Überschuldungslage der Deutschen bleibt weiterhin angespannt

Fulda hat eine Schuldnerquote von 10,47 Prozent

Die Zahl überschuldeter Verbraucher steigt seit 2014 kontinuierlich an. Die Zunahme ist allerdings weniger stark betroffen als in den letzten beiden Jahren. Die Überschuldungsquote bleibt sogar zum Vorjahr stabil, der Grund dafür ist schnell erklärt, da die Bevölkerungszahl in Deutschland erneut durch Zuwanderung und Migration wie in den Vorjahren zugenommen
hat.

Zum Stichtag 1. Oktober 2018 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote so wie auch im letzten Jahr von 10,04 Prozent (2017: 10,04 Prozent) gemessen. Damit sind 6,93 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 19.000 Personen mehr als noch im letzten Jahr (+ 0,3 Prozent). Die Überschuldungsquote verbleibt somit weiterhin über der 10-Prozent-Marke. In den Vorjahren nahm die Zahl überschuldeter Personen noch deutlich mehr zu: 2017 um rund 65.000 Fälle (+0,9 Prozent), 2016 um 131.000 Fälle (+1,9 Prozent). Die aktuellen Daten zur Überschuldungsintensität zeigen einen neuen Trend: Erstmals seit 2006 beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen ausschließlich auf eine Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität. Ihre Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 106.000 Fälle (+3,9 Prozent) zu, während die Zahl der Fälle mit juristischen Sachverhalten um rund 87.000 Fälle abnahm (-2,1 Prozent). Weiterhin verbleiben rund 4,13 Millionen Menschen in Deutschland in einer dauerhaften Überschuldungsspirale. Sowohl in Ost wie in West ist die Zahl der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität zurückgegangen, die mit geringer Überschuldungsintensität ist angestiegen.

Insgesamt sind in diesem Jahr im Westen rund 5,82 Millionen Personen als überschuldet zu betrachten, im Osten Deutschlands sind dies rund 1,11 Millionen Personen. Der Grundtrend in Ost- und Westdeutschland hat sich umgekehrt. Die Zahl der Überschuldungsfälle geht im Osten zurück (-8.000 Fälle), im Westen steigt sie weiter an (+27.000 Fälle). Wolfram Busold, Geschäftsführer von Creditreform Kassel / Fulda erklärt: „Von Überschuldung spricht man, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Creditreform Kassel / Fulda hat dies zum Anlass genommen, die Überschuldungssituation in der Region Kassel genauer zu untersuchen.

Überschuldungssituation in der Region Osthessen

Zur Region Fulda zählen neben der Stadt und dem Landkreis Fulda auch die benachbarten Landkreise Vogelsbergkreis und Main-Kinzig-Kreis. Die Untersuchung von Creditreform Kassel / Fulda zeigt: Mit einer Schuldnerquote von 10,47 Prozent konnte die Stadt Fulda seine Quote zwar minimal um 0,01 Prozentpunkte verbessern, liegt damit jedoch weiterhin deutlich über dem Bundes- und Landesschnitt (Land Hessen: 10,04 Prozent). Das Ergebnis für die Stadt Fulda ist, wenn man es differenzierter betrachtet, bei weitem nicht so homogen wie es vermuten lässt. So reichen die Schuldnerquoten für die einzelnen Stadtteile mit dem auch für die Gesamtregion Fulda höchsten Wert von 16,33 Prozent in Südend bis Mittelrode, wo die Schuldnerquote lediglich 3,13 Prozent beträgt. Der Trend in Fulda zeigt weiterhin, dass die ost-südlichen Stadtteile eine weitaus höhere Schuldnerquote aufweisen.

Quoten in den Landkreisen sind minimal gesunken

Eine leichte Verbesserung der Verschuldungsquoten breitet sich bei den meisten Landkreisen aus. Der Landkreis Fulda schneidet hierbei noch am besten ab mit einer Schuldnerquote von 7,70 Prozent (-0,01 Prozentpunkte). Auch der Landkreis Main-Kinzig-Kreis verzeichnet eine leichte Abnahme (10,04 Prozent / -0,12 Prozentpunkte), sogar der Ort Hanau konnte eine leichte Verbesserung der Verschuldungsquote verzeichnen. Trotz der Abnahme stellt Hanau mit dem Postleitzahlengebiet 63450 einen Negativhöhepunkt der benachbarten Kreise dar (22,00 Prozent / -0,32 Prozentpunkte). Der Vogelsbergkreis (9,70 / +0,43 Prozentpunkte) generiert einen deutlichen und einzigen Zuwachs, liegt allerdings trotzdem weiterhin unter dem Bundesdurchschnitt. Den größten Rückgang mit -0,77 Prozentpunkten verzeichnete der Ort Hanau mit dem Postleitzahlengebiet 63450 aus dem Landkreis Main-Kinzig-Kreis. Der größte Zuwachs hingegen wurde in dem Ort Feldatal im Vogelsbergkreis mit 0,91 Prozentpunkten gemessen.

Altersüberschuldung hat wieder deutlich an Bedeutung gewonnen

Für die „mittleren Schichten“ der Gesellschaft zeigt sich 2018 eine positive Entwicklung. Trotz leichter Zunahme der Überschuldungsquote (11,2 Prozent / +0,03 Prozentpunkte) ist die Zahl der Überschuldung erstmals seit 2015 wieder gesunken (4,34 Millionen; -40.000 Fälle). Die Zahl der Überschuldungsfälle in den „gehobenen Schichten“ (1,81 Millionen / +45.000 Fälle) hat in diesem Jahr ebenso wie in den „unteren Schichten“ (0,78 Millionen / +14.000 Fälle) zugenommen. Sorgen bereiten Wolfram Busold hingegen die starken Zuwachsraten im Alter. Das Thema Altersüberschuldung bleibt virulent und zeigt einen weiter ansteigenden Trend. 2018 müssen rund 263.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (+69.000 Fälle / +35 Prozent). Wolfram Busold: „Auffällig ist, dass gerade das Leistungsniveau der Rentenversicherung scheinbar nicht verhindern kann, dass immer mehr ältere Menschen auf Grundsicherung angewiesen sind oder die Armutsrisikoschwelle unterschreiten.“ Die entsprechende Überschuldungsquote (2,04 Prozent / +0,54 Prozentpunkte) liegt weiterhin deutlich unter dem Vergleichswerten der anderen Altersgruppen. Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr nochmals zurückgegangen. Die Überschuldungsquote beträgt hier 13,47 Prozent (-0,59 Prozentpunkte). Allerdings müssen weiterhin rund 1,58 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahren) als überschuldet eingestuft werden (-73.000 Fälle). +++ pm