Union akzeptiert „Nutri-Score“

Am besten wäre eine gesamteuropäische Lösung

Die Union wird der neuen Lebensmittelkennzeichnung Nutri-Score nicht im Wege stehen. Der Vorsitzende des Verbraucherausschusses im Bundestag, Alois Gerig (CDU), sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS): „Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das durchsetzen wird.“ Überhaupt nehme er wahr, „dass unsere Reduktionsstrategie bei Zucker, Fett und Salz angenommen wird und schon etwas gebracht hat“. Für die Zukunft stelle er sich allerdings eher einen QR-Code vor, „über den der Verbraucher dann die entsprechenden Informationen bekommt“.

Gerig fügte gegenüber der FAS hinzu: „Wir leben ja wie die Made im Speck, noch nie waren so viele Lebensmittel verfügbar und noch nie waren sie so sicher und preiswert. Das birgt aber auch Gefahren wie Übergewicht. Wir wissen, dass für die Mehrzahl der Verbraucher immer auch der Preis entscheidend ist, egal wie sich das jeweilige Produkt zusammensetzt – ob mit Nutri-Score oder ohne.“ Der Berichterstatter de r Unionsfraktion bei diesem Thema, Johannes Röring, sagte der FAS: „Beim Nutri Score bekommt die gute alte deutsche Markenbutter einen dicken roten Klecks. Die Farbskala ist deshalb bestenfalls eine grobe Orientierung und muss durch Informationen wie Kalorien, Fett- und Zuckergehalt ergänzt werden.“ Röring fügte hinzu: „Die optimale Lösung wäre, es wird wie früher bei Großmutter zu Hause gekocht. Meine Frau ist Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, ich weiß deshalb, wovon ich spreche.“ Die CDU-Bundestagsabgeordnete Katharina Landgraf, die ebenfalls im Verbraucherausschuss sitzt, fand hingegen das Modell von Anfang an überzeugend: „Die Kennzeichnung ist differenziert und ausreichend. Die Politik muss sich jetzt dafür einsetzen, dass die neue Kennzeichnung überall bekannt wird.“

Die Abgeordneten betonten gegenüber der Zeitung, am besten wäre eine gesamteuropäische Lösung, dann auch verpflichtend. So sieht es auch der Erfinder des Nutri-Score Serge Hercberg, Professor für Ernährungswissenschaften an der Pariser Universität. Der FAS sagte er: „Es ist sehr wichtig, dass wir nur ein System in Europa haben. Mehrere sind problematisch für Produzenten und Verbraucher.“ Hercberg fügte gegenüber der FAS hinzu: „Wir verteidigen den Nutri-Score nicht, weil er französisch ist. Wir verteidigen ihn, weil er auf Wissenschaft beruht.“ Zudem könne der Nutri-Score der wissenschaftlichen Entwicklung jederzeit angepasst werden. Auch in Frankreich habe die Lebensmittelindustrie zuerst skeptisch auf die Kennzeichnung reagiert, inzwischen aber sei sie allgemein anerkannt. Mit Blick auf die Kritik am Nutri-Score in Deutschland sagte Hercberg der Zeitung: „In Frankreich war die Situation sehr ähnlich.“ +++

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