Spahn fordert europäische Variante des Robert-Koch-Instituts

Nach wie vor kein Todesfall

Jens Spahn (CDU)
Jens Spahn (CDU)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat eine europäische Variante des Robert-Koch-Instituts gefordert. „Die europäische Seuchenbehörde ECDC ist viel zu klein, um Epidemien wie diese vernünftig begleiten zu können“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“. Sie müsse einen größeren Etat und mehr Handlungsmöglichkeiten bekommen. „Wir brauchen eine Art europäisches Robert-Koch-Institut.“ Dafür müsse im nächsten EU-Haushalt Geld zur Verfügung gestellt werden. Für Deutschland will Spahn eine Meldepflicht für alle Corona-Tests einführen. „Bislang müssen nur Tests gemeldet werden, bei denen das Coronavirus gefunden wird“, sagte er. „Künftig sollen auch Tests gemeldet werden, bei denen keine Infektion gefunden wird.“ Dies helfe, die Lage besser einzuschätzen. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, geht davon aus, dass Tests im „mittleren fünfstelligen Bereich“ durchgeführt wurden. Die Belastungsgrenze sei damit noch lange nicht erreicht. „Wir haben Laborkapazitäten von nahezu 20.000 Tests pro Tag. Da, wo Tests notwendig sind, können wir sie machen“, sagte Gassen der Zeitung.

Linnemann fordert Notkredite wegen Corona-Epidemie

Angesichts der anlaufenden Epidemie hat der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU/CSU, Carsten Linnemann, die Bundesregierung dazu aufgerufen, Notkredite in zweistelliger Milliardenhöhe für die Wirtschaft bereitzustellen. „Ich habe die große Sorge, dass die Coronakrise die Finanzkrise 2008/2009 in den Schatten stellen wird“, sagte Linnemann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Politik müsse jetzt genauso entschlossen handeln wie im Oktober 2008 mit der Garantie der Spareinlagen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) abgegeben hatten. „Die Wirtschaft muss wissen, dass die Politik für ein umfangreiches Notkreditprogramm in diesen Monaten Mittel in zweistelliger Milliardenhöhe zur Verfügung stellen wird“, forderte der Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag vor dem Koalitionsgipfel von Union und SPD an diesem Sonntag. Darüber hinaus verlangte Linnemann „Entlastung, Flexibilisierung und Freiräume“ für den Mittelstand, „um die Krise zu bewältigen und danach im internationalen Wettbewerb wieder Fuß zu fassen“. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nannte es richtig, betroffene Unternehmen kurzfristig und unbürokratisch zu unterstützen. „In der jetzigen Situation geht es um gezielte Soforthilfen etwa bei Ausfällen von Lieferketten oder bei Absagen von Großveranstaltungen“, sagte er den Funke-Zeitungen. „Richtig ist auch, die Regelungen zur Kurzarbeit anzupassen.“ Zugleich warnte Hofreiter die Union davor, die Corona-Lage für altbekannte Steuerforderungen zu nutzen. Dies sei „unverantwortlich“.

Apothekerverband rechnet mit Lieferengpässen bei Medikamenten

Als Folge der Krise rechnet der Präsident die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit Lieferengpässen bei Medikamenten. „Wir werden sicherlich im Laufe des Jahres die Folgen der ausgefallenen Lieferungen aus China zu spüren bekommen“, sagte Apotheker-Präsident Friedemann Schmidt der „Bild am Sonntag“. Schmidt fordert deshalb Maßnahmen auf europäischer Ebene, die die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen verringern. „Es ist wichtig, diese totale Abhängigkeit bei einzelnen Wirkstoffen zu beenden, auch wenn Medikamente dann teurer werden“, sagte Schmidt. Entwarnung gibt Schmidt hingegen bei der Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln. „In wenigen Tagen ist Händedesinfektionsmittel wieder in den meisten Apotheken verfügbar“, sagte der Apotheker-Chef. „Für private Haushalte sind 100 Milliliter völlig ausreichend.“

Nach wie vor kein Todesfall

Bis Samstagabend haben die Behörden in Deutschland 904 Infektionen mit dem Coronavirus offiziell bestätigt. Allein im Landkreis Heinsberg in NRW, der bislang mit Abstand am stärksten betroffenen Region Deutschlands, stieg die Zahl um 63 weitere Fälle auf 283. Stark betroffen ist mittlerweile auch Köln, wo bis Samstagabend 29 Fälle gemeldet wurden. In Berlin wurde am Samstag die Infektion eines Polizisten aus dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg bekannt. Dies ist der 28. Fall in der Stadt – er befindet sich in häuslicher Isolation. Die Polizei teilte mit, der Mann habe sich nicht im Dienst infiziert. 35 Kollegen sollen mit ihm in Kontakt gewesen sein und würden nun „über die weiteren Schritte und die Quarantäne“ informiert. Nach wie vor gibt es in Deutschland keinen einzigen Todesfall in Zusammenhang mit dem Virus, während die Mortalitätsrate in anderen Ländern zwischen einem und vier Prozent liegt. +++

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