Kömpel: Leben auf dem Land attraktiver machen

Lauterbach. Ländlich geprägte Regionen wie der Vogelsberg haben es nicht leicht. Immer mehr junge Menschen zieht es in die Städte, die Bevölkerung auf dem Dorf wird älter, die Strukturen schwächer. Was kann man tun, um die ländlichen Regionen in Deutschland zu schützen? Die SPD-Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel hatte in die Lauterbacher Aula der Sparkasse Oberhessen eingeladen, um dieser Frage nachzugehen. „Gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland“ hieß der Titel der Veranstaltung. Hauptreferent des Abends war Kömpels Kollege aus der Fraktion, der Abgeordnete Dr. Jens Zimmermann.

Der 34-Jährige ist Leiter des SPD-Projektes Neuer Zusammenhalt, das sich damit beschäftigt, eben diese „gleichen Lebensverhältnisse“ in der Bundesrepublik zu schaffen. Weitere Referenten des Abends: Matthias Weitzel, Chef der Vogelsberger SPD-Kreistagsfraktion und Bürgermeister von Mücke, sowie Ralf Müller, Entwickler des Projektes BiBER („Bürgerschaftliches Engagement regional“). „Das Thema brennt den Menschen im Vogelsberg auf den Nägeln“, sagte Birgit Kömpel bei ihrer Begrüßung: „Boomende Ballungsräume stehen Regionen mit sinkender Bevölkerungszahl gegenüber. Lebensbedingungen sind ungleich verteilt. Wir müssen Hebel finden, um dieses Ungleichgewicht zu beenden und das Leben auf dem Land attraktiver zu machen.“ Schnelles Internet, flexible Kinderbetreuung, attraktiver öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), gute medizinische Versorgung durch eine ausreichende Zahl an Hausärzten und Krankenhäusern: In all diesen Bereichen muss viel getan werden, um die Strukturen auf dem Land zu verbessern und die Wohnqualität zu erhöhen. „Es gibt zu wenige junge Ärzte, die Allgemeinmediziner werden wollen. Wenn man weiß, dass ein Radiologe das Vierfache verdienen kann, ist dies vielleicht sogar verständlich“, erklärte Jens Zimmermann. Birgit Kömpel berichtete über ein Pilotprojekt der Deutschen Bahn AG: Hier werden Busse zu mobilen Arztpraxen umgerüstet. Diese können dann in Regionen kommen, in denen Arztpraxen fehlen.
„Ich fahre gerne in die Stadt. Aber leben will ich auf dem Land“, sagte Matthias Weitzel, der für diese Aussage viel Applaus erhielt. „Natürlich wünschen wir uns Unterstützung von Bund und Land. Aber die Kommunen wollen nicht dauernd gegängelt werden“, erklärte der Bürgermeister Mückes. Er spielte damit auf Vorschriften und Verordnungen an, die erfüllt werden müssten, um Zuschüsse zu erhalten.

Generell wurde nicht mit Kritik am Land Hessen gespart. „Bei Geldern vom Bund ist oft das Bundesland zwischengeschaltet. Oft weiß man nicht, was bei der Kommune ankommt“, sagte Jens Zimmermann. Und Matthias Weitzel ergänzte: „Der ländliche Bereich wird von zu wenigen Abgeordneten vertreten.“ Und Birgit Kömpel kritisierte die ungleiche Verteilung der Gelder an die Kreis, Städte und Gemeinden beim Kommunalen Finanzausgleich. „Kleine Ideen für kleine Flächen“ forderte Ralf Müller, Bildungsreferent des Evangelischen Dekanats Alsfeld. Er hat das Projekt BiBER initiiert, in dem Ehrenamtliche zu Dorfentwicklern ausgebildet worden waren. Er nannte das Beispiel einer pensionierten Lehrerin, die für ihren Heimatort einen alten Wagen gekauft hatte, den sich die Bürgerinnen und Bürger leihen konnten. Müller: „Mittlerweile hat verfügt das Dorf über fünf Car-Sharing-Autos. Die Zweitwagen in dem Ort sind weitgehend abgeschafft.“ Einig waren sich alle Referenten, dass die Zukunft der Dörfer auch vom Engagement seiner Bewohner abhängt. Hier stimmten auch die Gäste zu, die sich eifrig an der Diskussion beteiligten. Birgit Kömpel in ihrem Fazit: „Das Thema beschäftigt uns alle. Ich bin sicher, dass dies nicht die letzte Veranstaltung dieser Art war.“ Ihr besonderer Dank galt Bernd Kunzelmann, Bereichsdirektor Kommunikation der Sparkasse Oberhessen, für die Gastfreundschaft. +++ fuldainfo

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