Wir haben in Fulda genug Hotels – was fehlt, ist das gastronomische Angebot

Fulda Panorama

Fulda. „Wir sind es einfach mit weiteren Hotels in Fulda satt“, so der Vorsitzende des Freundeskreises der Gastlichkeit Fulda e. V. und Hoteldirektor des Holiday Inn Fulda Wolfram Killer auf gestriger Pressekonferenz – anlässlich der steigenden Hotelkapazitäten bei verhältnismäßig wenigen gastronomischen Angeboten in Fulda – im Hotel Restaurant Zieherser Hof.

Eine klare Botschaft sowie Intention des „Deutschen Hotel- und Gastronomieverbandes DEHOGA Hessen e. V.“ und des „Freundeskreises der Gastlichkeit Fulda e. V.“, um Kommunalpolitiker für dieses Thema sowie die aktuelle Problematik des ungleichen Angebotes von Hotellerie und Gastronomie in der Stadt Fulda zu sensibilisieren. Anlässlich steigender Hotelkapazitäten – speziell des geplanten Hotelneubaus in der Dalbergstraße – bei verhältnismäßig wenigem gastronomischen Angebot in Fulda, sehen der Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e. V. des Kreisverbandes Fulda und der Freundeskreis der Gastlichkeit Fulda e. V. jetzt Handlungsbedarf.

„Wir sind uns bewusst, dass geplante Hotelkonzepte nicht verhindert werden können. Dennoch sehen wir, dass die Kommunalpolitik – insbesondere in den vergangenen Jahren – nicht den Kontakt zu Branchenverbänden und Vereinen der regionalen Hotellerie- und Gastronomie gesucht hat, um sich einen Überblick über diese Branche zu verschaffen. Aussagen von Kommunalpolitikern, wie zum Beispiel: ‚Es spricht für die Attraktivität Fuldas, dass sich weitere Hotelketten für unsere Stadt interessieren‘, machen uns ansässige, mittelständische Unternehmen, sprachlos. Kettenhotellerie – insbesondere Budgetkonzepte, ohne eigene, kostenintensive Restauration – in die Stadt zu locken, treiben den bereits ‚jetzt präsenten Trend‘ fehlender Gastronomiefläche fort“, ist sich der Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e. V. des Kreisverbandes Fulda sicher. Laut dem Hessischen Statistischen Landesamt, stieg das Bettenangebot in der Stadt – innerhalb von zwei Jahren (zwischen 2015 und 2016) – um ca. 20 Prozent, während die Bettenauslastung in den vergangenen zehn Jahren (2005 bis 2014) lediglich um ca. zehn Prozent anstieg. „In dieser Zeitspanne wurde das Hotel & Kongresszentrum ESPERANTO errichtet, welches – aufgrund bestimmter Alleinstellungsmerkmale, wie z. B. Messehallen, Tagungskapazitäten sowie Wellnesslandschaft – einen zusätzlichen Markt geschaffen hat. Die zusätzlichen neuen Bettenkapazitäten, welche seit der Eröffnung des ESPERANTO hinzugekommen sind, werden jedoch – aufgrund ihrer Existenz und Konzeption – keine zusätzlichen Gäste nach Fulda locken, sondern ‚lediglich am bestehenden Markt partizipieren‘, der maßgeblich durch die bestehenden Beherbergungsbetriebe aufgebaut und geprägt wurde“, heißt es in dem gemeinsamen Pressestatement vom DEHOGA Hessen und dem Freundeskreis der Gastlichkeit Fulda e. V., die ihre Problematik darin sehen, dass ihnen – durch die neuen Hotelprojekte, diese – durch entsprechende Tagungs-,Messe- oder Wellnessangebote – keinen eigenen Markt schaffen – Marktanteile weggenommen werden. Doch das derzeitig – nicht nur in der Stadt Fulda, sondern auch im Landkreis, immer weiter fortschreitende Phänomen, hat weitere, negative Auswirkungen. Der Fortbestand der mittelständisch geprägten Hotellerie, diese größtenteils als ‚familiengeführte Beherbergungsbetriebe‘ fungieren, nebenstehend der existenziellen Bedrohung, diese sich auch auf die Arbeitnehmer niederschlägt, ist in diesem Kontext ebenso sehr gefährdet.

Neben Mohammad Asef, Erster Vorsitzender des DEHOGA Hessen vom Kreisverband Fulda sowie Inhaber des Hotel-Restaurants Zieherser Hof und Holiday Inn-Hoteldirektor und Vorsitzender des Freundeskreises der Gastlichkeit Fulda e. V. Wolfram Killer, fungierten auch der Inhaber des hiesigen Hotels am Rosenbad Steffen Ackermann, Hoteldirektor des neuen Innenstadt-Hotels und Tagungszentrums Platzhirsch Dirk Schütrumpf sowie die Leiterin des Tourismus- und Kongressmanagements Fulda Elisabeth Schrimpf als Gesprächspartner.

„Es geht uns jetzt nicht um das neue ‚Hotel garni‘, das ist im Augenblick zwar Aufhänger, aber nicht das alleinige Übel. Worum es uns geht – und dem messen wir wirkliche Wichtigkeit bei – ist, dass nicht noch mehr Hotels in Fulda gebaut werden. Ich appelliere da wirklich an klaren Überlegungen sowie einem wachen Geistesverstand und das man uns, die es ja in erster Linie auch betrifft, mit in den Dialogprozess mit einbezieht. Wir sind es mit weiteren Hotels in Fulda satt; Das mag in vier, fünf Jahren vielleicht anders sein, aber im Moment, sind solche Überlegungen einfach surreal“, so Hoteldirektor Killer.

„Es gibt Monate, in denen wir wirklich ‚ums Überleben kämpfen‘ müssen. Hinzukommt, dass es aktuell um die Entwicklung der gastronomischen Berufssparten, sprich Ausbildung zum Koch oder auch im Service, nicht zum allerbesten bestellt ist. Natürlich merkt man auch, dass es zu ‚gewissen Stoßzeiten‘ läuft – dann müssen wir unsere Gäste, die bei uns zu Abend essen wollen, sogar weiter nach Bad Salzschlirf empfehlen, was im Grunde für uns kein Problem ist und insofern auch kein Konkurrenzdenken darstellt, wir Gastronomen sind dann doch so human und helfen uns gegenseitig, aber nach diesen Stoßzeiten, in gewissen Monaten, gibt es einen Einbruch oder ein gastronomisches Tief“, weiß der Inhaber des Hotels und Restaurants Zieherser Hof Mohammad Asef.

„Ich kann das, was Mohammad Asef gesagt hat, nur bestätigen; Wir haben in Fulda viele Hotels, aber ein viel zu dünnes Angebot an guten Restaurants. Da muss man sich wirklich überlegen, ob man sich nicht doch überlegt, einen Sternekoch einzustellen, um unseren Hotelgästen gute Küche anbieten zu können“, so Hoteldirektor Dirk Schütrumpf.

„Vor Jahren war ‚gute Restaurants in Fulda zu finden‘, ja kein so sehr großes Problem. Schade, dass wir auf das Löhertor, welches ja doch schon eine sehr hohe Aufenthaltsqualität hatte, nicht mehr zurückgreifen können. Ich werde von meinen Gästen immer gefragt, was das eigentlich ist. Kommunalpolitisch hätte so verfahren werden sollen, dass man ausschließlich Hotels hätte genehmigen sollen, die auch über ein gastronomisches Angebot verfügen“, ist sich Steffen Ackermann, Hoteldirektor des Hotels am Rosenbad gewiss.

„Gerade zu den Stoßzeiten, wie im ‚Musical Sommer Fulda‘ oder auch jetzt – während dem Weihnachtsmarkt -, haben wir viele Touristen in Fulda, die natürlich auch abends Essen gehen wollen. Da wird es in beliebten Restaurants mit den Platzkapazitäten in der Tat – dann doch etwas schwierig“, weiß auch die Leiterin des Tourismus- und Kongressmanagements Fulda Elisabeth Schrimpf.

„Wir fordern den Magistrat der Stadt Fulda auf, zukünftig den ‚Deutschen Hotel-und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e. V.“ – Kreisverband Fulda und den branchenspezifischen Verein „Freundeskreis der Gastlichkeit Fulda e. V.“ im Vorfeld solcher Entscheidungen anzuhören und mit in den Dialogprozess mit einzubeziehen. Die bestehenden Hotels und Gasthöfe haben den kommunalen Haushalt über Jahrzehnte mitfinanziert und die Attraktivität der Region – ‚für den wachsenden Tourismus‘ – stark beeinflusst. Deshalb sehen wir den Magistrat in der moralischen Pflicht, die Vielfalt unserer Branche zu bewahren und den bereits am Markt befindlichen Unternehmen, eine ‚reelle Perspektive‘ zu ermöglichen. Anderenfalls sehen wir die Gefahr, dass wir in unserer Stadt Berliner Verhältnisse bekommen, die letzten Endes – durch zu hohe Hotelkapazitäten – einen aggressiven Preiskampf ausgelöst haben. Eine Billigdestination Fulda wünschen wir uns nicht! Dies sollte auch im Sinne und Ziel des Magistrates sein.“ +++ fuldainfo | jessica auth

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