Tann (Rhön) erinnerte an die Reichspogromnacht

Der evangelische Gottesdienst in der Tanner Stadtkirche stand am Sonntag ganz im Zeichen des Gedenkens an die Reichspogromnacht 1938 und der während der NS-Zeit ermordeten jüdischen Tanner Mitmitbürger und Mitbürgerinnen. Unter Mitwirkung des Kultur- und Geschichtsvereins und Schülern der Ulstertalschule Hilders fand Pfarrerin Heike Dietrich bewegende und mahnende Worte zu Antisemitismus und Fremdenhass. Besonders die Lesung einiger Textpassagen aus Biographien von Holocaust-Überlebenden, wie dem ehemaligen Tanner Schüler Jack Hellmann, sorgte für nachdenkliche und betroffene Gesichter unter den anwesenden Gemeindemitgliedern.

Weiter drückte Dietrich ihr Erschrecken darüber aus, dass mehr als 80 Jahre nach dem NS-Regime wieder eine steigende Zahl von antisemitischen Parolen und Straftaten zu verzeichnen ist, denen man nur mit Bildung und Aufklärung entgegen wirken kann. Es sei deshalb unbedingt zu hinterfragen, dass es in deutschen Schulen zwar eine Suchtprävention gäbe, jedoch keine Hassprävention, was in Bezug auf die jüngsten Ereignisse ebenso wichtig wäre, nahm Pfarrerin Dietrich die Worte eines Kollegen im Zuge der letzten Pfarrkonferenz auf.

Im Rahmen der Kranzniederlegung auf dem Platz der ehemaligen Synagoge im Anschluss an den Gottesdienst betonte Bürgermeister Dänner mit bewegenden Worten die große Verantwortung der heutigen Politik und jedes einzelnen Bürgers, die bitteren Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Man müsse sich auch vor Augen führen, dass diese Ereignisse nicht in weiter Ferne stattfanden, sondern mitten in dem kleinen Städtchen Tann, mitten unter Tanner Freunden, Nachbarn und Geschäftspartnern. Man dürfe nicht zulassen, dass sich solche Ereignisse wiederholen. Die aktuelle Generation muss dringend ihren Kindern diese Botschaft mit auf den Weg geben. +++