Kreiskonferenz des VdK Fulda

Fulda. Karl-Winfried Seif (Limburg), Vorsitzender des VdK Landesverbandes Hessen-Thüringen und stellvertretender Vorsitzender des mit 1,7 Millionen Mitgliedern größten deutschen Sozialverbandes, warnte in Fulda vor einem drohenden „Pflegekollaps“, und forderte, den Focus auf die barrierefreie Planung von Wohn-, Geschäfts- und Verwaltungsbauten zu richten. Menschen mit Behinderung dürften nicht ausgesperrt sein. Zudem mahnte er verbesserte Bedingungen für ehrenamtlich Tätige an und zeigte sich über die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum besorgt. Seif vertritt in Hessen und Thüringen 250.000 Mitglieder, die in 1.200 Ortverbänden organisiert sind.

„Die Zunahme der Pflegebedürftigen um mehr als 40 Prozent in den nächsten 20 Jahren, erfordert jetzt entscheidende Weichenstellungen“, so Seif. Er verdeutlichte: Die Zahl Pflegebedürftiger steige in den nächsten 20 Jahren hessenweit von jetzt 205 000 auf über 270 000, in Deutschland von 2,6 auf über 3,5 Millionen. Um das Recht auf menschenwürdige Pflege zu sichern, fordere er von, Politiker und allen mit dieser Problematik Konfrontierten, jetzt gemeinsam zu handeln, um den drohenden Pflegekollaps zu verhindern und die menschenwürdige Pflege zu sichern. Pflegebedürftigkeit betreffe nicht nur ältere Menschen, warnte der Landesvorsitzende: 20 Prozent der auf Pflege angewiesenen Menschen seien bis zu 50 Jahre alt – 4,1 Prozent seien Kinder unter 15 Jahren. Er halte es für zwingend, auch die Seelisch- und die Demenzkranken sofort in die regulären Pflegestufen aufzunehmen. Seif sieht sich in seinem Bestreben bestätigt, denn diese VdK-Forderung griff der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Karl-Josef Laumann kürzlich in Frankfurt am Main auf und sagte dem VdK eine Neudefinition des Pflegebegriffes – noch in dieser Legislaturperiode – zu.

Karl-Winfried Seif beklagte den Mangel an Pflegekräften, forderte wörtlich, deren harte Arbeit anständig zu bezahlen und meinte, die Pflegekräfte hätten „Solidaritätsstreiks“ verdient. Es gäbe Fälle, wo für 130 Pflegebedürftige nachts nur eine Pflegekraft anwesend sei. Betroffenen und deren Angehörigen riet der VdK-Funktionär, Rat bei den Pflegestützpunkten zu suchen (z.B in Fulda, Gerloser Weg 20).

Der VdK kämpfe auch für eine angemessene ärztliche Versorgung. Der Bedarf an Ärzten – er beruhe auf Festlegungen aus dem Jahre 1993 – sei unverzüglich zu aktualisieren. Das gelte auch für die Fachärzte. Bestehe in Städten eine Überversorgung, sei diese zu Gunsten der Flächenorte anzupassen. Er sehe auch Defizite beim ärztlichen Bereitschaftsdienst. Darum rege er an, unzumutbare lange Wartezeiten und weitere Mängel dem VdK zu melden. Sein Verband kämpfe nachdrücklich in Verhandlungen (z.B. mit der Kassenärztlichen Vereinigung) dafür, diese Mängel zu beseitigen. Dieter Herchenhan (Tann, Mitglied im VdK-Kreisvorstand Fulda) hatte auf diese Problematik hingewiesen.

Die Erreichbarkeit der ärztlichen Dienste sei untrennbar verbunden mit barrierefreien Zugangsmöglichkeiten. Hier seien Siedlungs- und Baugesellschaften und insbesondere die öffentliche Hand in die Pflicht zu nehmen. Beim Aufstellen von Bebauungsplänen müsse das Thema „Barriere-Freiheit“ schon Berücksichtigung finden. Die VdK-Mitglieder, sollten hier für stets ein kritisches Auge haben und barrierefreies Bauen vor Ort einfordern, regte der Vorsitzende an, der auch das Beratungsangebot des VdK erläuterte. Zu den Fachleuten für barrierfreies Bauen (auch Umbauen) im Kreisverbandes Fulda zählt der Heubacher VdK-Vorsitzende Bruno Fischer. Fischer berät nicht nur bei Baumaßnahmen. Er weist auch auf Fördermöglichkeiten (Pflegeversicherung, Land, KfW etc.) hin und informiert in Fachvorträgen. Weil die Gelder oft nicht ausreichten, seien auch Zuschüsse von Stiftungen zu prüfen, so Seif abschließend zum Thema „Barrierefreiheit“.

Die Altersstruktur bei Funktionsträger in Vereinen und Verbänden fordere eine Verjüngung – auch beim VdK. Und die Anforderungen an Ehrenamtliche seien gestiegen. Beim Landesverbandstag im September 2015, gelte es, den Vorstand zu verjüngen. „Um dies zu leisten zu können, müssen wir junge Leute für das Ehrenamt ausbilden“, sagte Seif und forderte für die Ausbildung Ehrenamtlicher sei die Gewährung von Bildungsurlaub nach dem Hessischen Bildungsurlaubsgesetz unabdingbar. Auf sein Drängen hin, habe die Landesregierung nun reagiert. Seif war auf Einladung des VdK-Kreisvorsitzenden Rudolf Schmitt (Petersberg) nach Fulda gereist und hatte auch an der Frühjahrsversammlung des Verbandes teilgenommen. +++ fuldainfo