Kleine Bewegung – große Schmerzen: Das RSI-Syndrom

Fulda. Das Repetitive Strain Injury-Syndrom (kurz RSI-Syndrom, englisch repetitive strain injury = Verletzung durch wiederholte Belastung oder oft auch als Mausarm bezeichnet, steht für eine Verletzung der Gelenke, Sehnen und Muskeln, durch wiederholte Beanspruchung bei stereotypen Bewegungen, wie beispielsweise das Bedienen von Computermaus und Tastatur. Damit wird beschrieben, dass Muskeln – oft durch schnell sich wiederholende, ohne viel Kraftaufwand ausgeführte Bewegungen – dauerhaft geschädigt werden können. Betroffen sind in der Regel die Hand und der Arm, manchmal aber auch Schulter und Nacken.

Entstehung

Gelenke, Sehnen und Muskeln können durch schnelle, kurze und täglich zig-tausendfach wiederholte Bewegungen so geschädigt werden, dass sie sich in nächtlichen Erholungsphasen nur unzureichend erholen. Die am nächsten Tag noch nicht vollständig reparierten Schäden – summieren sich bei weiterer Bildschirmarbeit und führen im Verlauf eines mehrjährigen Berufslebens zu Schmerzen und Funktionseinschränkungen. Geschädigte und verkürzte Muskeln vermitteln Schmerzempfindungen auch von anderen Stellen als dem „Verletzungsort“ (übertragener Schmerz) und veranlassen das Nervensystem dazu, größere Muskelstränge abzuschalten, um so die Muskulatur vor weiteren Verletzungen zu schützen. Kraftverlust und Lähmung sind die Folge.

Wer ist betroffen?

Von einem Mausarm können Menschen aller Altersstufen betroffen sein. Etwa 60 Prozent aller Personen, die pro Tag mehr als drei Stunden am Computer sitzen, sind betroffen. Da die Beschwerden sehr unspezifisch verlaufen, wissen viele nicht einmal, dass sie vom RSI-Syndrom betroffen sind. Die ersten Anzeichen reichen von einem Kribbeln über Sensibilitätsstörungen bis hin zu Taubheitsgefühlen in den betroffenen Körperteilen sowie diffuse Schmerzen, die zwischen Handgelenk und Schulter auftreten können. Die Beschwerden sind vielseitig und treten sehr häufig in Ruhephasen auf. Meist treten mehrere Symptome zeitgleich auf. Darüber hinaus können – aufgrund der primären Schädigung – auch sekundäre – vom vegetativen Nervensystem (Sympathicus) erzeugte Symptome (Schwellungen, Entzündungen) – entstehen, diese die primäre Entzündung subjektiv und objektiv überlagern. Neben der direkten mechanischen Belastung durch Bewegungswiederholung, sind für vorbeugende und heilende Maßnahmen, noch weitere, den Erkrankungsprozess verstärkende Mechanismen, wie eine unergonomische Körperhaltung, Stress, repetitive Kopfbewegungen (Ablesen von Vorlagen), zu berücksichtigen.

Als medizinische Schreibkräfte sind wir besonders gefährdet, da wir unsere Tätigkeit in überwiegend sitzender und monotoner Körperhaltung ausüben und der Schreibprozess keinen Wechsel der Körperhaltung zulässt. Beim Schreiben bleiben die Hände auf der Tastatur, die Arme liegen auf und die Finger führen im gleichen Rhythmus die Tastaturanschläge aus. Die Beine sind abgewinkelt und die Füße stehen die ganze Zeit über auf dem Fußpedal, auf diesem lediglich – eine Vorderfußbewegung ausgeführt wird. Durch die Digitalisierung von Diktaten und somit wegfallender Bewegung – Diktate im Arztzimmer abholen und bringen (früher noch Hol- und Bringdienst) – wird ein Wechsel der Körperposition nicht mehr gewährleistet. Durch die erforderliche Aufmerksamkeit während dem Abhören eines Diktates und dem parallelen Vermeiden von Hörfehlern („ein“ oder „kein“) kommt es im Nacken- und Schulterbereich sowie im Bereich des Rückens und der Wirbelsäule zu einer erhöhten Anspannung der Muskulatur, was nicht zuletzt – wegen mangelnder körperlicher Bewegung – zu Verspannungen und Dauerstressbelastungen in diesen Bereichen führen kann. Die Folgen dessen sind Fehlhaltungen, Kopfschmerzen und Gelenkentzündungen.

Prävention

Um diesen Symptomen vorzubeugen, wird ein ergonomischer Arbeitsplatz- beginnend mit einem guten Bürostuhl – empfohlen. Daneben sollte auf Sitzhaltung sowie regelmäßige Arbeitsunterbrechungen und Bewegung geachtet werden. Regelmäßige Bewegungspausen sowie Übungen für Finger- und Handgelenke, sollten zum täglichen Pausenprogramm gehören.
Hilfsmittel, wie ergonomische Tastaturen und PC-Mäuse, Handballenauflagen, Gel-Kissen, Fußstützen für Fußpedale können in diesem Kontext unterstützend wirken. Wer mit ergonomischen Tastaturen und Computermäusen nicht zurechtkommt, der kann auf eine Tastatur, mit niedrigem Anschlaghub und entsprechend passenden Abständen zwischen den einzelnen Buchstaben, zurückgreifen.

Vielschreibern wird empfohlen, Programmbefehle mit Tastenbefehlen (z.B. Strg + C zum Kopieren oder Strg +V zum Einfügen usw.) – anstatt mit der Maus – einzugeben. Bei längerem Lesen von Text, sollte unbedingt die Hand von der Maus genommen werden und das Scrollen im Bildlauf, über die entsprechenden Tasten ausgeführt werden. Zum Trainieren der Finger- und Handgelenke oder zur Entlastung nach Belastung, empfehle ich – neben dem selbstverständlich gut ausgestatteten ergonomischen Arbeitsplatz und den entsprechenden Hilfsmitteln, wie Gel-Auflagen, Fußstützen, passende Tastatur und Maus – spezielle Fingerdehnungsübungen und die Benutzung eines Powerballs®, der bereits bei anfänglichen Beschwerden/Symptomen, zur Entlastung der Finger- und Handgelenke eingesetzt werden kann.

Bitte beachten Sie: Eine Trainingseinheit mit einem Powerball® ersetzt keinen Arztbesuch bei ggf. bereits vorhandenen Beschwerden, sondern dient als Anregung, sich regelmäßig zu bewegen und für einen gesunden Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit zu sorgen. +++ fuldainfo | Susanne Erdelji

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Quellennachweise:
• Sorgatz, Hardo: RSI- Bewegungsschmerz in Hand und Arm. http://www.ergo-online.de/site.aspx?url=html/gesundheitsvorsorge/beanspruchungen_erkrankungen/rsi_repetetive_strain_injury.htm
• Mausarm Tennisarm und Co: Symptome und Vorbeugung. http://www.hilfreich.de/mausarm-tennisarm-und-co-symptome-und-vorbeugung_7653
• Repetitive Strain Injury (RSI). Schmerzen durch PC-Arbeit? Dehnübungen. http://www.repetitive-strain-injury.de/dehnuebungen.php
• Weber-Bensch, Jutta: Berufsgenossenschaftliche Informationen BGI 650 – Bildschirm – und Büroarbeitsplätze. Leitfaden für die Gestaltung.
http://www.ergo-online.de/site.aspx?url=html/rechtsgrundlagen/berufsgenosssenschaftliche_vo/berufsgenossenschaftliche_inf.htm

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