Wechsel an der Spitze der Handchirurgie des Klinikums Fulda

Fulda. Der Hörsaal des Klinikums Fulda war gut besucht. Dr. Ralf Schmidt wurde als leitender Arzt der Abteilung für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie in sein Amt eingeführt. Der langjährige leitenden Arzt der Abteilung für Handchirurgie, Dr. Ziad Mascharka wurde in den Ruhestand zu verabschiedet.

Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel überbrachte auch im Namen von Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Heiko Wingenfeld beste Wünsche: „Dr. Mascharka ist ein glänzender Chirurg. Wer einen seiner vielen dankbaren Patienten erlebt hat weiß, welche Leistung er oft in schwierigen Fällen vollbracht hat. In jeder Hinsicht hatte Mascharka eine sichere Hand in der Handchirurgie. Er hat die medizinischen Fähigkeiten des Teams unseres Hauses eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Seinem Nachfolger Dr. Schmidt wünsche ich, dass er mit viel Erfolg die Arbeit innerhalb der Abteilung und zum Wohl der Patientinnen und Patienten des Klinikums Fulda fortführt“, so Dr. Wingenfeld.

„Oberflächlich betrachtet ist die Hand ein Greifapparat der sich am unteren Ende der Arme befindet und sich aus Knochen, Sehnen und Bändern, der dazu gehörigen Muskulatur und den Weichteilen zusammensetzt“, leitete Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstand des Klinikums Fulda, seine Rede ein. “Aber tatsächlich ist die Hand einer der wesentlichen Schritte in der menschlichen Evolution des Menschen, ein Meisterstück der Natur, ein echtes Vielzweckwerkzeug.“ Neben seiner Expertise in der Handchirurgie wird durch Dr. Schmidt auch der Bereich der Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Fulda gestärkt. Die enge Einbindung als Abteilung der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Hessmann, schafft die Voraussetzungen für eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Im Rahmen des über regionalen Traumazentrums und der begrufsgenossenschaftlichen Anerkennung als Zentrum für Schwerstverletzte spielt die Handchirurgie eine wesentliche Rolle. Im Rahmen der offiziellen Amtseinführung ging der Vorstand insbesondere auf den beruflichen Werdegang von Dr. Schmidt ein.

Beruflicher Werdegang von Dr. Ralf Schmidt

Nach dem Abitur in Groß-Gerau hat Dr. Ralf Schmidt im Jahr 1985 sein Studium der Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg begonnen und an der Freien Universität Berlin im Jahr 1991 abgeschlossen. Nach Abschluss seiner Facharztausbildung war er von 1998 bis 2003 als leitender Arzt und Allgemeinchirurg in Malawi (Südostafrika) tätig. Dort hat er sich neben der Tropenmedizin u.a. mit dem Forschungsprojekt „Krokodilbisse“ engagiert. Im Jahr 2003 kehrte der gebürtige Südhesse nach Deutschland zurück und war bis 2008 an die Friedrich-Schiller-Universität Jena als Oberarzt und Facharzt für Chirurgie/Handchirurgie an der Klinik für Unfall-, Hand und Wiederherstellungschirurgie tätig. Von 2008 bis 2012 war er in der BG-Klinik Bergmannstrost Halle als Oberarzt und Facharzt der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie – Brandverletztenzentrum tätig, von Februar bis zuletzt als leitender Arzt für Handchirurgie.

Dr. Ralf Schmidt deckt das gesamte Spektrum der Handchirurgie, einschließlich Replantationen und auch die plastisch-wiederherstellende Chirurgie, von freien mikrochirurgischen Transplantationen bis hin zur großen Wiederherstellungschirurgie bei großen Thorax- und Bauchwanddefekten sowie die operative Behandlung von Schwerstbrandverletzen kompetent ab. „Mit Herrn Dr. Schmidt haben wir einen vielseitig qualifizierten Chirurgen gewinnen können, der das Spektrum der Abteilung noch weiter ausbauen wird“, freut sich Dr. Menzel. Nach dem Festvortrag von Priv.-Doz. Dr. Michael Steen, ehemaliger Direktor der Klinik für Plastische- und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost (Halle/Saale), wurde Dr. Ziad Mascharka offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

Berufliche Meilensteine von Dr. Ziad Mascharka

Ende der 80-er Jahre wurde am Klinikum Fulda nach einem ausgewiesenen Hand-Experten gesucht und fand ihn in der Person von Dr. Ziad Mascharka. Dr. Ziad Mascharka hat von 1967 bis 1973 an der Medizinischen Fakultät Damaskus (Syrien) studiert. Nach dem Studium kam er nach Deutschland um den Facharzt für Chirurgie im Kreiskrankenhaus Eschwege und Kreiskrankenhaus Waldbröl zu erwerben. 1981 bis 1983 arbeitete er in der Klinik für Handchirurgie des Friederikenstiftes in Hannover. Seit dieser Zeit arbeitete er ausschließlich handchirurgisch. Von 1983 bis 1988 war er in Syrien als Belegarzt handchirurgisch tätig. Am 01. August 1989 wechselte er als Funktionsarzt in die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie ans Klinikum Fulda, die damals von Prof. Dr. Otto Wörsdörfer geleitet wurde. Nachdem Dr. Mascharka jahrelang die Handchirurgie als „Ein- Mann-Betrieb“ ausgeübt hat, wurde er im April 1996 im Zuge der „organisatorischen Verselbständigung der Handchirurgie zum leitenden Arzt der Abteilung ernannt. Inzwischen versorgen 5 Ärzte die ständig ansteigende Patientenanzahl.

2005 ist die Abteilung für Handchirurgie in neue, großzügige Räumlichkeiten umgezogen, mit vier Untersuchungsräumen und einem Eingriffsraum mit Vorbereitungsraum, drei Büroräumen für den klinischen Arztdienst, einer Anmeldung mit vorgelagertem Wartebereich sowie Ver- und Entsorgungsräumen. Ziel des Umzugs war die Verbesserung der Patientenversorgung und Wahrung der Privatsphäre bei der Untersuchung. Seit September 2015 ist die Abteilung erneut umgezogen: in die Räume der Kinderklinik (1. Etage). Die ersten handchirurgischen Operationen von Dr. Schmidt und seinem Team haben bereits im OP auf der Ebene H21 stattgefunden.

Dr. Menzel sprach Dr. Mascharka seinen ausdrücklichen Dank aus: „Seit mittlerweile 25 Jahren besteht nun am Klinikum der Fachbereich Handchirurgie, der dank Ihnen, Dr. Mascharka, weit über die Grenzen der Region hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Nur wenige Kliniken in Hessen verfügen über eine derartige Abteilung mit ihren entsprechenden Spezialisten“, lobte Dr. Menzel. Dr. Mascharka deckte mit seinem Team das gesamte Spektrum der Handchirurgie ab: Handverletzungen einschließlich Replantationen, Fehlbildungen, Mikrochirurgie, Rheumachirurgie und Nerveneinklemmungen. Das Team betreut dabei Patienten unterschiedlichster Altersgruppen: So werden bei Kleinkindern insbesondere Fehlbildungen korrigiert.

In den vergangenen 25 Jahren hat die Handchirurgie auch vom medizinischen Fortschritt profitiert: Seit dem Einzug der Mikrochirurgie wird unter dem Mikroskop operiert. Ein weiterer Meilenstein war die Einführung der Handgelenksspiegelung. Hierbei wird (ähnlich wie bei der Kniespiegelung) eine nur wenige Millimeter große Kamera in das Gelenk eingeführt, so dass der Operateur sich ein genaues Bild vom Innenleben der zu operierenden Stellen machen kann. Ziel jeder Operation ist es, die bestmögliche Funktion (wieder)herzustellen. Die meisten handchirurgischen Operationen werden ambulant durchgeführt, für stationäre Fälle stehen in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Betten zur Verfügung. „In der Abteilung für Handchirurgie werden pro Jahr rund 2.000 Patienten operiert“, erläuterte Dr. Mascharka. „Die Hand ist und bleibt für mich faszinierend: Wenn sich zum Beispiel ein Patient mit der Kreissäge einen Finger abtrennt, müssen Knochen, Nerven, Muskeln Sehnen, Gefäße und Haut wieder zusammengefügt werden. Und das erfordert Fingerspitzengefühl“, so Dr. Mascharka.

Herr Professor Hessmann, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, dankte Dr. Mascharka ausdrücklich für die vielen Jahre der konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit. „Dr. Mascharka hat mit dem Aufbau einer leistungsfähigen Abteilung für Handchirurgie am Klinikum Fulda Pionierarbeit geleistet. Durch sein außerordentliches Engagement und sein großes Fachwissen hat sich die Handchirurgie in Fulda zu einem überregional renommierten Referenzzentrum auf Augenhöhe mit anderen großen handchirurgischen Abteilungen und Kliniken entwickelt. Darüber hinaus war Dr. Mascharka von der Landesärztekammer Hessen zur vollen Weiterbildung in der Handchirurgie ermächtigt. Eine Reihe an Chirurgen konnten unter seiner Leitung zum Handchirurgen ausgebildet werden“, lobte Prof. Hessmann.

Für die Region ist eine rund um die Uhr erreichbare und einsatzbereite Handchirurgie von enormer Bedeutung, denn Handverletzungen sind häufig und die Patienten können in Heimatnähe behandelt werden. Eine Weiterverlegung ist nicht erforderlich. Durch die bundesweite Etablierung von Traumazentren und -Netzwerken sowie auch durch die Neustrukturierung des Heilverfahrens durch die DGUV ist die Hand- und rekonstruktive Chirurgie als wichtiger Bestandteil einer vollumfänglichen integrativen unfallchirurgischen Versorgung fest verankert. Prof. Hessmann freut sich daher besonders, dass mit Herrn Dr. Schmidt nicht nur eine Kontinuität in der Handchirurgie hergestellt, sondern zudem ein zusätzliches Leistungsangebot in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie sowie in der Verbrennungsmedizin eingerichtet werden konnte. Nach schweren Unfällen resultieren häufig komplexe Verletzungen sowohl des Knochens wie auch der Weichteile mit Nerven und Gefäßen. Dies erfordert abgestimmte Behandlungskonzepte, in der Unfall- und Plastische Chirurgie gemeinsam Hand in Hand das bestmögliche funktionelle aber auch kosmetische Behandlungsergebnis für jeden einzelnen Patienten anstreben. +++ fuldainfo

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