Verbraucherschützer fordern verbindliche Kriterien für Umweltsiegel

Was steckt wirklich hinter den Siegeln

Berlin. Der Verbraucherzentralen-Bundesverband fordert strengere Regeln für Umweltsiegel, die von Unternehmen zur Produktwerbung genutzt werden. „Das Wort Siegel ist rechtlich nicht geschützt. Die Bundesregierung muss deshalb gesetzliche Mindestanforderungen für eine sozial und ökologisch verantwortliche Produktion schaffen“, sagte Kathrin Krause, Expertin für nachhaltigen Konsum des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Der Siegeldschungel verwirrt den Verbraucher.“

Die Kunden müssten wissen, was wirklich hinter den Siegeln stecke, damit sie nachhaltig konsumieren können. Dazu gehörten etwa Regeln zur umweltverträglichen Rohstoffgewinnung oder Arbeitsschutzstandards. Andernfalls betreiben Unternehmen mit solchen „irreführenden Werbeaussagen, Green und Social Washing“, kritisiert Krause. Die Verbraucherschützer sehen sich in ihrer Forderung durch einen Gerichtsprozess bestätigt, den sie gegen Galeria Kaufhof gewonnen haben. Der Konzern hat mit seinem Siegel „Natürlich Galeria“ einen BH für Mädchen beworben. „Mit dem grünen Blatt werden Produkte gekennzeichnet, die besonders umweltfreundlich oder sozialverträglich hergestellt sind – oft auch beides“, wirbt das Unternehmen auf seiner Firmenseite im Internet. Allerdings geht aus der Beschreibung nicht hervor, durch welche Kriterien sich die Umweltfreundlichkeit oder Sozialverträglichkeit des Produkts ergibt. Das Landgericht Köln hat dem Konzern nun verboten, weiterhin mit dem Siegel „Natürlich Galeria“ für dieses Produkt zu werben. Galeria Kaufhof erkannte die von der Verbraucherzentrale erhobenen Ansprüche vor Gericht an.

Insgesamt hat Galeria Kaufhof laut Online-Angaben knapp 8.000 Artikel bei Textilien, Kosmetik, Spielwaren und Schreibwaren sowie 2.000 Artikel im Lebensmittelbereich im Angebot, die mit diesem Siegel ausgezeichnet sind. Autorisierte Zitate von Kathrin Krause, Referentin nachhaltiger Konsum beim VZBV: „Das Wort Siegel ist rechtlich nicht geschützt. Die Bundesregierung muss gesetzliche Mindestanforderungen für eine sozial und ökologisch verantwortliche Produktion schaffen. Der Siegeldschungel verwirrt den Verbraucher. Letztlich würde eine rechtlich verbindliche Lösung nicht nur bei Verbrauchern, sondern auch bei Produzenten und dem Einzelhandel Klarheit schaffen. Wenn Unternehmen solche irreführenden Werbeaussagen verwenden, betreiben sie Green und Social Washing.“ +++