Tarifeinheitsgesetz: GDL will sich gegen „Angriff auf Existenz“ wehren

Geschäftsmodell der GDL heißt Abgrenzung und Konflikt

Berlin. Die Gewerkschaft der Lokomotivführer GDL will der Konkurrenzgewerkschaft EVG den Kampf ansagen, sollte das Bundesverfassungsreicht im Herbst das Tarifeinheitsgesetz billigen: „Der Angriff auf unsere Existenz bedingt eine Reaktion. Und die kann nur sein, dass wir uns für alle Eisenbahner öffnen“, sagte Weselsky dem „Handelsblatt“. „Sie glauben doch nicht, dass ich eine fast 150 Jahre alte Gewerkschaft in den Sand setzen werde.“

Im vergangenen Jahr hatte die GDL darum gekämpft, neben den Lokführern auch das Zugpersonal in Tarifverhandlungen zu vertreten. Zugbegleiter wurden bis dahin ausschließlich von der EVG vertreten. Ein Schlichterspruch legte den Streit im Juni 2015 bei, bis zum Jahr 2020 ist die GDL nun auch anerkannter Tarifpartner für das Zugpersonal. Mitten in die jetzt anlaufende neue Tarifverhandlungsrunde könnte das Urteil des Verfassungsgerichts über das Tarifeinheitsgesetz platzen. Es wird bis Jahresende erwartet, die Tarifverhandlungen beginnen Mitte Oktober. Bleibt das Gesetz, dass der jeweils größeren Gewerkschaft das Vorrecht bei Tarifabschlüssen gewährt, „würde sich unser künftiger Kurs ändern“, sagte der GDL-Chef weiter.

Bis dahin will die GDL nur für das etwa 35.000 Eisenbahner umfassende Zugpersonal parallel zur EVG verhandeln. Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft EVG, richtet sich schon auf die kommende Auseinandersetzung ein. Das „Geschäftsmodell der GDL heißt Abgrenzung und Konflikt“, sagte er dem „Handelsblatt“. Die EVG wäre zu Absprachen in den Tarifverhandlungen mit der GDL bereit. „Es entspräche unserem demokratischen Verständnis, gäbe es gemeinsame Tarifkommissionen, die sich entsprechend der jeweiligen Stärke der Gewerkschaften zusammensetzen und Mehrheitsentscheidungen treffen.“ Kirchner hofft, dass „wir irgendwann einmal solche Vorabsprachen zwischen den beiden Gewerkschaften schaffen“. +++