Stadtverordnetenversammlung: Diskussion um „Design & Dynastie“

Gestern fand in der Orangerie in Fulda die erste Stadtverordnetenversammlung nach der Sommerpause statt. Themen waren unter anderem das RECUP-System, die Gleichbehandlung Geflüchteter, die Probleme des KTV Fulda, Stress- und Hitzeschäden am Baumbestand und welche Energieeinsparpotentiale können auf der kommunalen Ebene in der Stadt Fulda genutzt werden. Dies seien laut OB Wingenfeld: Die Absenkung der Badewassertemperatur in Schwimmhallen auf 24 °C bis 26 °C. Absenkung der Raumtemperatur in Sport- und Turnhallen auf 15°C bis 17 °C. Abschalten der Warmwasserbereitung, sofern mit der Trinkwasserhygiene vereinbar.

Städtische Veranstaltungen in beheizten Räumen werden grundsätzlich weiter erlaubt. Flächen und Räume werden möglichst zusammengelegt und somit die zu heizende Fläche reduziert. Ein Weihnachtsmarkt soll ermöglicht werden (wir haben berichtet). Hierfür soll die Weihnachtsbeleuchtung reduziert und auf die Sonderbeleuchtung ab spätestens 22 Uhr verzichtet werden. Reduktion der Straßenbeleuchtung auf bis zu 50 Prozent werde geprüft, Nachtabsenkung ab 22:30 Uhr ist in Fulda schon lange Standard. Keine Abstrahlung von öffentlichen Gebäuden bis ins folgende Jahr. Weiter werden in öffentlichen Gebäuden dei Temperaturen auf ca. 19°C abgesenkt. Die Raumtemperatur in den Fahrzeughallen der Feuerwehrhäuser soll auf ca. 7°C reduziert werden. Auch die Abschaltung von mobilen Luftreinigungsgeräten gemäß den Empfehlungen des Umweltbundesamtes steht auf der Liste. Ebenso wie die Reduktion oder das Aussetzen des Betriebs stationärer Lüftungsanlagen ohne Wärmerückgewinnung. Zentrale Festlegung eines generellen möglichst restriktiven Energiesparmodus für PCs, Laptops und Bildschirme etc. sind ebenso vorgesehen wie die weitere Nutzung von Homeoffice und die weitere energetische Sanierung der städtischen Gebäude.

Diskussion um „Design & Dynastie“

Mit insgesamt 9.351 Besucherinnen und Besuchern in zehn Wochen war die Ausstellung „Design & Dynastie. 250 Jahre Hofleben Oranien-Nassau“ – in Relation zur Laufzeit – die erfolgreichste Sonderausstellung der vergangenen Jahrzehnte in Fulda überhaupt mit einer in dieser Form bisher einzigartigen überregionalen Wahrnehmung, so Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld in seiner Antwort der Anfrage der Grünen-Fraktion. Sowohl deutschlandweit als auch international, vor allem in den Niederlanden, erntete die Ausstellung ein breites positives Medienecho. Immerhin rund ein Drittel der Besucherinnen und Besucher kam aus den Niederlanden, ein weiteres Drittel aus dem ganzen Bundesgebiet. In den Niederlanden wurde von der niederländischen Post eine Sondermarke mit Motiv vom Fuldaer Stadtschloss aufgelegt. Die Ausstellung „Design & Dynastie“ hat für Fulda mittel- und langfristig neue und vielfältige Perspektiven geschaffen, unser Image als weltoffene Kulturstadt gestärkt sowie ganz neue Besuchergruppen für unsere Stadt erschlossen. Zudem wurden erstmalige Impulse für eine zeitgemäße Präsentation der historischen Räume im Stadtschloss gegeben.

Den Gesamtkosten in Höhe von ca. 450.000 Euro stehen Einnahmen von ca. 100.000 Euro gegenüber. Der kleine Katalog zu den Portraitminiaturen sowie eine gedruckte Ausstellungsübersicht wurden kostenfrei abgegeben. Während der Ausstellung wurden durch den Verkauf von zusätzlicher Literatur weitere Einnahmen von ca. 1.800 Euro erwirtschaftet. Den Kosten gegenüber steht ein beträchtlicher medialer Wert, denn durch die Ausstellung wurde Fulda in zahlreihen renommierten Kunst-Magazinen, in überregionalen Tageszeitungen, im Fernsehen sowie in den sozialen Netzwerken erwähnt und positiv kommentiert.

Die Grünen wollten auch wissen wie man sich die deutliche Abweichung der tatsächlichen Besucherzahlen von den Planzahlen erklärt. „Da es sich bei der Ausstellung um die erste Sonderausstellung in dieser Dimension überhaupt im Stadtschloss handelte, konnte man für die Schätzung der erwarteten Besucherzahlen nicht auf vergleichbare Veranstaltungen zurückgreifen, sondern bezog sich auf Erfahrungen der Ausstellungskuratorin mit früheren Projekten wie z.B. 2012 in Schloss Oranienbaum. Die damalige Ausstellung wurde durch einen Besuch der Königlichen Familie der Niederlande unterstützt. Dies war auch in Fulda geplant, aber leider nicht möglich, da der königliche Terminkalender aufgrund der zurückliegenden Corona-Zeit besonders ausgelastet war. Fulda und auch das Stadtschloss sind bisher als Ausstellungs-Location überregional noch nicht in Erscheinung getreten, was dazu führte, dass die Besucherzahlen von einem niedrigeren Niveau starteten. Dazu trug auch das fast während der gesamten Ausstellungszeit ungewöhnlich heiße Wetter bei. Hinzu kam, dass die zeitgleich gestartete documenta in Kassel in diesem Jahr das mediale Interesse in außergewöhnlich hohem Maße auf sich zog, so dass verschiedene Medien – beispielsweise der Hessische Rundfunk – erst mit einiger Verzögerung berichten konnten. Die Ausstellungsdauer von 10 Wochen war relativ kurz, so dass diese anfänglichen Verzögerungen nicht aufgeholt werden konnten. Tatsächlich hat die Zahl der Besucherinnen und Besucher im Verlaufe der Ausstellungsdauer von Woche zu Woche überproportional zugenommen und lag zuletzt mit 200 bis 300 Personen pro Tag im Rahmen der ursprünglich kalkulierten Erwartung, so Fuldas OB.

Das Konzept der Ausstellung hat sich von der reinen Darstellung historischer Ereignisse rund um die Regierungszeit Friedrich Wilhelms in Fulda gelöst zugunsten einer zeitgemäßen, optisch ansprechenden Vermittlung historischen Wissens, bei der zugleich relevante Bezüge zur heutigen Zeit hergestellt wurden und die europäische Dimension Fuldas vor Augen geführt wurde. Die Besucher-Reaktionen waren durchweg positiv, ebenso wie die der Medien: So bezeichnete die Weltkunst die Ausstellung als „eine der erstaunlichsten Ausstellungen dieses Sommers“. Die Fuldaer Zeitung sprach in positiver Art und Weise vom Stadtschloss als einem „Ausstellungsort der besonderen Art“. Bei der überregionalen und internationalen Vermarktung der Ausstellung wurde die Stadt Fulda unterstützt durch die auf kulturelle Themen spezialisierte Agentur PR-Netzwerk in Berlin sowie durch die Deutsche Zentrale für Tourismus in Frankfurt, die Niederländische Botschaft sowie die Ausstellungskuratorin Nicole Uniquole. Die Niederländische Botschaft hat das literarische Rahmenprogramm der Ausstellung gefördert, die stellvertretende niederländische Botschafterin hat der Eröffnung der Ausstellung beigewohnt, was ein schönes Zeichen für die europäische Dimension Fuldas war.

Als Oberbürgermeister und Kulturdezernent sehe er die Erfahrungen mit der Sonderausstellung „Design und Dynastie“ als Ermutigung, künftig regelmäßige Ausstellungen mit überregionaler Strahlkraft anzubieten. Hier können neben dem Vonderau-Museum das Stadtschloss, das Kerber-Areal und insbesondere die neu eröffnete Villa Franz-Erhard Walther eine wichtige Rolle spielen. Attraktive Sonderausstellungen können einen wichtigen Beitrag leisten, um das Profil Fuldas als Kulturstadt weiterzuentwickeln und zu stärken. Ich bin der Auffassung, dass wir bei den kulturellen Angeboten in Fulda auf eine große Bandbreite setzen sollten, um weiterhin unsere Innenstadt als Kultur- und Erlebnisraum zu entwickeln. Erfolgreiche überregionale Veranstaltungsformate wie der Musical-Sommer oder die Domplatzkonzerte haben ebenfalls klein angefangen und sich im Laufe der Jahre entwickelt und etabliert, erläuterte Wingenfeld.

Im Kontext der Beantwortung einer Anfrage der Stadtverordnetenfraktion Bündnis 90/Die Grünen des Fuldaer Oberbürgermeisters bezugnehmend des Kostenaufwands von 400.000 Euro für die Sonderausstellung „Design & Dynastie“, die vom 18. Juni 2022 bis 25. August 2022 im Fuldaer Stadtschloss gezeigt wurde, entfachte sich eine Debatte zwischen Dr. Heiko Wingenfeld und der Fraktion, die aber vonseiten des Oberbürgermeisters generell begrüßte wurde und abschließend der Redebeiträge von Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld und Fraktionsvorsitzende, Landtagsabgeordnete Silvia Brünnel, geklärt werden konnte.

OB Wingenfeld: Fulda sollte hochkarätige (Sonder-)Ausstellungen zeigen, die überregionale Resonanz erzeugen.

Für Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld war nicht einzuordnen gewesen, warum „dem Anschein nach“ die Sonderausstellung „Design & Dynastie“ mit ihren Besucherzahlen mit den Besucherzahlen des Fuldaer Musicals Sommers 2022 mit der Anfrage offenbar versucht werden sollte, beide Kulturformate gegeneinander auszuspielen. Diesem Vorwurf wies Fraktionsvorsitzende Silvia Brünnel jedoch im Anschluss an die Ausführungen des Oberbürgermeisters strikt von der Fraktion. Nach OB Wingenfeld sei der Vergleich mit 70.000 Besucherinnen und Besuchern des Musicals aus seiner Sicht „nicht zielführend“. Dass man heutzutage mit jährlich rund 100.000 Musical-Besuchern rechne, beweise seiner Meinung einmal mehr, wie stark sich der Fuldaer Musical Sommer – nicht zuletzt auch wegen der städtischen Förderung – entwickelt habe. Dies auch vor dem Hintergrund seiner Anfänge im Jahre 2004. Oberbürgermeister Wingenfeld: Ich bin der Auffassung, dass wir unseren Gästen wirklich eine breite Klaviatur an kulturellen Angeboten bieten. Das Angebot, das im Schlosstheater gezeigt wird, hat sich unter der Führung von Herrn Stibor herausragend entwickelt – wenn man einmal bedenkt, welche erheblichen Rückschläge es während der Pandemie wegstecken musste -, hat es im hessenweiten Vergleich und auch zu anderen hessischen Städten eine sehr gute Resonanz.“

OB Wingenfeld weiter: „Eine Kulturstadt wie Fulda sollte hochkarätige Ausstellungen anbieten und auch solche, die überregionale Resonanz und Besucherzahlen erzielen. Damit meine ich, dass wir uns nicht nur darauf beschränken sollten, Regional-Museum zu sein, sondern ich meine, dass es richtig und wichtig ist, dass wir uns – vor allem mit unserer zentralen Lage und reichen Historie und unserem vielfältigen Kulturangebot – ganz bewusst dafür entscheiden sollten, Ausstellungsformate zu etablieren. Heute zählen die Domplatzkonzerte rund 35.000 Besucher und selbst die haben auch einmal klein angefangen. Deshalb sehe ich die Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen eher als Ansporn. Sehen Sie, wir haben die Sonderausstellung und auch die anderen Kulturformate geplant, als wir uns noch im Lockdown befanden und nicht gewusst haben, wie sich die Lage entwickeln wird. Unsere Kultur in Fulda lebt von einer breiten Vielfalt und ich bin dem Team des Kulturamtes außerordentlich dankbar, was in Zeiten von Ungewissheit auf den Weg gebracht wurde.“

MdL Brünnel (Bündnis 90/Die Grünen): Mit unserer Anfrage ging es uns nicht darum, Kulturformate gegeneinander auszuspielen!

Den Ausführungen des Fuldaer Oberbürgermeisters Dr. Heiko Wingenfeld entgegnete Fraktionsvorsitzende Silvia Brünnel MdL: „Wie Sie wissen, brennen auch wir sehr für Kultur. Ich möchte entschieden zum Ausdruck bringen, dass es uns mit unserer Anfrage nicht darum ging, um irgendwelche Kulturformate gegeneinander auszuspielen! Es ging uns lediglich darum, Bezugsgrößen zu nehmen und nachzufragen, ob vielleicht 20.000 bis 30.000 Besucherinnen und Besucher in Anbetracht von 60.000 Besucherinnen und Besucher des Fuldaer Musical Sommers etwas zu optimistisch waren als man die Ausstellung ‚Design & Dynastie‘ geplant hat. Ja, ich finde, es muss erlaubt sein, nachzufragen, ob ein Konzept aufgegangen ist und ob man tatsächlich die Besucherzahlen, die man erwartet hat zu erreichen auch erreicht hat, und da muss man sich auch die Frage stellen lassen, was man eventuell nachbessern kann. Es ging nicht darum, irgendetwas infrage zu stellen oder ob wir uns in der Kultur einschränken sollen. Die Frage muss jedoch erlaubt sein, ob es das richtige Konzept mit der richtigen Umsetzung und mit der richtigen Vermarktung war.“ +++ nh/ja

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