
Berlin. Deutschlands Kommunen fühlen sich durch die steigenden Flüchtlingszahlen weniger überfordert als bisher angenommen. Dies geht aus einer breit angelegten aktuellen Umfrage unter Deutschlands Kommunen hervor, die das ARD-Magazin „Monitor“ durchgeführt hat: Nur sechs Prozent der Städte und Gemeinden halten sich demnach bereits jetzt für überfordert. 50 Prozent der Kommunen, antwortete, dass sie – trotz Kapazitätsproblemen – mit der aktuellen Zahl der Flüchtlinge klar komme.
16 Prozent könnten laut eigener Einschätzung sogar noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. 28 Prozent wollten sich zu der Frage nicht äußern. An der Umfrage haben sich 373 der 700 größten Städte und Gemeinden Deutschlands beteiligt, die das ARD-Magazin in den letzten Wochen angefragt hatte. Die Umfrage gibt auch Aufschluss über die aktuelle Pro-Kopf-Verteilung der Flüchtlinge in deutschen Kommunen zum Jahresanfang 2016: Der Durchschnitt liegt demnach bei 14,5 Flüchtlingen je Kommune pro tausend Einwohner. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede: Während einzelne Kommunen nur einen Flüchtling pro 1.000 Einwohner aufgenommen haben, liegt der Spitzenwert im bayerischen Lichtenfels laut Umfrage bei 78 Flüchtlingen pro 1.000 Einwohnern.
Besonders viele Kommunen Bayerns und Nordrhein-Westfalens finden sich hier in der Spitzengruppe wieder, während sich überproportional viele Kommunen in Baden-Württemberg am Ende der Tabelle wiederfinden. Bei diesen Berechnungen wurden von den Bundesländern betriebene Einrichtungen nicht mit eingerechnet. Auch bei der Unterbringungsart gibt es große Unterschiede. 43 Prozent der Kommunen setzen laut Umfrage auf Gemeinschaftsunterkünfte, während 40 Prozent bei der Unterbringung von Flüchtlingen einzelne Wohnungen bevorzugen. Der Deutsche Städtetag sieht sich durch die „Monitor“-Umfrage in seiner Einschätzung bestätigt, dass die deutschen Kommunen zwar an der Grenze ihrer Belastbarkeit agierten, aber nicht überfordert seien. Die Kommunen „bewältigen die Situation gegenwärtig dank großer Anstrengungen“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber „Monitor“. Man brauche dafür aber auch die nötige Unterstützung von Bund und Ländern. +++ fuldainfo
Als Berater der Flüchtlingshelfer in Flieden-Rückers – Treffpunkt ist jeweils der letzte Montag im Monat im DGH Rückers – der auf eine 30-jährige Erfahrung in der psychiatrischen Versorgung von Migranten vor allem vom Balkan und aus der Türkei zurückblicken kann, zolle ich den Flüchtlingshelfern, die sich ohne Vorerfahrung einsetzen, hohen Respekt. Sie entwickeln spontan oder mit nur wenig Anleitung binnen weniger Monate eine gute interkulturelle Kompetenz. Und was ich über andere Kanäle von anderen Helfergruppen erfahre, weist in dieselbe Richtung. Unsere Gesellschaft verfügt über mehr Kompetenz, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit als ihr von Kritikern der momentanen Flüchtlingspolitik zugetraut wird. Gehörte ich vor dreißig Jahren noch zu den Exoten, die sich mit der Versorgung von Migranten befaßte, dürfte diese Massenlernerfahrung unsere Gesellschaft auf die Dauer positiv verändern und die allgemeine Konfliktlösungskompetenz unserer Gesellschaft erweitern. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Auch wenn ich sonst eher ein Kritiker unserer Bundeskanzlerin bin, stehe ich an diesem Punkt hinter ihrer Politik.