Stadtwerke rechnen auch im kommenden Jahr mit Preiserhöhungen

Herunterfahren von Nord Stream 1 politisch motiviert

Die Stadtwerke in Deutschland rechnen mit deutlichen Preisaufschlägen für Verbraucher. „Die Preissteigerungen betragen derzeit häufig zwischen 30 und 60 Prozent. Es gibt aber auch Stadtwerke, die ihre Preise mehr als verdoppeln müssen. Teilweise mehr“, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Auch im kommenden Jahr wird mit Preiserhöhungen zu rechnen sein, da die Stadtwerke langfristig Gas beschaffen“, führte der Chef des Stadtwerkeverbandes aus.

Derzeit werde noch Gas eingesetzt, dass vor einem oder vor zwei Jahren zu günstigeren Konditionen eingekauft worden sei. „Und wenn wir auf die Börse schauen, dann kommen wir von unter 20 Euro pro Megawattstunde zu Beginn des vergangenen Jahres und liegen jetzt bei mehr als 300 Euro pro Megawattstunde. Solche Preise schlagen sich mittelfristig in der Preisbildung für die Endkunden nieder“, sagte Liebing. Bei kurzfristigen Verträgen, wie sie etwa viele gewerbliche Unternehmen abgeschlossen hätten, würden sich die Preissprünge schon jetzt bemerkbar machen. Künftige Preissteigerungen würden auch davon abhängen, ob es zu weiteren Lieferunterbrechungen von russischer Energie komme. Das ab Mittwoch geplante Herunterfahren von Nord Stream 1 nannte Stadtwerkeverbandschef Liebing ausschließlich politisch motiviert. Man sei gut beraten, sich auf eine „dauerhafte Reduzierung der Lieferungen auf null vorzubereiten“, sagte Liebing.

Nach seinen Worten wird die Bundesregierung bei einer Umgestaltung der Gasumlage auch Fernwärme- und Festpreiskunden miteinbeziehen. „Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat uns zugesagt, in einer Gesetzesnovelle im September beide Aspekte zu klären, sodass auch Kunden mit Festverträgen und Fernwärmekunden in die Gasumlage miteinbezogen werden. Auf diese Zusage vertrauen wir“, sagte Liebing. In der jetzigen Form der Gasumlage, die ab Oktober erhoben und 2,419 Cent  netto pro Kilowattstunde betragen soll, würden Versorger vor „gewaltige finanzielle Probleme“ gestellt, sagte Liebing. Ohne einen Einbezug von Fernwärme- und Festpreiskunden in die Gasumlage würden Liquiditätsprobleme bei den Stadtwerken ausgelöst und die Versorgungssicherheit in Gefahr gebracht, warnte der Stadtwerkeverbandschef. Die derzeitige politische Diskussion über eine Nachbesserung bei der Gasumlage sorge in der Energiewirtschaft und bei den Stadtwerken für Verunsicherung.

Stromkrise befürchtet

Der Stadtwerkeverband warnt vor den Risiken einer Stromkrise. „Wir müssen aufpassen, dass Probleme, die wir im Gasbereich haben, nicht auf den Strombereich übertragen werden“, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), den Zeitungen weiter. Über eine Gaskrise in eine Stromkrise zu rutschen, wäre nochmal gefährlicher. Deshalb sei es notwendig, dass über die Preisbildung auf den Märkten diskutiert werde. Auch müsse man den Gaseinsatz zur Stromerzeugung so weit wie möglich herunterfahren, sagte der VKU-Chef. Allerdings gebe es Grenzen. „In der Kraft-Wärme-Kopplung sind viele Anlagen auf Gas angewiesen. Diese Anlagen brauchen wir, um die Wärme im Winter zu erzeugen. Dann ist die Stromerzeugung ein Abfallprodukt. Wenn man das abschneidet, gerät die Wirtschaftlichkeit der Wärmeversorgung unter Druck“, warnte Liebing. Für die Probleme in der Wärmeversorgung sei der Weiterbetrieb von Atomkraftwerke  n zwar keine Lösung, sollten sie aber zur Entspannung beitragen, dann sei es richtig, ihre Laufzeit zu verlängern. Beim Gas lehnt der Stadtwerkeverbandschef Fracking in Deutschland ab. „Unkonventionelles Fracking hätte in seinem Anwendungsgebiet Risiken für die dort vorhandenen Wasserressourcen.“ Im schlimmsten Fall wäre eine verunreinigte Wasserressource nicht mehr für die Trinkwassergewinnung nutzbar. Das Verbot für unkonventionelles Fracking in Wasserschutzgebieten müsse daher bestehen bleiben. +++