„Tag der Deutschen Einheit“ in der Gedenkstätte Point Alpha

Zu Guttenberg und Bischof Gerber zu Gast

Point Alpha

Das Datum markiert einen historischen Wendepunkt für Deutschland, Europa und die Welt: Der 3. Oktober erinnert als deutscher Nationalfeiertag an die Wiedervereinigung, die sich jetzt zum 30. Mal jährt. Wohl kaum ein anderer Ort in Hessen oder Thüringen hat eine solche enge Verknüpfung mit diesem historischen Ereignis wie die Gedenkstätte Point Alpha. Der Lern- und Begegnungsort zwischen Geisa und Rasdorf atmet authentische deutsch-deutsche sowie europäische Geschichte. Hier flossen Tränen der Trauer beim Bau des „Eisernen Vorhangs“, liefen Tränen der Freude bei der Grenzöffnung.

30 Jahre Deutsche Einheit – das ist auch für die Point Alpha Stiftung ein besonderer Moment, einmal innezuhalten: Die Point Alpha Stiftung hat sich seit ihrer Gründung 2008 zum Ziel gesetzt, den Kalten Krieg und dessen Auswirkungen auf der Welt, in Europa und in Deutschland aufzuarbeiten und darzustellen. Für die Stiftung ist es zudem von Relevanz, das SED-Grenzregime zu analysieren und diese Erkenntnisse in den Ausstellungen, bei Führungen in Seminaren und Schülerprojekten der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Werte Demokratie, Freiheit und Frieden sind für die Stiftung zentrale Punkte, die stets aufgegriffen und vermittelt werden. Vor diesem Hintergrund möchte sie mit der Gedenkstätte als Lern- und Begegnungsort insbesondere auf die Gegenwart und Zukunft wirken.

Auch wenn zum „Tag der Deutschen Einheit“ mit dem Festredner Ex-Verteidigungsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg und zum ökumenischen Gottesdienst der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber als Festprediger zwei interessante Persönlichkeiten zu Gast im US-Camp sein werden, dürfen die Veranstaltungen nur mit einer begrenzten Teilnehmerzahl stattfinden und sind bereits ausgebucht. Der traditionelle Familientag mit Spezialitätenmarkt und Unterhaltungsprogramm muss sogar ganz entfallen. „Die Einschränkungen tun uns wirklich leid. Gerne wären wir doch wie in der Vergangenheit in den direkten Dialog mit vielen Menschen aus der Region getreten“, setzen Geschäftsführer Sebastian Leitsch und der Wissenschaftliche Leiter Dr. Roman Smolorz auf Verständnis. Doch die Corona-Gesetzesvorgaben lassen leider keine andere Möglichkeit zu.

Einzig der Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der deutschen Teilung am 2. Oktober um 16.10 Uhr kann die Öffentlichkeit beiwohnen. Verzichten braucht auch niemand auf den ökumenischen Gottesdienst am 3. Oktober, denn das Bistum Fulda überträgt die Veranstaltung mit Bischof Dr. Gerber und den Mit-Zelebranten Dechant Markus Blümel (Dekanat Hünfeld-Geisa), Pfarrer Harald Krüger (Evangelisches Pfarramt Vorderrhön Hohenroda) sowie Pfarrer Henning Voigt (Evangelisches Pfarramt Sünna) ab 10 Uhr per Livestream im Internet unter der Adresse www.bistum-fulda.de oder https://www.facebook.com/BistumFuldaNews/. Vom Offenen Kanal Fulda aufgezeichnet wird auch der Vortrag von Dr. zu Guttenberg, der ab Dienstag, 6. Oktober, auf dem Point-Alpha-Kanal auf Youtube (www.youtube.com/PointAlphaGedenkstaette) und unter www.mediathek-hessen.de abgerufen werden kann sowie ab Donnerstag, 8. Oktober im Offenen Kanal Fulda gesendet wird.

Zudem hat die Gedenkstätte für die Besucherinnen und Besucher regulär zu den bekannten Eintrittspreisen geöffnet. Zu empfehlen sind natürlich die klassischen, musealen Angebote im Haus auf der Grenze, im US-Camp, auf dem „Weg der Hoffnung“ und an den Grenzsperranlagen des „Eisernen Vorhangs“. Am Freitag und Samstag, 2. und 3. Oktober, gibt es darüber hinaus offene Museumsführungen. Die Kosten für einen Erwachsenen betragen für die offene Führung 3,50 Euro (zusätzlich zum regulären Museumseintritt). Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren sind von der Führungsgebühr befreit. Treffpunkt für die offenen Führungen ist das „Haus auf der Grenze“ (Kasse), Platz der Deutschen Einheit 1, Geisa. Eine Anmeldung unter 06651-919030 oder per Mail an service@pointalpha.com ist erforderlich.

Zur Erinnerung: Am 3. Oktober 1990 trat der Wiedervereinigungsvertrag offiziell in Kraft, der ein langes Jahr voller ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Grundsatzentscheidungen vorläufig abschloss. Zuvor hatten am 31. August Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und DDR-Staatssekretär Günther Krause den Vertrag über die Herstellung der Einheit unterzeichnet. Auf rund 1.000 Seiten regelt er die Grundlagen für den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Am 20. September stimmten beide Parlamente dann dem Einigungsvertrag zu: die Abgeordneten der Volkskammer mit 299 von 380 Stimmen, die des Bundestags mit 442 von 492 Stimmen. Das Votum des Bundesrats fiel einstimmig aus. Damit war die die Nachkriegszeit endgültig beendet und die DDR von nun an Geschichte.

Das Grundgesetz wurde damit auf das bisherige Gebiet der DDR ausgedehnt. Aus den 14 DDR-Bezirken wurden die fünf neuen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gebildet. Die 23 Bezirke von Berlin wurden zum Land Berlin zusammengelegt, das zugleich als Hauptstadt des vereinten Deutschlands bestimmt wurde. Schon am 12. September 1990 hatten die sechs Außenminister in Moskau den Zwei-plus-Vier-Vertrag unterzeichnet, mit dem die USA, die ehemalige Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich dem vereinigten Deutschland die volle Souveränität gewährten. Der Vertrag regelte die außenpolitischen Aspekte der deutschen Vereinigung und kam damit einer Art Friedensvertrag zwischen Deutschland und den Alliierten gleich. Sie beendete zugleich die Epoche des Kalten Krieges und Ost/West-Konflikts. +++ pm