Neues Buch mit Fotoschätzen aus dem Fuldaer Stadtarchiv erschienen

Bilderstreifzug durch die 70er und 80er Jahre

Das Buch „Fulda in den 70er- und 80er-Jahren“ ist im Sutton-Verlag Erfurt/Wien erschienen. Fotos: Stadt-Fulda

Was waren das noch Zeiten! Als das Firmengebäude der Hutstoffwerke Muth und nicht die Rhön-Energie-Zentrale den Blickfang am Fuldaer Löhertor bildete, der Dom für Jahre von unten bis oben eingerüstet war, als es frischgezapfte Milch bei „Käs-Kirchers“ in der Marktstraße gab oder langhaarige Demonstranten das Straßenbild prägten …

Diese und viele Impressionen mehr aus den 70er und 80er Jahre sind in dem neu erschienenen Buch „Fulda in den 70er- und 80er-Jahren“ aus dem Sutton-Verlag zu finden. Autor ist Dr. Thomas Heiler, Fuldaer Stadtarchivar und Leiter des Kulturamts der Stadt. Die Publikation nutzt dabei in erster Linie Fotodokumente aus dem Fuldaer Stadtarchiv, die ursprünglich von dem legendären Fuldaer Pressefotografen Hubert Weber stammen. Das Buch reiht sich ein in frühere Veröffentlichungen des Sutton-Verlags wie etwa der Band „Fulda in den 50er und 60er Jahren“ oder in der Reihe Archivbilder „Fulda“ und „Fulda 1945 bis 1970“. Der Sutton-Verlag in Erfurt/Wien ist einer der führenden Verlage für Lokal- und Regionalgeschichte im deutschsprachigen Raum.

Was den aktuellen Band zu Fulda über die Fotodokumente hinaus so lesenswert macht, sind die prägnanten Bildunterschriften und kurzen Kapiteleinleitungen, die nicht nur exakte Informationen zum Ort und Anlass der jeweiligen Fotografien geben, sondern mit viel Gespür auch das Lebensgefühl der Fuldaerinnen und Fuldaer in den 70er und 80 Jahren wiedergeben und die (lokal-)historischen Hintergründe überblicksartig erläutern. Hubert Webers kleine Meisterwerke, die oft über den eigentlichen tagesaktuellen Anlass der Aufnahme hinausweisen, bilden dabei ein Kaleidoskop an Eindrücken, die besonders dort stark sind, wo sie die Veränderung des Stadtbilds dokumentieren oder mit Liebe fürs Detail den Alltag der „kleinen Leute“ festhalten.

Ein ganzes Kapitel ist dem gesellschaftlichen und politischen Protest jener Jahrzehnte gewidmet, der auch in auf die Straße getragen wurde: Kampf gegen Umweltzerstörung und Atomkrieg, Demos von Lebensschützern und wütenden Bauern, Ringen um Bildungschancen und 35-Stundenwoche – die großen Aufregerthemen jener Tage fanden ihren Niederschlag auch in der Region.

Auch der gesellschaftliche Wandel dieser Zeit wird durch die Fotos nachvollziehbar – etwa wenn Schnappschüsse zu den Dreharbeiten des avantgardistischen Science-fiction-Films „Die Hamburger Krankheit“ gezeigt werden, gedreht 1978 unter anderem in Fulda, oder anschaulich wird, wie das Nachtleben der Stadt auch auf den Geschmack der in Fulda lebenden US-Soldaten zugeschnitten war. Und was natürlich nicht fehlen darf: Prominente, die Fulda einen Besuch abstatten: Da reicht die Palette von Papst Johannes Paul II. 1980, über Willy Brandt und Franz-Josef Strauß bis hin zu Uwe Seeler und Roy Black.

Das „Finale“ – chronologisch am Ende des betrachteten Zeitraums und auch im Buch das Schlusskapitel – bildet die DDR-Grenzöffnung 1989 und die Folgen für Fulda. Der mit Trabis vollgeparkte Domplatz, lange Schlangen vor den Auszahlungsstellen des „Begrüßungsgeldes“ und glückliche Botschaftsflüchtlinge beim Zwischenstopp im Fuldaer Bahnhof: Bilder, die jetzt zum 30-jährigen Jahrestag des Mauerfalls wieder omnipräsent – und für viele Fuldaerinnen und Fuldaer nach wie vor unvergesslich sind. Das Buch „Fulda in den 70er- und 80er-Jahren“ kostet 19,99 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. +++