Karliczek: Sicherheit vor Schnelligkeit bei Impfstoffforschung

Lehrer fordern vorrangige Impfung gegen Corona

Anja Karliczek (CDU)

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) setzt große Hoffnungen in die Meldungen von Biontech und Pfizer zur Wirksamkeit eines möglichen Corona-Impfstoffs, betont aber die Notwendigkeit eines sicheren Impfstoffs. „Wir freuen uns sehr über die positiven Studiendaten des von uns geförderten Covid-19-Impfstoffkandidaten von Biontech und Pfizer“, sagte Karliczek der „Rheinischen Post“. Eine erste Zwischenanalyse wies hierbei auf eine Impfstoff-Wirksamkeitsrate von über 90 Prozent hin, und es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet. „Diese ersten Ergebnisse machen Hoffnung und werden sich hoffentlich auch in den noch folgenden Analysen zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bestätigen, denn es gilt weiterhin, keine risikoreichen Abkürzungen zu nehmen“, sagte Karliczek.

Ein Antrag auf Zulassung noch in diesem Jahr wäre ein enormer Erfolg. Zu den Ergebnissen der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Impfstoffverteilung, die Vertreter des Ethikrates, der Ständigen Impfkommission und der Nationalen Akademie der Wissenschaften vorgestellt hatten, sagte die Bildungs- und Forschungsministerin: „Die Vorschläge der Arbeitsgruppe Impfstoffverteilung bieten eine gute Grundlage für eine effektive, gerechte und faire Impfstoffverteilung.“ Die Covid-19-Pandemie dürfe nicht zulasten der Schwächsten in unserer Gesellschaft gehen. „Deshalb haben die Risikogruppen in der Bevölkerung sowie die Menschen in den Gesundheitsberufen eine besondere Priorität“, sagte Karliczek. „Als Bundesbildungsministerin begrüße ich es sehr, dass die Arbeitsgruppe auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher auf der Vorschlagsliste mit aufgeführt hat“, sagte sie. „Die Lehrkräfte und Erzieher gewährleisten die Bildung unserer Kinder und nehmen damit eine Aufgabe wahr, die für unsere Gesellschaft von höchster Bedeutung ist. Sie sind in ihren Berufen auch erhöhten Infektionsrisiken ausgesetzt.“

Weltärztepräsident: Impfstoff-Fortschritte noch kein „Durchbruch“

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat die Fortschritte beim angekündigten Impfstoff der Firma Biontech als „Riesensprung nach vorne“ bezeichnet. Ein „Durchbruch“ sei das aber noch nicht, sagte der Mediziner dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es fehlten noch wissenschaftliche Arbeiten, fügte er hinzu. Montgomery verwies auch darauf, dass „große Erfahrungen mit RNA-Impfstoffen“, also Impfstoffen, die auf Ribonukleinsäure beruhen, „bisher nicht vorhanden“ seien. Zuvor hatten das Mainzer Biotechnologie-Unternehmen Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer mitgeteilt, bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs kurz vor einem Durchbruch zu stehen. Der Impfstoffkandidat habe sich in einer ersten Zwischenanalyse als mehr als 90 Prozent wirksam im Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung in Probanden ohne nachweisliche vorangegangene Infektion erwiesen, teilten beide Unternehmen mit. Bereits in der kommenden Woche ist demnach die Beantragung einer Notfallzulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA geplant.

Lehrer fordern vorrangige Impfung gegen Corona

Lehrer sollen nach dem Willen des Deutschen Philologenverbands zuerst mit einem Impfstoff gegen Corona geimpft werden. „Wenn die Schulen offen bleiben sollen, brauchen wir gesunde Lehrer, die Unterricht garantieren können“, sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing der „Bild“. Lehrer gehörten zu der Berufsgruppe, die jeden Tag mit vielen Menschen auf engstem Raum zusammen seien. Lin-Klitzing sprach sich jedoch gegen eine Impfpflicht aus. Natürlich solle auch für die Lehrer „die Impfung freiwillig bleiben“, so die Verbandsvorsitzende. +++