Lauda geht mit Rosberg hart ins Gericht

Wir haben noch nichts, keine Lösung

Mercedes-Pilot Nico Rosberg

Berlin. Niki Lauda, Aufsichtsrat-Chef des Mercedes-Formel-1-Rennstalls, geht mit dem am Freitag zurückgetretenen Weltmeister Nico Rosberg hart ins Gericht. „Nico hat im August bei uns einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben“, sagte der Lauda der „Welt am Sonntag“. „Sein Ziel nur einmal Weltmeister zu werden, dies hätte Nico uns bei dem Vertragsabschluss zumindest andeuten können.“ Mercedes hätte sich „für diesen Fall, dass etwas passiert, einen Plan B ausdenken können, oder besser: Müssen – um für ein solches Szenario gerüstet zu sein“, so Lauda weiter. Er wolle Rosberg nichts unterstellen, „und vielleicht haben sich seine Pläne seit Sommer sogar vierzig Mal geändert, hin und her.

Aber Fakt ist, dass es jetzt erst einmal so ist, wie es ist. Wenn ich das sage, gebe ich zu bedenken, dass dieser Vorgang für Mercedes und die 1.200 Mitarbeiter der Formel-1-Abteilung ein harter Tobak ist“, sagte Lauda. Der ehemalige dreimalige Weltmeister führte aus, dass das Silberpfeil-Team, Rosberg alle Möglichkeiten gegeben habe, „mit einem Superauto Weltmeister zu werden. Und dann hat er uns – gerade wegen unserer gemeinsam geleisteten, hervorragenden Arbeit und Anstrengungen – sozusagen über Nacht völlig überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben.“ Rosbergs „einsamer Entschluss“ habe im Rennstall-Stammsitz in Brackley „und auch sonst bei Mercedes und den vielen Menschen, die mit Nico eng zusammen gearbeitet haben, bei seinen Ingenieuren und Mechanikern, ein Riesenloch gerissen, in dieses exzellent funktionierende Team“.

In die Zukunft gerichtet sieht Lauda kurzfristig extrem schwierige Zeiten auf das seit drei Jahren dominierende Mercedes-Team zukommen. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich die Konsequenzen aus seinem Blitzexodus ziehen und dieses Blitzproblem lösen“, so der Team-Chefstratege zur anstehenden Fahrersuche für Cockpit Nummer zwei. Mercedes werde zunächst analysieren, welche realistischen Möglichkeiten es überhaupt gebe, und man fange jetzt erst an, weil man wirklich von Rosbergs Rücktritt überrascht worden sei. „Wir haben noch nichts, keine Lösung“, klagte Lauda, „wir stehen voll im Regen ebenso wie unsere 1.200 Mitarbeiter, für die wir verantwortlich sind.“ Für die Saison 2017 sei die neue Situation „ein Riesennachteil. Das Thema Fahrerstabilität – ein Doppelweltmeister und ein Weltmeister, also die beste Fahrerpaarung der Formel 1 – ist weg. Wir haben ein neues Auto, bei dem wir jetzt noch nicht wissen, wohin die Reise geht und dazu jetzt noch eine Riesenunsicherheit bei den Fahrern. Kurzum: Wir befinden uns in dem für mich schlechtesten, möglichen Zustand.“ +++