Zentralrat der Jesiden kritisiert Strafanzeige gegen Bundesregierung

Der Zentralrat der Eziden (Eigenschreibweise) distanziert sich von der Strafanzeige gegen die Bundesregierung, die ein jesidischer Frauenverband vor Kurzem erstattet hat. „Ein solcher Schritt gegenüber Deutschland ist falsch und nicht zielführend“, sagte Irfan Ortac, der Präsident des Zentralrats, der „Welt“. Die Anzeige sei „definitiv nicht im Sinne der Jesiden“. Eine Organisation namens Dachverband des Ezidischen Frauenrats hatte am Mittwoch erklärt, sie habe Strafanzeige gegen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) erstattet, weil die Bundesregierung nicht genug tue, um deutsche IS-Täter zu verfolgen, die in Nordostsyrien festgehalten werden. Er verstehe die Intention hinter der Strafanzeige nicht, sagte Ortac. Jedoch handele es sich beim Dachverband des Ezidischen Frauenrates, der die Anzeige erstattet hatte, seiner Kenntnis nach um eine Organisation, die sich mit der verbot enen kurdischen Arbeiterpartei PKK solidarisiere. Der Zentralrat der Eziden sieht sich als gemeinsame Interessenvertretung der Jesiden in Deutschland und repräsentiert nach eigenen Angaben 70 Prozent der jesidischen Vereine in der Bundesrepublik. Auch deutsche Dschihadisten hätten gemordet und vergewaltigt, räumte Ortac ein. Die Bundesrepublik trage darum eine Verantwortung für die Verfolgung dieser Taten. „Trotz all dem – eine Strafanzeige ist der falsche Weg, um Deutschland an diese Verantwortung zu erinnern“, so der Präsident des Zentralrats der Eziden weiter. Die Bundesrepublik habe viel für die Jesiden getan. Unter anderem sei Deutschland das erste Land gewesen, das die Angriffe des IS gegen die Jesiden als Völkermord bezeichnet habe. Deutschland habe zum Schutz der Jesiden im Nahen Osten beigetragen und jesidische Flüchtlinge aufgenommen, sagte Ortac der Zeitung.