Özdemir macht Scheuer für Bahn-Probleme mitverantwortlich

Bericht: Bahn reduziert Pünktlichkeitsziele für Fernzüge drastisch

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der CSU eine Mitschuld an den Problemen der Deutschen Bahn gegeben. „Scheuer darf es sich nicht zu einfach machen und die Schuld allein bei der Deutschen Bahn AG abladen“, sagte Özdemir der „Passauer Neuen Presse“. „Wer über Probleme bei der Bahn spricht, darf über fast zehn Jahre CSU-geführtes Verkehrsministerium, Retro-Straßenbaupolitik und einer systematischen Benachteiligung des Verkehrsträgers Schiene nicht schweigen.“

Auch unter Scheuer fehle es an einem schienenfreundlichen Klima in der Verkehrspolitik. Özdemir forderte: „Wir brauchen eine Politik, die die Schiene als Herzstück einer modernen, bezahlbaren und flächendeckenden Mobilität begreift.“ Dazu gehöre, dass man die Mittel für Modernisierung und Ausbau des Streckennetzes kurzfristig verdoppele, alle Städte ab 100.000 Einwohner an den Fernverkehr anbinde und alles dafür tue, „die Maßnahmen für den Deutschlandtakt schnellstmöglich umzusetzen“. Darüber hinaus sagte der Grünen-Politiker, „fehlende Kontrolle und die unübersichtliche Struktur des DB-Konzerns“ seien Probleme, die sich nicht mit Personalrochaden beheben ließen, sondern nur durch eine umfassende Restrukturierung. Die Bahn müsse sich „wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und Mobilität anbieten, die verbindet, statt zu frustrieren“. Scheuer hatte am Dienstagvormittag in einer Spitzenrunde mit der Bahnführung über Verbesserungen gesprochen und danach ein erneutes Krisentreffen für Donnerstag angekündigt.

Bericht: Bahn reduziert Pünktlichkeitsziele für Fernzüge drastisch

Die Deutsche Bahn (DB) reduziert laut eines Medienberichts ihre Ziele für die Pünktlichkeit bei Fernzügen. Laut internen Plänen, über welche die „Welt“ in ihrer Mittwochsausgabe berichtet, sollen die ICEs, IC- und EC-Züge im laufenden Jahr zu 76,5 Prozent pünktlich ihre Zielbahnhöfe erreichen. 2014 lag die Quote bei 74,9 Prozent. Züge gelten bei der DB als pünktlich, wenn sie ihren Zielbahnhof weniger als sechs Minuten nach der im Fahrplan angegebenen Zeit erreichen. Damit schraubt die Bahn ihre Ambitionen deutlich zurück. Unter Bahnchef Rüdiger Grube und seinem Infrastrukturchef Volker Kefer, die beide das Unternehmen verlassen haben, waren 85 Prozent pünktliche Fernzüge das Fernziel. Ab diesem Wert erreichen nahezu alle Kunden ihren Anschlusszug. Gegen Ende der Ära Grube hatte man das Ziel auf 82 Prozent reduziert, inzwischen ist die tatsächliche Quote im freien Fall. Tiefpunkt war der August 2018 mit 69,8 Prozent pünktlichen Fernzügen. Eine Quote von 81 Prozent hält der Vorstand laut Zeitung erst in rund fünf Jahren für möglich, wenn die Bahn viele neue Züge bekommen und sich das Baustellenmanagement verbessert hat. Zudem müssten vorhandene Züge schneller aus den Werkstätten wieder aufs Gleis kommen. Wie Bahnchef Richard Lutz das schaffen will, soll er Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Donnerstag erklären.

Bahn-Krise: FDP wirft Scheuer „schuldhaftes Zögern“ vor

Auch die FDP hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach dem Krisengipfel mit der Bahnspitze Nachgiebigkeit vorgeworfen. „Statt den Bahn-Vorstand zum Frühstück einzuladen, muss Verkehrsminister Scheuer seine Rolle als Eigentümer der Bahn endlich nutzen, um den staatlich bestellten Top-Managern Dampf zu machen“, sagte Marco Buschmann, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Scheuers schuldhaftes Zögern führt dazu, dass ein über Jahre gewachsener Investitionsstau weiterhin nicht gelöst werden wird.“ Dieser sei Folge „jahrelanger, konzeptloser Führung“. Erhalt und Ausbau des Bahnnetzes sowie die Digitalisierung seien auf der Strecke geblieben: „Wir brauchen deswegen jetzt eine Bahnreform mit dem Ziel, Infrastruktur- und Fahrbetrieb unternehmerisch voneinander zu trennen.“ Buschmann sagte, Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla trage seit vier Jahren Verantwortung in der Konzernspitze: „Wer Ronald Pofalla nun ernsthaft zum Krisenmanager berufen will, macht den Bock zum Gärtner.“ +++

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