Nach MH-17-Absturz: Ukraine fordert internationale Konsequenzen

Flugzeug

Kiew. Der ukrainische Außenminister Pavolo Klimkin hat die Separatisten und Russland für den mutmaßlichen Abschuss des malaysischen Passagierjets MH-17 verantwortlich gemacht und eine konsequente Antwort der internationalen Gemeinschaft gefordert. „Wir verurteilen scharf die Aktionen der Terroristen und der Russischen Föderation, die ihnen modernste Waffen liefert“, sagte der Minister dem Nachrichtenmagazin „Focus“. „Von ganz entscheidender Wichtigkeit sind Sanktionen. Aber die Aufgabe, vor der wir stehen, ist noch viel größter und dringender. Wir brauchen mutige und konsequente Schritte der internationalen Gemeinschaft. Sie muss der Ukraine helfen, ihre territoriale Integrität zu schützen und den Frieden nach Europa zurückbringen.“

Der Flug MH-17 war am Donnerstag in der Nähe der russisch-ukrainischen Grenze mit 298 Menschen an Bord abgestürzt. Die Ukraine und die prorussischen Separatisten werfen sich gegenseitig vor, die Maschine abgeschossen zu haben. Ob die Blackboxen, die in den Trümmern der Maschine der „Malaysian Airlines“ in der Ukraine gefunden worden sind, bei der Aufklärung helfen können, ist fraglich. Nach Ansicht des deutschen Luftwaffenoberst Ralph Thiele könnten sie nutzlos sein, da die Insassen des Fluges MH-17 sofort tot gewesen seien. „Es war eine Sekundenangelegenheit. Pilot und Passagiere haben sicher nichts gemerkt“, sagte Thiele gegenüber „Focus“.

Auf der Blackbox werde man vermutlich „normalen Funkverkehr und dann Stille“ finden. Seiner Ansicht nach werde man auch nie erfahren, woher die Rakete abgeschossen wurde. Die Ukraine und Russland verfügten beide über die sehr beweglichen Raketenabwehrsysteme, und möglicherweise die Separatisten auch. Sie alle bewegten sich auf einem sehr engen Raum. „Da wird es schwierig zu erkennen, wo genau die Rakete abgeschossen wurde.“ Thiele führte eine Raketenabwehrtruppe und ist heute Militärberater und Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft.

Schweiz bietet Ukraine Hilfe bei Bewältigung der Flugzeugtragödie an

Die Schweiz hat den ukrainischen Behörden angeboten, Expertinnen und Experten zu schicken, die bei der Suche nach der Absturzursache von Flug MH-17 und bei der Identifizierung der Opfer helfen können. Nach Angaben des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten stünden sogenannte Disaster Victim Identification (DVI) Experts für die Opferidentifizierung bereit. Außerdem könne im Bereich Laborarbeit, bei Aviatik-Untersuchungen oder der Sprengstoff-Analyse geholfen werden, hieß es. Voraussetzung für alle Unterstützungsleistungen sei, dass jeweils eine Einladung der ukrainischen Behörden vorliege und die Sicherheit der Expertinnen und Experten gewährleistet werde. Die Schweiz unterstrich zudem die Notwendigkeit, dass die Untersuchungen von unparteilichen Instanzen geleitet werden. Über den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) koordinieren die Schweizer bereits einige Maßnahmen. Ein OSZE-Team hatte am Freitag nur begrenzten Zugang zu der Unglücksstelle und sich nach kurzer Zeit aus Sicherheitsgründen zurückgezogen. Am Samstag wird ein Ermittlerteam aus Malaysia in Kiew erwartet.

Grünen-Abgeordneter: Krisen-Regionen weiträumig umfliegen

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Flugverkehrs-Experte Markus Tressel fordert die Fluggesellschaften nach dem mutmaßlichen Abschuss der Malaysian-Boeing über der Ostukraine auf, künftig Regionen „weit zu umfliegen“, in denen militärische Auseinandersetzungen stattfinden. Sie sollten sich auch nicht durch Überlegungen abhalten lassen, welche Route die wirtschaftlichste sei, und lieber den „großen Bogen“ nehmen. „Diese Kriege werden nicht mehr ausschließlich mit einer Kalaschnikow geführt, die einem Jet in zehn Kilometer Höhe nicht gefährlich werden“, sagte Tressel der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Viele Rebellengruppen verfügten heute über Waffen, „die ein solches Flugzeug vom Himmel holen können“. Tressel kritisierte auch die Bundesregierung. Für Syrien habe eine Überflugwarnung des Auswärtigen Amtes vorgelegen, für die Ukraine bis zum Abschuss der Malaysian-Maschine nicht. Das sei eine „fehlerhafte Risikobewertung“. Die Reisewarnungen müssten „einheitlich“ und „nachvollziehbar“ gestaltet werden. +++ fuldainfo

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