Lauterbach. Landrat Manfred Görig (SPD) unterstützt die Forderungen des Bundesverbandes Deutscher Milchviehalter (BDM) und hält die Lage der Milchbauern angesichts des extrem niedrigen Milchpreises insbesondere im Vogelsbergkreis für bedrohlich. Olaf Harder aus Fraurombach, Hans-Ulrich Schmidt aus Kaulstoß, Ingrid Pöhl aus Freiensteinau und Klaus Vetter aus Breitenbach a. H. waren auf Einladung des Landrats ins Lauterbacher Kreishaus gekommen, um die aktuelle Lage und die politischen Ziele des BDM zu erläutern. Im Landkreis gibt es rund 320 Milchbauern.
Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer einschließlich des Landrats, dass die gegenwärtige Politik in Brüssel – aber auch des Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) – die realen Lebensbedingungen und Existenznöte der Milchviehhalter nicht im Blick haben. Eine flexible Mengensteuerung, ein sogenanntes Milchmarkt-Krisenmanagement, werde von Minister Schmidt kategorisch abgelehnt.
Nach Auffassung des BDM hat der Wegfall der Quote, verbunden mit einer maßlosen Exportunterstützungspolitik – die im Übrigen gescheitert sei – den Milchpreis „total ruiniert“. Mit einem derzeitigen Milchpreis von 24 Cent je Liter Milch können die Produktionskosten – zwischen 40 und 50 Cent – nicht aufgefangen werden. „Da muss man kein Betriebswirt sein“, unterstrich Olaf Harder, Kreis-Teamleiter beim BDM. „Die ausschließliche Öffnung für Exporte ist sicher nicht der Weg, der unseren Landwirten auf lange Sicht nutzt“, meinte Manfred Görig.
Klaus Vetter, Mitglied im BDM-Landesvorstand, berichtete von guten Gesprächen mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) im Rahmen der jüngsten massiven Proteste der Landwirte in Brüssel. Landrat Görig sagte zu, in seinen Gesprächen mit Landes- und Bundespolitikern die Nöte der Milchbauern „deutlich anzusprechen“. Der Vogelsberg sei bei allem Rückgang der Landwirtschaft immer noch ein herausragendes Milchertragsgebiet.
Hans-Ulrich Schmidt, Mitglied im BGM-Vogelsberg-Team, und Landesdelegierte Ingrid Pöhl verdeutlichten am konkreten Beispiel, dass die zugesagten Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro europaweit den Milchpreis gerademal um 0,2 Cent anheben würden.
„Das ist reine Symbolpolitik“, unterstrich Olaf Harder. Seit dem Ende der Quote im April 2015 – so klagen 800.000 Milchbauern in Deutschland – sei der Preis von 40 Cent auf jetzt rund 27 Cent gefallen. Das Überangebot, das zum Preisverfall führe, könne man am besten durch ein Marktkrisen-Management regulieren – eine Rückkehr zur festen Quote wollen auch die BDM-Bauern nicht. Wichtiger sei es, die „Weltmarkt-Eroberungspolitik“ zu stoppen, denn die nütze nur den ganz großen industriellen Agrarunternehmen.
Den BDM-Vorschlag, die 500 Millionen Euro aus Brüssel zu verwenden, um mit 10 Cent je Liter eine „Belohnung für jeden nicht gemolkenen Liter zu bezahlen“, um den Preis wieder zu stabilisieren, findet Landrat Görig nachvollziehbar. Der freiwillige Verzicht auf Produktion müsse belohnt werden, sagte Klaus Vetter.
Gleichzeitig machte er in dem zweistündigen Gespräch deutlich, dass „die Verbraucherinnen und Verbraucher eine sehr große Macht hätten, mit dem Kauf guter heimischer Produkte die Landwirtschaft und die Tierschutz zu stärken. Nur immer billig – das wird auf die Dauer nicht funktionieren.“ Klaus Vetter sagte: „Es geht um den Verbraucher und ums Tier – nicht nur ums Vermarkten.“ Abschließend fasste der Landrat, der das außerordentliche ehrenamtliche Engagement des BDM lobte, den konstruktiven Gedankenaustausch so zusammen: „Ein guter Milchpreis – das ist auch gute Regionalpolitik zur Erhaltung des ländlichen Raumes.“ +++ fuldainfo
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