Spannendes Theater in der ehemaligen Heubacher Synagoge

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Vertreibung und Flucht? Und ist es angemessen, das gebrochene Deutsch eine Geflüchteten aus Pakistan nachahmend in ein Theaterstück einzubauen? Und was macht eigentlich „Heimat“ aus? Um Fragen wie diese ging es beim Nachgespräch vor der ehemaligen Heubacher Synagoge. Dort hatten auf Einladung des Fördervereins und mit Unterstützung des Kultursommers Main-Kinzig Fulda die Schauspielerinnen Barbara Gottwald Jessika Stukenberg ihr Stück „Fluchtgedanken 3.0“ aufgeführt.

In der auf Interviews mit Vertriebenen und Geflüchteten aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, Menschen, die als „Gastarbeiter“ nach Deutschland gekommen waren und Geflüchteten aus der Zeit nach 2015 basierenden Szenenfolge hatten die beiden Frauen eine spannende, temporeiche Aufführung geboten, die mit viel Applaus bedacht worden war. Zum Nachgespräch trafen sich Publikum und Schauspielerinnen am Vorplatz der Synagoge. Gottwald (vom „theater mittendrin“) und Stukenberg („Freies Theater Fulda“) berichteten über die Entstehung und ihre Arbeitsweise beim Entwickeln des 2016 entstandenen Stücks, das aufgrund des Angriffs Putins auf die Ukraine eine neue Aktualität gewonnen hat.

Für den Förderverein hatte dessen Vorsitzender Hartmut Zimmermann den Abend mit dem Hinweis auf eine bevorstehende Stolperstein-Verlegung eröffnet. Dank einer Initiative in Bad Brückenau werden dort am 1. Juli zwei Gedenksteine für das aus Heubach stammende Ehepaar Regina und Nathan Goldschmidt verlegt, die 1934 ihr Haus in Heubach verkauft hatten und in den nahen unterfränkischen Kurort gezogen waren. Sie wurden wenige Jahre später aus Frankfurt deportiert und starben 1942 in Nazi-Konzentrationslagern. +++ pm