IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow zum zweiten Shutdown

Unternehmen brauchen eine Öffnungsperspektive

Michael Konow, Foto: Studioline

„Angesichts der explodierenden Infektionszahlen war zu erwarten, dass die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten sich auf einen zweiten Shutdown verständigt haben“, kommentiert Michael Konow die Verschärfung der Corona-Maßnahmen, die Bund und Länderkonferenz am 28. Oktober in einer Sondersitzung verabschiedet haben.

„Erneut werden vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen mit regem Kundenkontakt besonders hart getroffen. Und genau diese Zielgruppe wurde bereits im ersten Lockdown stark oder sogar vollständig eingeschränkt“, bewertet der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda die Einschränkungen. „Gastronomie und Hotellerie haben mit einem großen persönlichen, zeitlichen und finanziellen Aufwand ausgefeilte Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Politik dieses große, verdienstvolle Engagement gewürdigt hätte. Denn auch mit den gleichzeitig beschlossenen Hilfsmaßnahmen wird sich nicht jedes Unternehmen und damit nicht jeder Arbeitsplatz retten lassen“, zeigt sich Konow besorgt.

Damit liegt der Betriebswirt auf einer Linie mit der Einschätzung des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK). „Wer Gesundheit schützt, schützt auch die Wirtschaft und ihre Beschäftigten“, sagt Eberhard Flammer, Präsident des HIHK. Die Beschränkungen im Privaten seien schmerzlich, aber notwendig. Die Einschränkungen der Wirtschaft dagegen drohten mehr Schaden anzurichten, als sie verhindern könnten. Sie gingen vielen hessischen Unternehmen an die Substanz. Die Folgen für Betriebe, Beschäftigung und die Steuerbasis seien nicht absehbar.

Die jetzt von Schließungen betroffenen Betriebe aus dem Gastgewerbe und Dienstleistungsbereich hätten den Infektionsschutz verantwortungsvoll umgesetzt, betonte Flammer ebenso wie Michael Konow. Das hätten sie und die gesamte hessische Wirtschaft über die letzten Monate hinweg eindrucksvoll bewiesen. Die Infektionen gingen vor allem auf das Verhalten im privaten und öffentlichen Raum zurück. „Dort und nicht bei der Wirtschaft sollten strikte Maßnahmen ansetzen“, fordert Flammer: „Wir brauchen einen verantwortbaren, gemeinsamen Weg, um trotz des Virus die Einkommensgrundlage möglichst vieler Menschen im Land zu erhalten. Und dieser Weg muss gangbar sein“, so der Unternehmer.

„Corona wird uns noch lange begleiten“, prognostiziert Michael Konow. Vor diesem Hintergrund werde es für die Unternehmen der Region immer schwieriger zu planen. Hinzu komme, dass die Eigenkapitalsituation in vielen Betrieben kritischer sei als im Frühjahr. „Einerseits sind weitere Unterstützungsmaßnahmen für besonders hart getroffene Betriebe Voraussetzung, um Insolvenzen zu verhindern, die sich aus den politischen Entscheidungen ergeben. Anderseits dürfen die Staatsfinanzen nicht völlig aus dem Ruder laufen“, so Konow. „Wir müssen gemeinsam kluge, flexible Konzepte entwickeln, um die Zukunft unserer Wirtschaft zu sichern, und zwar sowohl auf regionaler als auch auf Landes- und Bundesebene“, fordert Konow.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer hofft sehr, dass allen Unternehmen trotz der Pandemie bald wieder eine nachhaltige Öffnungsperspektive gegeben wird. „Das Wechselspiel zwischen Lockdown- und Lockerungsphasen darf nicht zur Norm werden.“ Die Industrie- und Handelskammer begrüßt ausdrücklich, dass Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben und dass die regionale Wirtschaft in vielen Bereichen weiterarbeiten kann. +++ pm