„Wein im Schlosshof… das Spätlesefest“ eröffnet

Spätlesereiter erzählt ein Teil fuldische Geschichte

Nachdem am 29. August die genuss´wochen im Innenhof des Stadtschlosses zu Ende gegangen sind, wurde gestern ebenfalls im Innenhof „Wein im Schlosshof…das Spätlesefest“ eröffnet. Nachdem das traditionelle Weinfest im vergangenen Jahr Pandemie-bedingt abgesagt werden musste, war die Freude bei den Fuldaerinnen und Fuldaern nicht zu übersehen. Eine Premiere ist, dass „Wein im Schlosshof“ aufgrund des neu gestalteten Innenhofes, der es jetzt auch Menschen mit einer Gehbehinderung deutlich besser ermöglicht, den Schlossinnenhof zu passieren, im Innenhof des Stadtschlosses stattfindet. Ein besonderes Highlight auf der Eröffnungsveranstaltung war die Enthüllung des sogenannten „Spätlesereiters“.

Fuldas Oberbürgermeisters Dr. Heiko Wingenfeld hieß die Gäste für die Stadt Fulda willkommen. Besonders willkommen geheißen wurden die Erste Bürgerin der Stadt, Frau Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann (CDU), der Bürgermeister der Stadt Fulda Dag Wehner (CDU), der Stadtbaurat der Stadt Daniel Schreiner (parteilos), der Fuldaer Heimatforscher, Journalist und Buchautor Michael Mott, Elvira Storch vom Vorstand des Beirates der Menschen mit Behinderung, das Fuldaer Hessentagspaar Vera Vogt und Max Dudyka, die seit der Pandemie-bedingten Absage des Hessentags in Fulda auch Einheitsbotschafter für Hessen sind sowie die Berliner Bildhauerin und beauftragte Künstlerin für den Spätlesereiter Valerie Otte. Ein besonderes willkommen galt der Rheingauer Weinkönigin 2019-2021 Valerie Gorgus, die gemeinsam mit ihrem Bürgermeister Patrick Kunkel (Eltville am Rhein) eigens für „Wein im Schlosshof“ aus Hattenheim (südhessischer Rheingau-Taunus-Kreis) anreiste.

Oberbürgermeister Wingenfeld ging in seinem Grußwort auf die Fuldaer Weintradition ein, die doch – auch wenn man es nicht direkt vermutet -, „ein Stück Fuldaer Weingeschichte“ beinhaltet. „Schon bald nach der Gründung des Klosters Fulda im Jahre 744 legten Mönche am Frauenberg einige Rebhänge an. Ein weiterer Grundstock in der Weingeschichte Fuldas wurde im Jahre 777 von Karl dem Großen gelegt als er das Königsgut Hammelburg dem Kloster Fulda zuordnete. Bonifatius zu Ehren wurden dem Kloster im Laufe der Jahrhunderte noch zahlreiche Weingüter in verschiedenen Weinorten Europas geschenkt. Am 20. Juni 1716 kaufte Fürstabt Konstantin von Buttlar die Domäne Johannisberg im Rheingau. So kam ein Kleinod deutscher Weinlagen in fuldischen Besitz“, heißt es auf der Internetpräsenz des Weinhistorischen Konvents Fulda e.V. Für diesen sprachen Barbara Hermann und Ralf Liebau, die die Gäste im Innenhof herzlich willkommen hießen und sich sichtlich darüber erfreuten, dass die Tradition des Fuldaer Weinfestes mit „Wein im Schlosshof… das Spätlesefest“ wieder aufgenommen wurde.

„Eigentlich gehören wir zu den traditionsreichen Städten im Hinblick auf die Weinkultur“, so Oberbürgermeister Wingenfeld, der bei der Eröffnung auf den früheren Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger und heute Ehrenbürger der Stadt verwies, der anfangs so seine Schwierigkeiten hatte, Fulda als „Weinstadt“ anzuerkennen, denn der langjährige Kommunalpolitiker stammt aus Bensheim an der Bergstraße. Weiter führte Wingenfeld an, dass der neu gestaltete Innenhof des Stadtschlosses durch das Denkmal des „Spätlesereiters“ für die Menschen „erlebbar“ gemacht werden soll. Er bedankte sich bei den Städtischen Gremien, allen voran Stadtbaurat Daniel Schreiner, dem die Idee entstammt, an der neu entstandenen Mitte des Innenhofes des Stadtschlosses (T-Kreuzung) ein Denkmal zu errichten, und sich sofort in die intensive Arbeitsphase stürzte. „Wir haben den Spätlesereiter, wir haben Wein im Schlosshof und wir haben die neue Gestaltung des Innenhofes – das wichtigste ist jedoch, dass wir wieder Gemeinschaft zulassen können und die soll heute im Mittelpunkt stehen“, so Oberbürgermeister Wingenfeld abschließend, der nicht versäumte, den Fuldaer Weinhändlern für ihre jahrzehntelange Beständigkeit und ihrem Engagement zur Aufrechterhaltung der Fuldaer Weinkultur zu danken.

Stadtbaurat Daniel Schreiner erinnerte in seinem Grußwort an den intensiven Arbeitsprozess zur Umgestaltung. Wichtig war, so Stadtbaurat Schreiner, den Innenhof barrierefrei zu bekommen. Der Platz mit Basaltsteinen diente vor der Umgestaltung vorwiegend als Parkplatz. Die neu geschaffene T-Kreuzung aus Sandsteinbelag, ermöglicht nun Menschen mit Gehbehinderung ein unkompliziertes Passieren des Platzes sowie das vereinfachte Erreichen der Verwaltungsräumlichkeiten. Durch die Umgestaltung entstand eine neue Mitte. Dass diese durch eine Skulptur, ein Denkmal, aufgewertet werden sollte, war schnell ins Bewusstsein des Stadtbaurates gerückt. Galt es also nur noch, die städtischen Gremien zu überzeugen, die hier keine Einwände vorbrachten. Ein besonderes Wort des Dankes vonseiten des Stadtbaurates gebührte Yvonne Gärtner, die als Koordinatorin im Baudezernat mit den Ausschreibungsformalitäten federführend betraut war. „Es war eine herausfordernde Zeit, aber wir haben beispielsweise bei den archäologischen Grabungen auch viel über unsere Stadt, das Renaissanceschloss, die Keller herausgefunden“, so Stadtbaurat Daniel Schreiner.

Mit Vorspannung wurde am frühen Mittwochabend die Enthüllung des Spätlesereiters erwartet. Die lebensgroße Statue des legendären Reiters mit seinem Pferd stammt von der Berliner Bildhauerin Valerie Otte, die sich 2020 in einem Wettbewerb mit ihrem Entwurf gegen vier andere Künstler durchgesetzt hatte. „Der Standort wurde bewusst aufgrund des historischen Kontextes gewählt, denn in den Schlosskellern wurden im 18. Jahrhundert die besten Weine aus der fuldischen Besitzung im Rheingau in Fässern eingelagert und dort später in Flaschen abgefüllt“, erklärte Stadtbaurat Daniel Schreiner. Die Kosten der Bronzeskulptur belaufen sich in ihrer Gesamtheit auf rund 100.000 Euro.

Für den Beirat der Menschen mit Behinderung sprach Elvira Storch vom Vorstand, die den Blick auf die Inklusion lenkte. So sei es dem Beirat als Vertretung der Menschen mit vielfältigen Behinderungen ein Anliegen gewesen, dass der Innenhof des Stadtschlosses sowie dessen Umgebung „gleichermaßen attraktiv und nutzbar“ gestaltet werde. In diesem Sinne wurde eine glatte und ebene Wegführung sowie eine gut sichtbare dunkle Wegkante bevorzugt. Die Noppen-Platten vor Eingängen und dem Fahrstuhl zeigen blinden und sehbehinderten Menschen die Zugänge an, die dunklen Wegkanten fungieren als Orientierungshilfen für sehbehinderte und ältere Menschen. Die nun geschaffenen glatten Wege ermöglichen Menschen mit Gehstöcken, Gehilfen, Rollatoren, Rollstühlen, Eltern mit Kinderwägen und Besuchern mit Rollkoffern einen barrierefreien Zugang.

„Der Beirat hat die Aufgabe, stets zu sensibilisieren, wie wichtig eine inklusive Gestaltung unserer Umwelt für alle Menschen ist“, so Storch. „Herausgekommen ist in diesem Fall eine Gestaltung, die der historischen Umgebung und der Barrierefreiheit in gleichem Maße gerecht wird.“ Weiter verwies sie auf den barrierefreien Zugang zum Spätlesereiter. „Natürlich wird die Skulptur des Spätlesereiters auch barrierefrei zugänglich sein. Die zukünftige Hinweistafel zu Skulptur ist zusehen, zu ertasten und in kontrastreicher größerer Schrift gestaltet für ältere und sehbehinderte Menschen. Außerdem wird die Hinweistafel mit einem QR-Code versehen, welcher mit einem tastbaren Rahmen für blinde und sehbehinderte Menschen ertastbar ist und somit mit dem Handy zu erfassen ist.

Mit diesem QR-Code gelangen alle Menschen im Internet auf Informationen in vielfältigen Formen. Diese Informationen können barrierefrei abgerufen werden, da es sehr vielfältige Möglichkeiten gibt. Infos in mehreren Sprachen, in Gebärdensprache, leichter Sprache, Podcasts und Filmen. Somit werden Barrieren für Blinde und Sehbehinderte, Taube, Taubstumme und Menschen, die Probleme mit Wort und Schrift haben, geebnet. Auch geschichtsinteressierte Menschen erfahren die Legende, den Hintergrund oder Details der Umsetzung. Der Beirat der Menschen mit Behinderungen freut sich sehr, dass gemeinsam mit der Stadt diese barrierefreie Schildgestaltung als Vorbild und Blaupause für alle weiteren Beschilderungen entwickelt werden konnte.“

„Wein im Schlosshof… das Spätlesefest“ ist bis Sonntag, den 12. September 2021 zu besuchen. Die Öffnungszeiten belaufen sich von Mittwoch bis Samstag von 17 bis 23 Uhr und Sonntag von 17 bis 21 Uhr. Ruhetage sind Montag und Dienstag. Entsprechend der derzeit geltenden Corona-Verordnung finden 350 Besucherinnen und Besucher Platz im Schlosshof. Wie bereits bei den genuss´wochen sorgen der bei Einbruch der Dunkelheit illuminierte „Magic Sky“ und abendliche Live-Musik-Acts für eine stimmungsvolle Atmosphäre. +++ ja