Verbraucherschutz verlangt 29-Euro-Ticket ab September

Jugendbündnis für Verlängerung von 9-Euro-Ticket bis Ende 2022

Deutschlands oberste Verbraucherschützerin Ramona Pop hat sich für eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets über den August hinaus starkgemacht. „Wir fordern eine Fortführung mit einem 29-Euro-Ticket ab September“, sagte die neue Vorständin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Verkaufszahlen und volle Züge zeigten, dass die Menschen das Ticket wirklich nutzen. „Ein großer Vorteil ist die Einfachheit, man muss nicht mehr die komplizierten Tarifstrukturen verschiedener Verkehrsverbünde verstehen, um das richtige Ticket zu kaufen“, sagte die frühere Berliner Wirtschaftssenatorin.

Mit einem günstigen Preis sei es für viele bezahlbar, klimaverträglich unterwegs zu sein. „Wir müssen den Umstieg auf den Öffentlichen Nahverkehr fördern“, sagte die frühere Grünen-Politikerin. „Wenn man den Umstieg ernst meint, muss man dafür Geld in die Hand nehmen.“ Allerdings müsse auch das Angebot ausgebaut werden, insbesondere im ländlichen Raum, warnte VZBV-Chefin Pop. „Der Abbau von Bahnstrecken in den vergangenen Jahrzehnten war eine Fehlentscheidung.“ Anders sieht es bei einer möglichen Verlängerung des umstrittenen Tankrabatts auf Benzin und Diesel aus. „Das sehen wir skeptisch“, sagte Pop den Funke-Zeitungen. Gefördert würden vor allem jene mit großen Autos, die viel verbrauchen. „Menschen mit geringem Einkommen können sich solche Spritschlucker gar nicht leisten. Das ist nicht das gerechteste Modell.“ Zudem stehe die Frage im Raum, ob das Geld tatsächlich bei den Verbrauchern angekommen ist oder nicht doch vor allem die Gewinne der Konzerne erhöht hat. „Ein von der Höhe des Einkommens unabhängiges Mobilitätsgeld wäre da sinnvoller“, so die Verbraucherschützerin. Bei der Neuordnung der E-Auto-Förderung müsse die Bundesregierung Klarheit schaffen, auf welche Förderungen sich Verbraucher verlassen können. „Bislang hat sich die E-Auto-Förderung bewährt. Sie war sinnvoll, um den Umstieg voranzubringen – aus klimapolitische Gründen, aber auch zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen“, sagte Pop. Auch die Automobilindustrie sei gefragt, für attraktive Preise zu sorgen. Die VZBV-Chefin hob hervor: „Noch mehr muss beim Ausbau der Ladeinfrastruktur geschehen.“

Jugendbündnis für Verlängerung von 9-Euro-Ticket bis Ende 2022

Ein Bündnis aus zehn Gewerkschaftsjugendorganisationen, Parteijugenden und Umweltverbänden drängt auf die Weiterführung des 9-Euro-Tickets bis Ende 2022 und als Anschlussangebot einen kostenfreien ÖPNV. „Wir fordern eine Weiterführung des 9-Euro-Tickets bis mindestens Ende dieses Jahres und langfristig kostenlosen Nahverkehr für alle“, sagte die Initiatorin des Bündnisses und geschäftsführende Bundesjugendleitung der EVG-Jugend, Victoria Ebnet, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Gleichzeitig muss das Personal massiv aufgestockt werden und intensiv in die Ausbildung investiert werden, nicht nur bei der Bahn, sondern auch in der Industrie, um Fahrzeuge bauen zu können“, ergänzte Ebnet. Das Bündnis will am Freitag seine Forderung in einer Pressekonferenz vorstellen. Durch den Abbau klimaschädlicher Subventionen solle das Angebot bezahlt werden: „Finanziert werden soll das unserer Meinung nach durch die Abschaffung klimaschädlicher  Subventionen wie dem Dienstwagenprivileg, und die Einführung etwa einer Kerosinsteuer“, sagte Ebnet weiter. „Wir haben das Bündnis aus aktuellem Anlass gegründet, um bundesweit die Meinung junger Menschen zu vertreten, weil der Start des 9-Euro-Tickets gezeigt hat, dass ein günstiger Nahverkehr die Menschen in die Züge lockt und sie bereit sind, ihr Fahrzeug auch mal stehen zu lassen“, fügte sie hinzu. Diese spontane Idee der Regierung müsse der Startschuss für einen gut durchdachten, Mitarbeiter- und Fahrgastfreundlichen öffentlichen, kostenfreien Verkehr sein. Teil des Bündnisses sind neben der Jugendorganisation der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die BUND-Jugend, der Deutsche Bundesjugendring, die DGB-Jugend, die Jungsozialisten, die Grüne Jugend, die Linksjugend solid, sowie die Naju, „Fridays for Future“ und die Naturfreunde Jugend. +++

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