Lindner glaubt nicht an Comeback der Atomkraft in Deutschland

Söder drohte seinerzeit als Umweltminister sogar mit seinem Rücktritt

Christian Lindner (FDP)

Für Bundesfinanzminister Christian Lindner bedeutet das Abschalten der letzten drei Kernkraftwerke am Samstag das endgültige Aus der Atomkraft in Deutschland nach mehr als 60 Jahren. Der FDP-Vorsitzende sagte am Freitagabend dem TV-Sender „Welt“ zu Spekulationen über ein Comeback der Kernkraft irgendwann in der Zukunft: „Ich halte das nicht für eine realistische Vorstellung.“

Er plädierte dafür, die drei Kernkraftwerke in der Reserve belassen und sie nicht zurückbauen. „Wenn wir sie in den nächsten zwei, drei Jahren ans Netz bringen müssten, hätten wir diese Chance“, so Lindner. Aber jeder wisse: „Das scheitert an den Grünen, dafür gibt es im Parlament keine Mehrheit.“ Deutschland sollte sich aber „die Möglichkeit der Kernfusion offenhalten, hier forschen und auch Anwendungen ermöglichen.“ Als unglaubwürdig wies der FDP-Chef die Kritik des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zurück, der den Liberalen „Schwäche“ in der Atomfrage vorgeworfen hatte: „Es war ja Herr Söder, der seinerzeit als Umweltminister sogar mit seinem Rücktritt gedroht hatte, wenn die Kernkraftwerke nicht vom Netz gingen“, erinnerte Lindner an die Position Söders 2011 nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Jetzt gebe es „eine Rolle rückwärts“. Hier sei bei Söder „viel Populismus im Spiel“, so Lindner.

Grüne halten an Atomausstieg fest

Trotz der aktuellen Diskussion um die Versorgungssicherheit wollen die Grünen im Bundestag an der Abschaltung der letzten Atommeiler in Deutschland am 15. April festhalten. „Der Atomausstieg ist ein Sicherheitsgewinn für unser Land. Es war ein langer Weg zum Ausstieg. Wir Grünen haben gemeinsam mit Verbündeten aus der Zivilgesellschaft über viele Jahre hart dafür gekämpft“, sagten die Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge am Freitag. Nicht erst die Katastrophen von Fukushima und Tschernobyl hätten gezeigt, welches Risiko die Atomenergie für Mensch und Umwelt sei. „Mit dem Ausstieg machen wir uns weniger verwundbar und gehen einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Sicherheit. Zudem werden wir künftige Generationen nicht mit weiterem Atommüll belasten.“ Aus Sicht der beiden Grünen-Politikerinnen ist der Ausstieg aus Atom ein „wichtiger Meilenstein auf dem Weg ins Zeitalter der Erneuerbaren“. Die Energiezukunft sei dezentral und in Bürgerhand. „Die Weichen sind gestellt für günstige, sichere und nachhaltige Technologien aus Wind und Sonne“, so Haßelmann und Dröge. „Wir setzen auf sparsame und effiziente Nutzung der Energie, investieren in die weitere Erforschung, den Ausbau und Hochlauf der Erneuerbaren sowie den notwendigen Ausbau der Stromnetze.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Vortag angekündigt, alle Spielräume zu nutzen, um ein Revival der Kernenergie zu ermöglichen. +++

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