Standortfaktor Familie: Fachkräfte gewinnen und ans Unternehmen binden

Landrat Görig und Vogelsberger Familienbündnis informieren sich bei der Firma Hartmann

Das Vogelsberger Familienbündnis zu Besuch bei der Firma Hartmann in Alsfeld mit dem Thema: Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unser Foto zeigt von links: Thomas Schaumberg und Andrea Ortstadt (beide Vogelsberg Consult GmbH), Peter Rahm (Pflegebegleiter-Initiative Alsfeld), Landrat Manfred Görig, Kreisbeigeordnete Magdalena Pitzer, Geschäftsführer Sebastian Decher, Freya Ruth (IHK), Esther Stein (Personalchefin) und Dirk Gringel (Kommunales Jobcenter KVA). Foto: Erich Ruhl

Alsfeld. Fachkräftesicherung und Familienfreundlichkeit als regionaler Standortfaktor hängen eng mit dem Unternehmenserfolg zusammen. Dies wurde während eines Besuchs von Landrat Manfred Görig und Vertretern des Vogelsberger Familienbündnisses bei der Firma Hartmann Spezialkarosserien in Alsfeld deutlich. Der Landrat führte mit Geschäftsführer Sebastian Decher und Mitgliedern des Handlungsfelds „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ einen intensiven Gedankenaustausch und stellte dabei auch die eigenen Anstrengungen als „Arbeitgeber Kreisverwaltung“ mit 800 Beschäftigten heraus. Görig wörtlich: „Wir haben über 100 flexible Arbeitszeitmodelle. Flexibilität ist Trumpf, wenn man Fachleute halten will.“

Schwerpunkt des Gesprächs, an dem auch Freya Ruth von der IHK Gießen-Friedberg, Thomas Schaumberg und Andrea Ortstadt (Vogelsberg Consult), Kreisbeigeordnete Magdalena Pitzer und Dirk Gringel (Kommunales Jobcenter KVA) teilnahmen, war die Fachkräftesicherung. Landrat Görig war sich mit Geschäftsführer Sebastian Decher und Personalchefin Esther Stein einig: Wer es schafft, die richtigen Fachleute auszubilden oder anzuwerben und dann ans Unternehmen zu binden, der hat einen klaren Standortvorteil im Wettbewerb. Hierbei erhöhe individuelles Eingehen auf Wünsche von Vätern und Müttern und hohe Flexibilität die Attraktivität des Arbeitsplatzes.

Geschäftsführer Decher berichtete den Besuchern von einem jährlichen Mitarbeiter-Kind-Tag, der den Berufsalltag gut näher bringen könne. Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitvarianten – sogar die Ermöglichung von Teilzeit-Ausbildung – sowie kurz- und längerfristige Arbeitszeitanpassungen wegen Pflege und/oder Kinderbetreuung seien weitere Maßnahmen, Familienfreundlichkeit im Unternehmen zu realisieren, sagte Sebastian Decher. Ein Faktor hierbei ist nach gemeinsamer Auffassung die Familienfreundlichkeit, also die Integration von Wünschen der Beschäftigten durch flexibles und wertschätzendes Reagieren des Arbeitgebers. Dies betreffe sowohl die Vereinbarkeit von Arbeit und Kindererziehung als auch den Bereich der Pflege von Angehörigen, worauf Peter Rahm von der Pflegebegleitungs-Initiative Vogelsberg hinwies. Die Geschäftsleitung war dankbar für den Hinweis des Landrats, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen künftig auf die gute und neutrale Beratung beim Pflegestützpunkt in der Kreisverwaltung aufmerksam zu machen.

Vielen jungen Menschen seien die vielen sehr guten Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung im Vogelsbergs, der „gerade tüchtig aufholt bei allen Wirtschaftskenndaten“, nicht ausreichend bekannt, waren sich Görig und Decher einig. Der Geschäftsführer wörtlich: „Viele wissen leider nicht, welche sehr attraktiven Unternehmen es im Landkreis gibt“. Zur bevorstehenden Image-Kampagne sagte der Unternehmer: „Ja, die Region und die Unternehmen müssen sich interessant machen.“ Sehr hilfreich hierbei sei die gute Vernetzung, zum Beispiel durch IHK, Handwerkskammer und Vogelsberg Consult.

„Wir müssen um jede einzelne Fachkraft kämpfen, damit unsere Region eine gute Zukunft hat“, unterstrich Manfred Görig. Dem stimmte Geschäftsführer Decher ausdrücklich zu. Bereits jetzt fehlten regional 1000 Fachkräfte, in vier Jahren rechnet man bereits mit einer Lücke von 3000 Fachkräften. Der Vogelsberg sei durch die vielfältigen Besonderheiten der Unternehmen hoch innovativ und attraktiv, sagte der Landrat. Politisch setzte er sich erneut für den Erhalt der Fachklassen im Vogelsberg ein. „Da müssen auch mal andere Regionen etwas abgeben, damit bei uns ein Standort bewahrt wird“, hob der Landrat hervor.

Der Landrat freute sich auch über die gute Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und dem Arbeitgeberservice des Kreis-Jobcenters KVA und lobte die hohe Ausbildungsbereitschaft. Die Firma Hartmann Spezialkarosserien GmbH in Alsfeld beschäftigt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 12 Auszubildende. Schwerpunkte der Produktion liegen unter anderem im Bereich der Geld-und Wertetransporter, Sonderfahrzeuge für Behörden, mobile Servicefahrzeuge und Offroad-Luxus-Wohnmobile. Weiterhin ist die Firma Hartmann Spezialkarosserien ein zertifizierter Karosserie- und Lackierbetrieb, sowie ein zertifizierter Reparaturbetrieb im Bereich Caravan. +++ fuldainfo | pm