„Kulturstadt Fulda – ja, bitte!“ – Podiumsdiskussion des Grünen-Kreisverbandes Fulda

Zwengel: „Wer ist schuld, dass diese Dinge in Fulda nicht laufen?“

Fulda. Am Montagabend fand im antonius Café der St. Antonius gGmbH („antonius. Netzwerk Mensch“) im Fuldaer Stadtteil Neuenberg, eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Kulturstadt Fulda – ja, bitte!“ statt, zu dieser der Kreisverband Fulda Bündnis 90/Die Grünen eingeladen hatte. Viele Kulturinteressierte waren gekommen – darunter auch Einige aus verschiedenen Gremien – um der Veranstaltung beizuwohnen und um sich daneben, einen Überblick über Fuldas Kulturlandschaft zu verschaffen.

Als Gesprächspartner und Kenner der Kultuszene, fungierten die Kulturplanerin und selbst Künstlerin Manuela Weichenrieder von der „kümmerei Gießen“ (kümmerei.org), die Sozial- und Theaterpädagogin sowie freischaffende Schauspielerin Jessica Stukenberg vom Freien Theater Fulda, die Germanistin und Sozialpädagogin Katja Schmirler vom Fuldaer Kulturzentrum Kreuz e. V., die Geschäftsführerin der Loheland-Stiftung (Künzell) Ursula Grupp, die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die Kommunalwahl Silvia Brünnel sowie Günter Pfeffer vom Kulturprojekt „Langebrückenstraße 14“. Moderiert wurde der Themenabend von Prof. Dr. Thomas Göller, Stadtverordneter sowie Mitglied im Schul- und Kulturausschuss.

„Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Gäste,
ich freue mich, dass sie heute Abend so zahlreich erschienen sind und heiße sie zu unserer Podiumsdiskussion zum Thema: „Kulturstadt Fulda – ja, bitte!“ – hier im antonius Café – alle sehr herzlich willkommen. Wir werden heute Abend über einige Aspekte informieren sowie diskutieren, die in der Kulturdebatte bzw. in der Kulturpolitik und auch in der Kulturförderung der Stadt Fulda, mehr oder weniger stark ausgeblendet werden. Es geht vor allem darum, sich mal die freie Kulturszene anzuschauen und ein Blick über Fulda hinaus zu werfen – Was läuft in puncto Kultur eigentlich in anderen Kommunen? Was ist machbar, was ist förderbar – und warum ist es speziell in Fulda so schwierig, dass diese Dinge hier nicht laufen“, so der Vorstandssprecher des Grünen-Kreisverbandes Fulda Ralf Zwengel in seinen Begrüßungsworten.

Leidenschaftlich und eindrucksvoll erzählte Kulturplanerin Manuela Weichenrieder von der „kümmerei Gießen“, von ihrem Studium der Angewandten Theaterwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, von ihren Anfängen, Kulturschaffende aus allen Bereichen zusammenzubringen und sie zu vernetzen, von den Entwicklungen des künstlerischen Projektes sowie der Kulturentwicklungsplanung Gießen. Doch was ist und macht eigentlich die „kümmerei Gießen“ ? Auf der Homepage der „Kümmerei“ (kümmerei.org) heißt es wie folgt: „Die kümmerei ist ein künstlerisches Projekt zur Stärkung der lokalen Kulturwirtschaft mit den Schwerpunkten: Vernetzung, Beratung und Leerstandsmanagement – offen für alle Belange der Kulturwirtschaft.” (URL: http://www.kuemmerei.org/home/konzept.html, abgerufen am: 02.03.2016, 17:00 Uhr) Wie Weichenrieder – gleich zu Beginn ihres Vortrags – verriet, „braucht es, um als freiberufliche Künstlerin bestehen zu können, viele Standbeine“. Wie die Kulturplanerin mitteilte, wird die „kümmerei“ von drei Ämtern begleitet. Das ist das Stadtplanungsamt, das Kulturamt und die Wirtschaftsförderung. „Das sind drei Bereiche, in die wir hineinspielen, und in die vor allem – die Kultur hineinspielt“, so Manuela Weichenrieder in ihren Begrüßungsworten. Nach ihrer Meinung sollte Kultur – mitvergabetechnisch – nicht nur Aufgabe des Kulturamtes sein, sondern auch – von anderen Ämtern und Verwaltungseinheiten – gefördert werden. Weiter sagte Weichenrieder, dass die „kümmerei“, bei allem, was sie tut, eine bestimmte Ästhetik zugrunde legt. In diesem Sinne „holt sie die Künstler und Kulturschaffenden dort ab, wo sie stehen und begegnet ihnen auf gleicher Augenhöhe“. Hauptziel des künstlerischen Projektes, sei dabei immer die Vernetzung von Kulturakteuren mit der Politik, mit der Verwaltung sowie den bestehenden Institutionen der Kultur vor Ort.

Silvia Brünnel, von den Fuldaer Grünen, betonte mit Blick auf die Aussagen von Weichenrieder, dass „Fulda noch ganz am Anfang einer möglichen Vernetzung stehe“. Eine Frage, die sich Brünnel in diesem Zusammenhang stellte, lautete: „Wie schaffe ich es hier, trotz der stabilen CDU-Mehrheit, zu einer Vernetzung kommen zu lassen?“ „Wenn wir Fulda von der Kulturlandschaft her betrachten, dann fällt uns doch auf, dass wir hier, einen ganz bunten Blumenstrauß von Kulturinitiativen, Kulturvereinen sowie von Kulturschaffenden haben und hierbei denke ich auch an das Ehrenamt, in diesem mit viel Engagement offensichtlich gute Arbeit geleistet wird“, so Brünnel weiter. „Wir haben unserem heutigen Themenabend bewusst die etwas provokante Überschrift „Kulturstadt Fulda – ja, bitte!“ gegeben, um zum Nachdenken anzuregen – wie kommt Fulda da hin? Wir sind der Meinung, dass Fulda – und das möchte ich an dieser Stelle nicht negieren – weit mehr zu bieten hat, als Schlosstheater und Musical Sommer. Verstehen sie, meine Damen und Herren, es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man um Förderungsmittel kämpfen muss, deshalb soll unser Appell heute Abend folgender sein: Einfach, dass man sich einmal Gedanken darüber macht, wie wertvoll Kultur eigentlich ist und reflektieren: Wo stehen wir in Fulda hinsichtlich Kultur eigentlich? Abschließend möchte ich noch einmal dafür plädieren, dass ein Kulturetat eine Investition in die Zukunft ist“, so die Spitzenkandidatin abschließend.

Katja Schmirler, vom Kulturzentrum Kreuz, war der Meinung, dass die kulturelle Vernetzung, eines der wichtigsten Dinge überhaupt sei. Wie Schmirler bedauernd mitteilte, haben die letzten Gespräche mit der Hochschule Fulda – da das Kreuz auch immer wieder Studentinnen und Studenten der hiesigen Hochschule miteinbinde – tatsächlich erst im Vergangenen Jahr stattgefunden. Daneben kritisierte Schmirler, dass es an der Hochschule Fulda, keinen Kulturbeauftragten gibt. „Für fast jeden Bereich, gibt es an der Hochschule, einen Beauftragten, nur für Kultur nicht“, so Schmirler, die anfügte: „Es ist wichtig, zusammenzuarbeiten und Kooperationen einzugehen. Das Kulturzentrum Kreuz, wird von der Stadt Fulda unterstützt – und das gar nicht einmal so schlecht. Das liegt aber nicht an den Verantwortlichen der Politik, sondern hauptsächlich an den Verantwortlichen in den Ämtern. Hauptaufgabe sei jetzt, um Fulda nun auch wirklich zu einer Kulturstadt werden zu lassen, die Akteure untereinander zu vernetzen“, so Katja Schmirler abschließend.

Ursula Grupp, Geschäftsführerin der Loheland-Stiftung (Künzell) sagte: „Ich finde auch, dass eine Vernetzung ganz dringend erforderlich ist. Ich bin zwar erst seit 2,5 Jahren hier, muss aber zugeben, dass es äußerst schwer ist, Loheland mit Fulda zu vernetzen. So suche ich schon seit 2,5 Jahren nach Fäden, diese allerdings, habe ich bis heute nicht gefunden“, so Ursula Grupp, die hinzufügte: „Loheland ist weitaus mehr, als nur eine Schule. Wenn wir Fulda ausklammern und nach Außen gehen, werden wir wahrgenommen, doch leider nicht in der Region; Das hängt sicherlich, – da sich die Gründerinnen von Loheland mit einem Programm etablierten, dieses anscheinend nicht in das katholische Leitbild dieser Region passte, – mit unserer Vorgeschichte zusammen. Ich glaube, es gibt unendlich viele Legenden über Loheland, was sich hier alles abgespielt haben soll und sich vielleicht auch einiges abgespielt hat, aber nichtsdestotrotz würde ich sie gerne nach Loheland einladen, um mit ihnen gemeinsam, das Geheimnis zu lüften…“, so Grupp abschließend.

„Ich kann mich dem, was Katja vorhin gesagt hat, nur anschließen. Ich kann auch unterschreiben, dass das Fuldaer Kulturamt im Moment ganz gute Arbeit macht. Die Leute dort sind sehr aufgeschlossen und somit hat sich dort in den letzten Jahren doch einiges verändert“, so Jessica Stukenberg vom Freien Theater in Fulda, die anfügte: „Ich finde den Begriff ‚kümmerei‘ so toll, weil sich dort auch jemand kümmert“, so die Theaterpädagogin tautologisch weiter. In diesem Zusammenhang Stukenberg sagte, dass man durch eine solche Institution wie in Gießen viel Zeit für die eigentlichen Aufgaben gewinnen könne. Jeder, der schon einmal einen Antrag für Projekte gestellt habe, könne sicher nachvollziehen, wie langatmig solche Behördengänge sein können. In diesem Kontext schilderte die Kulturschaffende ihre Bemühungen und das damit korrelierende Missfallen über die fehlenden, zu bespielenden Räumlichkeiten am Freien Theater Fulda, diese es ihrer Meinung in Fulda zu Genüge gäbe. Am Ende der kulturellen Veranstaltung, bat Loheland-Geschäftsführerin Ursula Grupp, Jessica Stukenberg Räumlichkeiten auf Loheland an. +++ fuldainfo | jessica auth

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