Liter-Motor will VW dann in zwei Wochen so weit sein. Auch da wird bereits ein Probeauto vorbereitet. Allein in Deutschland müssen im kommenden Jahr 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeuge in die Werkstatt, um umgerüstet zu werden. In Europa sind es insgesamt 8,5 Millionen Fahrzeuge. Die meisten davon haben einen 2,0-Liter-Motor, dann folgt die 1,6-Liter-Variante. Beim kleinsten Motor, dem mit 1,2 Litern, sind nur einige hunderttausend Fahrzeuge betroffen. Volkswagen hofft, die nun gefundenen Lösungen europaweit anwenden zu können, wenn man die deutsche Regierungskommission überzeugt habe. Die von Dobrindt eingesetzten Experten bescheinigen VW, „bisher einen ganz guten Eindruck zu machen“. Das besagen Angaben aus Regierungskreisen. So sei bei der Vorstellung der Lösung für den 2,0-Liter-Motor erst die alte Software vorgeführt worden, die zu den verfälschten Messergebnisse geführt habe, dann die neue Software. Volkswagen schafft es offenbar, die vom Kraftfahrt-Bundesamt vorgegeben Stichtage einzuhalten. Beim 1,6-Liter-Motor ist das der 15. November, beim kleinen 1,2-Liter-Motor der 30. November. In den USA mit den weit niedrigeren Grenzwerten für Stickoxid sind die Probleme größer. VW-Techniker wollen kommenden Freitag den US-Behörden einen konkreten Vorschlag für den 1,6-Liter-Motor unterbreiten. Lösungen gefunden werden müssen auch noch für die 800.000 Fahrzeuge, darunter Benziner, mit einem überhöhten Ausstoß des Klima-Schadstoffs Kohlendioxid.

Weil: Niedersachsen hält sich aus Alltagsarbeit bei VW raus

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil will sich als Mit­eigentümer von Volkswagen aus der Alltagsarbeit des Autoherstellers heraushalten. Dem Nachrichtenmagazin Focus sagte Weil, der auch Auf­­­­­sichts­­­­­rat bei Volkswagen ist: „Das Ziel, viele Jobs zu erhalten, ist nur zu er­reichen, wenn der Konzern wettbewerbsfähig und effizient ist.“ Daher mische sich das Land nicht in das operative Geschäft bei dem Unternehmen ein. Weil reagierte damit auf Vorwürfe, wonach Niedersachsen sich selbst einem wirt­schaftlich not­wendigen Stellenabbau bei dem angeschlagenen Hersteller wider­setzen würde. Zugleich dämpfte Weil die Hoffnung von verärgerten Anlegern auf Schaden­­­­­­­ersatz. Es sei keineswegs eindeutig, dass Volkswagen seine Mitteilungspflicht gegenüber der Börse im Abgasskandal verletzt habe.