Netzwerk für Erziehungshilfe zieht Bilanz

Fulda. Eigentlich sind Schule und Jugendhilfe zwei getrennte Systeme. Dass diese beiden Systeme aber sehr erfolgreich zusammenarbeiten können, beweist das Netz-werk für Erziehungshilfe, das in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Bestehen feiert. Als das Netzwerk, das von der Jugendhilfe des Landkreises und der Stadt Fulda sowie vom Staatlichen Schulamt gegründet wurde, im Sommer 2004 seine Arbeit aufnahm, bestand das Team aus drei Mitarbeitern (einem Förderschullehrer, zwei Sozialpädagogen), und das Konzept passte auf zwei DIN A 4- Seiten. „Wir wussten, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten gestiegen war und wollten gemeinsam ortsnahe Unterstützungsangebote entwickeln“, erinnert sich Diplom-Sozialpädagogin Susanne Möller, die seit der ersten Stunde Mitarbeiterin des Netzwerks, mittlerweile aber Sachgebietsleiterin und Koordinatorin der Jugendhilfe ist.

Nach einer Umfrage an den Schulen in Stadt und Landkreis Fulda hatten Susanne Möller und ihre Kollegen eine erste Vorstellung vom Bedarf. Daraufhin wurden Meldebögen entwickelt, und mit dem Start des Schuljahrs 2004/2005 konnten die Schulen ihren tatsächlichen Bedarf beim Netzwerk anmelden. „Für die Fallarbeit, also den Erstkontakt mit den Schülern beziehungsweise Familien, die Beratung und Diagnostik waren wir von Beginn an als Förderschullehrer und Sozialpädagogen selbst zuständig“, erklärt Susanne Möller. „Dank einer Kooperation mit Projekt ‘Petra‘ konnte die sozialpädagogische Hilfe dann über einen längeren Zeitraum – bis zu zwei Jahren – in den Familien erfolgen. Parallel dazu waren Förderschullehrer ambulant in den Schulen tätig.“ An diesem „Tandem-Konzept“, sprich der intensiven Zusammenarbeit von einem Förderschullehrer und einem Sozialpädagogen, hat sich bis heute nichts geändert.

Verändert haben sich allerdings der Standort des Netzwerks, die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Breite und Tiefe des Förderangebots. „Es wurde sehr schnell sehr viel mehr“, erinnert sich Susanne Möller, „so dass wir das Team vergrößern, aber auch über spezifischere Förderangebote nachdenken mussten, da es sich gezeigt hatte, dass die ambulante Förderung nicht in allen Fällen ausreichte.“ So entstand zunächst das Konzept der Auszeitklasse, in der Kinder der Jahrgangsstufe 1 bis 6 mit Auffälligkeiten im emotionalen und/oder sozialen Bereich für 12 bis maximal 16 Unterrichtswochen gemeinsam von einem Förderschullehrer und einem Sozialpädagogen intensiv gefördert, unterrichtet und betreut werden.

Die erste Auszeitklasse wurde im Dezember 2008 in der Lioba-Straße eröffnet. Im Zuge dessen hatte auch das Netzwerk seine „Zentrale“ vom Georg-Stieler-Haus in die Leipziger Straße verlegt. Vier Jahre später zogen das Netzwerk und die Auszeitklasse in das neue Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung nach Petersberg um. Dort wurde auch die erste Durchgangsklasse eröffnet, der ebenfalls die Idee der Auszeitklasse zu Grunde liegt, der Förderzeitraum dort jedoch bei bis zu zwei Jahren liegen kann. Sowohl bei der Auszeit-klasse als auch bei der Durchgangsklasse lautet das Ziel, die Kinder nach dem Förderzeit-raum in ihre Stammschule zurückzuführen.

Über 1.100 Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien wurden im Laufe der letzten zehn Jahre im Netzwerk für Erziehungshilfe betreut, beraten und begleitet. Aktuell sind es laut Susanne Möller rund 320 Kinder und Jugendliche, die vom Netzwerk betreut werden. 30 Kinder besuchen die Auszeit- beziehungsweise Durchgangsklassen und zirka 70 Kinder stehen auf der Warteliste des Netzwerks, das inzwischen über 30 Mitarbeiter zählt. „Grundsätzlich greift das Konzept, das sich über die Jahre verändert hat und ständig weiter-entwickelt wurde, sehr gut“, betont Susanne Möller. Das Netzwerk hat sich in der Region mittlerweile bestens etabliert, und ich bin sehr froh, dass wir so viele engagierte Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter haben, die ihre Fachkompetenz, ihre Persönlichkeit und ihre Ideen einbringen, damit diese intensive Kooperation auch in Zukunft erfolgreich und gewinnbringend für alle Beteiligten ist.“ +++ fuldainfo