Lindner: Rolle des Kanzlers künftig unwichtiger

Es ist nicht der Kanzler entscheidend, sondern die Koalition

Christian Lindner (FDP)

Die politische Bedeutung des nächsten Bundeskanzlers wird nach Überzeugung des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner gegenüber den Vorgängern spürbare abnehmen. Aller Voraussicht nach werde nur ein Dreier-Bündnis eine Mehrheit im neuen Bundestag haben, sagte er am Donnerstag der „Bild“ zur Begründung. Das bedeutet aus Sicht von Lindner: „Über 70 Prozent der Menschen werden nicht die Partei gewählt haben, die später den Kanzler stellt. Schlussfolgerung: Es ist nicht der Kanzler entscheidend, sondern die Koalition.“

Nach den Worten Lindners könnte ein Dreierbündnis aus Union, Grünen und FDP oder SPD, Grünen und FDP zur Folge haben, dass es künftig zwei Vizekanzler gibt. Die Frage der Vizekanzler sei für ihn nicht entscheidend, aber: „Bei einer Konstellation, wo es mehrere Parteien sind, muss natürlich jede sich einbringen können. Und auch die Aufgaben der Koordination müssen erfüllt werden.“ Der FDP-Chef machte aber deutlich, dass dies nicht zu einem weiteren Ausbau der Ministerialbürokratie führen sollte: „Prinzipiell bin ich der Meinung, dass die Bundesministerien schon groß genug sind. Die sind ja in den letzten Jahren enorm gewachsen.“

Kritisch kommentierte Lindner, dass er in den Medien bereits als „Königsmacher“ bezeichnet wird: „Das ist ein Wort, das in den Medien kursiert, mit dem ich aber gar nicht so recht glücklich bin. Denn wir sind selbstbewusst in unseren Inhalten, wir überschätzen uns aber auch nicht.“ Jetzt müsse man die Wähler überzeugen, damit „wir mit einem hoffentlich zweistelligen Ergebnis in den Bundestag kommen“. Das wäre laut Lindner „ein historischer Erfolg“. Denn noch nie habe seine Partei in zwei Bundestagswahlen hintereinander mehr als zehn Prozent erzielt. +++