Immer mehr Verdachtsfälle auf Vergewaltigung in der Bundeswehr

Im vergangenen Jahr gab es 128 Meldungen

Berlin. Die Zahl der gemeldeten Sexualstraftaten bei der Bundeswehr ist in diesem Jahr sprunghaft angestiegen. Mit einer Verdoppelung haben sich die gemeldeten Verdachtsfälle von Vergewaltigung besonders stark erhöht. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums wurden bis zum 14. November 2017 elf Vorfälle angezeigt, bei denen ein Bundeswehrangehöriger eine Kameradin oder einen Kameraden vergewaltigt oder dies versucht haben soll, schreibt die „Bild am Sonntag“.

Im gesamten Vorjahr hatte es nur fünf Meldungen gegeben. Das Bundesverteidigungsministerium geht allerdings nicht davon aus, dass es plötzlich viel mehr Vergewaltigungen gibt, sondern dass sich die Dunkelziffer verringert, weil immer mehr Opfer die Tat anzeigen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu „BamS“: „Sexuelle Übergriffe, die wir in der Gesellschaft ächten, ahnden wir ebenso in der Bundeswehr. Wir wollen in der Truppe ein Klima der Offenheit, in dem sich jeder und jede traut, Unrecht und Gewalt zu melden. Es ist ein positives Zeichen, dass Vorgesetzte und Mannschaften häufiger Vorfälle anzeigen.“ Gestiegen sind auch die Meldungen von Bundeswehrangehörigen bei Vergewaltigungen, die außerhalb der Truppe verübt wurden von Tätern aus dem privaten Umfeld. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sie sich in diesem Jahr von drei auf acht Fälle. Auch die Gesamt-Verdachtsfälle von sexuellen Übergriffen haben stark zugenommen. Darunter fällt alles vom Berühren eines Oberschenkels bis zur Vergewaltigung.

Im vergangenen Jahr gab es 128 Meldungen, bis zum 30. September dieses Jahres bereits 187. Laut Bundeswehr wurden etliche Altfälle noch einmal gemeldet, weil Betroffenen mit dem Umgang nicht zufrieden waren. Obwohl Anfang des Jahres einige Fälle von Sexualstraftaten, Demütigungen durch Vorgesetzte und Rechtsextremismus innerhalb der Bundeswehr bekannt geworden waren, hat dies den Ruf der Truppe bei den Bürgern nicht beschädigt. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften gibt jedes Jahr eine Bevölkerungsbefragung in Auftrag. Danach sehen 80 Prozent der Bürger die Bundeswehr positiv, nur 16 Prozent negativ. Das sind die besten Werte seit 2011 (75 Prozent positiv, 21 Prozent negativ). Am besten beurteilen die Bürger die Einsätze der Bundeswehr im Inland: 80 Prozent positiv, 13 Prozent teils/teils, 5 Prozent negativ. Die Leistungen bei Auslandseinsätzen finden 65 Prozent positiv, 22 Prozent teils/teils, 9 Prozent negativ. Schlecht bewertet wurden Ausrüstung und Bewaffnung der Bundeswehr: Die halten nur 33 Prozent der Bürger für positiv, 30 Prozent teils/teils, 30 Prozent negativ. Für die Studie wurden 2.508 Bürger ab 16 Jahre im zweiten Quartal 2017 zur Bundeswehr befragt. +++