MKK: Auch die AQA schneidert seit zwei Wochen Stoffmasken

Appell an Problembewusstsein: Einmalmaterial nur für die Arbeit des Fachpersonals

„Wir konzentrieren unsere Ressourcen auf die Bereiche, die besonderen Risiken ausgesetzt sind“: Hans-Jürgen Scherer in der Textilwerkstatt mit Exemplaren aus der AQA-Produktion an Stoffmasken.

Seit mehr als zwei Wochen rattern die Nähmaschinen fast ununterbrochen: In der Textilwerkstatt der kreiseigenen Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung (AQA) werden Stoffmasken hergestellt. AQA-Geschäftsführer Hans-Jürgen Scherer stattete dem Team am Standort Gründau-Rothenbergen nun einen Besuch ab und lobte den unermüdlichen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen, der einen guten Zweck verfolgt. „Wir schaffen mit den Masken Ressourcen für Bereiche, die besonderen Risiken ausgesetzt sind. Wir stellen sie zum Beispiel den Alten- und Pflegezentren zur Verfügung“, erklärte Scherer.

Für die AQA-Aufsichtsratsvorsitzende und Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler ist dieses Engagement lobenswert. „Nicht nur in Gründau, im Moment nähen überall im Kreis, in allen Städten und Gemeinden viele Freiwillige kleine oder gar größere Kontingente an Schutzmasken. Das ist toll. Uns eint dabei ein Ziel: Wer sein Sicherheitsgefühl oder den Schutz anderer durch eine Maske erhöhen möchte, darf nicht zu den knappen Einmalmaterialien greifen, die im Gesundheitsbereich viel dringender benötigt werden“, appellierte Simmler ans Problembewusstsein der Bürgerinnen und Bürger. Im Bereich der ärztlichen Versorgung, der Krankenhäuser und der Pflege sei weiterhin die Schutzausrüstung für das Personal „eines der beherrschenden Themen, dem wir uns alle mit vereinten Kräften widmen müssen“.

Damit verbunden gibt es Lob von der Kreisspitze für Näh-Initiativen wie die des Kostüm-Fundus der Stadt Gelnhausen oder der Brüder-Grimm-Festspiele in Hanau, stellvertretend für alle „privaten Kleinproduzenten“, wie es Landrat Thorsten Stolz auf den Punkt bringt. „Sollten einige der strengen Kontaktbeschränkungen in den Tagen nach Ostern wieder gelockert werden, könnten diese genähten Utensilien noch mal bedeutsam werden. Es kommt darauf an, welche Auflagen die Bundes- und Landesregierung für die erste Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens machen. Und dann sollten Privatleute auf Masken aus Stoff, wie dies zum großen Teil bereits heute geschieht, zurückgreifen, damit die Ressourcen für die medizinische und pflegerische Versorgung geschont werden“, so Thorsten Stolz.

Mit Stoffmasken lässt sich im Kontakt mit Mitmenschen oder als Besucher von Einrichtungen zumindest Distanz und Vorsicht signalisieren, in gewissem Maße auch das Umfeld schützen. „Vor allem sind diese Masken ein sichtbares Signal dafür, dass wir uns und unser Umfeld weiterhin schützen müssen, geradezu eine Aufforderung und Erinnerung, weiterhin die wichtigen Grundregeln der Hygiene und des Abstands einzuhalten“, fasste es Simmler zusammen. Das sei auch der Grundgedanke hinter der Initiative der AQA.

Zehn Mitarbeiter der AQA schneidern

Die AQA fertigt bereits seit zwei Wochen solche Schutzmasken aus Baumwolle. „Diese Masken bieten ausdrücklich keinen sicheren Infektionsschutz für den Träger“, hebt AQA-Geschäftsführer Scherer hervor, „sie dienen in erster Linie dazu, dass bereits infizierte Menschen andere nicht so leicht anstecken können, und das vor dem Hintergrund, dass manche Infizierte gar keine erkennbaren starken Symptome entwickeln.“ Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren derzeit rund 1.000 Masken pro Woche. Dabei habe man kreative Lösungen gefunden, erklärt Scherer. Beispielsweise nutzt die AQA Pfeifenreiniger als flexible Nasenbügel.

Die AQA-Masken sind nicht frei erhältlich. Die gesamte Produktion der kommenden Wochen ist bereits reserviert. „Die ersten 2.000 Masken liefern wir schon in Kürze an die Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises“, so Scherer. Daneben werden auch immer wieder direkte Bedarfe bedient werden können, indem auch andere kreiseigene Betriebe, die momentan deutlich weniger Arbeit haben wie zum Beispiel das Jugendzentrum Ronneburg, das AQA-Team unterstützen.

Die Masken sind zwar wiederverwendbar, allerdings werden in der Regel mehrere pro Tag gebraucht, wenn man das Risiko, andere anzustecken, wirksam minimieren will. Sobald eine Stoffmaske durchfeuchtet ist, muss sie ersetzt zunächst wieder sterilisiert werden. Dazu könne man die Maske bei 60 Grad waschen oder alternativ bei 70 Grad im Backofen trocknen, erläuterte Scherer weiter.

Wer sich selbst an der Näh-Maschine versuchen möchte, findet unter anderem im CoroNetz auf der Seite des Main-Kinzig-Kreises eine Online-Anleitung. Die Bildungspartner Main-Kinzig halten ein entsprechendes kostenfreies Angebot bereit, man muss sich dazu bloß in der „VHS-Cloud“ anmelden. Der Link dazu findet sich im CoroNetz unter „Bildung“. +++ pm