Tausende bei Pro-Israel-Demo am Brandenburger Tor

Symbolfoto

In Berlin sind vor dem Brandenburger Tor Tausende Menschen für eine Kundgebung unter dem Motto "Gegen Terror und Antisemitismus - Solidarität mit Israel" zusammengekommen. Mit Blick auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel vor zwei Wochen sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von einem Tag, der sich auf ewig in das kollektive Gedächtnis eingebrannt habe.

Noch nie seit dem Ende der Shoah seien so viele Juden ermordet worden. Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sagte: "In diesen Tagen sind in Deutschland Synagogen zu Zielscheiben geworden. Es ist nicht normal, dass in Berlin Molotowcocktails auf eine Synagoge geschmissen werden. Es ist nicht normal, dass Davidsterne auf Häuser geschmiert werden, wo Juden leben." Dies dürfe nicht geduldet werden, so Prosor. "Null Toleranz für jede Form von Antisemitismus." Zu der Kundgebung hatte ein breites Bündnis verschiedener Parteien aufgerufen. Darunter: CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und Linkspartei. Den Aufruf unterstützt hatten ebenfalls die katholische und evangelische Kirche, der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie der DGB. Die Berliner Polizei gab unterdessen bekannt, dass sie sich mit zahlreichen Kräften im ganzen Stadtgebiet im Einsatz befände, um Veranstaltungen zu schützen und Verbote gegen untersagte Kundgebungen durchzusetzen. Unterstützt werde sie dabei durch Hundertschaften aus anderen Bundesländern.

Steinmeier verurteilt Antisemitismus auf Kundgebung in Berlin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat auf einer Kundgebung in Berlin seine Solidarität mit Israel bekundet und sich gegen Antisemitismus in Deutschland ausgesprochen. "Tief eingebrannt in unser aller Gedächtnis wird dieser 7. Oktober sein - auf ewig", sagte Steinmeier am Sonntag vor dem Brandenburger Tor. "Der Tag, an dem die Terroristen der Hamas Israel mit grenzenloser Brutalität überfielen, unschuldige Zivilisten ermordeten, wehrlose Opfer grausam massakrierten, mehr als zweihundert Menschen verschleppten, Alte wie Kinder hinrichteten." Diese Nachrichten und Bilder der Geschehnisse hätten auch in Deutschland zutiefst geschmerzt. "Deshalb kommen wir heute hier zusammen. Wir sagen unseren Freunden in Israel und allen Jüdinnen und Juden: Ihr seid nicht allein." Man stehe in diesen furchtbaren Stunden an ihrer Seite. "Euer Schmerz ist unser Schmerz", so der Bundespräsident. Noch immer müssten Angehörige der Verschleppten "unvorstellbare Seelenqualen erleiden" und in "quälender Ungewissheit leben". "Den Terroristen und Geiselnehmern, die die Geiseln als Schutzschild missbrauchen, rufe ich von hier, vom Brandenburger Tor aus zu: Die ganze Welt schaut auf dieses Verbrechen. Beenden Sie die Barbarei." Seit dem 7. Oktober sei nichts mehr so wie zuvor: "Noch nie seit dem Ende der Shoah wurden so viele Jüdinnen und Juden ermordet. Israel hat das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen. Und Deutschland steht dabei fest an Israels Seite." Auch die Bundesrepublik sei in dieser Situation gefordert, wie schon lange nicht mehr. Es sei unerträglich, dass Juden heute wieder in Angst leben, ausgerechnet in Deutschland. Jeder einzelne Angriff auf Juden in Deutschland sei eine Schande für das Land. "Jeder einzelne Angriff erfüllt mich mit Scham und Zorn", so der Bundespräsident. "Wir dürfen keinen Antisemitismus dulden - keinen rechten, keinen linken, keinen alten und keinen neuen. Und wir dürfen keinen Israel-Hass, der sich auf unseren Straßen entlädt, dulden. Von niemandem." Die Demokratie in Deutschland unterscheide nicht nach Herkunft, Erfahrung und Religion, so Steinmeier. "Jeder, der hier lebt, muss Auschwitz kennen und die Verantwortung begreifen, die daraus für unser Land erwächst. Dass nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah jüdisches Leben in unserem Land wieder gewachsen ist, das ist ein Wunder. Und dieses Wunder müssen und wollen wir bewahren."

Fuldaer Bischof sprach bei Kundgebung in Berlin

Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber hat am Sonntag in Berlin als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz im Rahmen einer Kundgebung zur Solidarität mit Israel aufgerufen. Zudem dürfe niemand zu den anti-jüdischen Ausbrüchen hier in Deutschland schweigen. Er erinnerte auch an das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung und appellierte, die Hoffnung auf eine politische Lösung im Nahen Osten nicht aufzugeben.  Vor dem Brandenburger Tor in Berlin verurteilte Bischof Gerber den Angriff der Hamas auf Israel als ein kolossales Verbrechen. Israel habe das Recht, sich gegen den Hamas-Terrorismus zu verteidigen. Dabei müsse aber jedes Übermaß an Gewalt vermieden werden, so der Bischof von Fulda. Die palästinensische Zivilbevölkerung bedürfe eines umfassenden Schutzes, zum Gaza-Streifen müssten humanitäre Zugänge geschaffen werden, sagte Gerber.  In seiner Ansprache betonte er die besondere Verantwortung deutscher Christen für das Land Israel. Da Juden in der Zeit des Nationalsozialismus viel zu wenige Helfer und Unterstützer bei den Christen gefunden haben, müsse man heute an ihrer Seite stehen, „wenn sie in Israel brutal attackiert werden und erschreckenderweise auch bei uns erneut in Bedrängung geraten“. Katholikinnen und Katholiken seien es heute gewohnt, die Juden als ihre „älteren Geschwister im Glauben“ zu bezeichnen. „Mit Geschwistern ist man solidarisch“, sagte der Bischof.  Mit Blick auf die Zukunft von Arabern und Israelis berichtete er von einer Begegnung mit einem einfachen Palästinenser. Dessen Leben sei geprägt gewesen von den Spannungen und Auseinandersetzungen in der Region. Dennoch sagte dieser deutlich: „Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Gerber sprach sich in diesem Zusammenhang für eine wirksame und dauerhafte politische Lösung im Nahen Osten aus. Er würdigte den Einsatz der Juden, Muslimen, Drusen und Christen, die sich seit vielen Jahren für den Frieden in der Region engagieren und rief dazu auf, dieses beeindruckende zivilgesellschaftliche Engagement nachhaltig zu fördern.  Der Fuldaer Bischof sprach anlässlich der Kundgebung „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl mit Israel“ als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Jüdische Gemeinde berichtet von wachsender Angst in Berlin

Die Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sigmount Königsberg, hat auf eine wachsende Angst unter Juden in Berlin hingewiesen. Viele Juden hätten Angst, dass sie angegriffen werden könnten, sagte Königsberg der "Rheinischen Post". "Dass Häuser, in denen Juden wohnen, in Berlin mit dem Davidstern markiert werden, hat eine völlig neue Dimension. Es ist das erste Mal überhaupt seit der Nazi-Herrschaft, dass das in Deutschland wieder passiert. Es erinnert meine Gemeinde sehr stark an die schreckliche Zeit, als die Nazis Millionen Juden ermordeten", sagte Königsberg. "Damals begann es mit dem Davidstern an Wohnungen und Schaufenstern, dann mussten die Sterne an die Kleider angenäht werden und es endete in den Gaskammern", so der Vertreter der Jüdischen Gemeinde. Die Bedrohungslage in Berlin habe sich in den vergangenen zwei Wochen "massiv verschärft". Juden trügen "auf der Straße keine Kippa mehr, sie lesen nicht in hebräischen Büchern oder anderen hebräischen Medien. Viele trauen sich nicht mehr, in der Öffentlichkeit Hebräisch zu sprechen." Lehrer in der Schule hätten Angst, ihren Schülern politische Parolen zu verbieten, sagte Königsberg. Die Jüdische Gemeinde versuche dagegen zu halten. "Als Jüdische Gemeinde starten wir jetzt die Aktion We protect jewish lives mit dem gleichnamigen Hashtag auf Facebook. Wir rufen die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich solidarisch mit ihren jüdischen Freunden und Mitbürgern zu zeigen", sagte Königsberg. Organisationen wie das Samidoun Netzwerk, das den Hamas-Terror billigt, gehörten "schnellstmöglich" verboten, forderte er. Bei vielen Kommentaren in Deutschland, zum Beispiel in den sozialen Medien, "läuft es einem kalt den Rücken runter", sagte Königsberg. Eine häufige Reaktion dort sei ein "Ja, aber". "Nach dem Motto: Es sei ja schlimm, was da passiert ist, aber Isra el sei auch selbst schuld", sagte der Antisemitismus-Beauftragte.

Festnahmen bei Gegendemo zu Israel-Solidaritätskundgebung

Bei einer Gegendemo zur großen Israel-Solidaritätskundgebung in Berlin sind am Sonntag mindestens zwei Personen festgenommen worden. Mehrere Dutzend Personen hatten sich auf dem Potsdamer Platz versammelt, um ihre Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen auszudrücken, während nur wenige Hundert Meter entfernt am Brandenburger Tor Tausende ihre Unterstützung für Israel zeigten. Die Teilnehmerangaben dort reichen von 10.000 bis 25.000 Menschen. Zu der Pro-Israel-Kundgebung hatte ein breites gesellschaftliches Bündnis aufgerufen, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief in seiner Rede alle Bürger zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland auf. Zahlreiche pro-palästinensische Demos waren in der Hauptstadt in den Tagen seit dem Überfall der Hamas auf Israel verboten worden, manche fanden trotzdem statt und einige von ihnen endeten mit Ausschreitungen. +++


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