IG BAU warnt vor Mangel an Seniorenwohnungen

Noch größeren Mangel an Sozialwohnungen erwartet

Immer mehr Senioren – aber auch genug altersgerechter Wohnraum? Im Landkreis Fulda könnte die Zahl der Menschen, die älter als 65 sind, bis zum Jahr 2035 auf 63.000 anwachsen – das sind 36 Prozent mehr als noch im Jahr 2017. Ihr Anteil an der Bevölkerung läge dann bei 28 Prozent (2017: 21 Prozent). Darauf hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hingewiesen. Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine Demografie-Prognose des CIMA Instituts für Regionalwirtschaft – und fordert mehr Anstrengungen bei der Schaffung seniorengerechter Wohnungen: „Lift statt Treppe, breitere Türen für Rollator und Rollstuhl, barrierefreie Duschen – nur ein kleiner Teil der Wohnungen im Landkreis ist für die rasant wachsende Generation Ü65 geeignet. Das muss sich ändern“, sagt Doris Hammes.

Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Mittelhessen spricht von einer „demografischen Notwendigkeit“. Es müssten nicht nur zusätzliche Seniorenwohnungen neu gebaut werden. Auch bei der altersgerechten Sanierung bestehender Wohnungen sei der Nachholbedarf groß. „Wenn die Rentner-Generation nicht stärker berücksichtigt wird, droht vielerorts schon in einigen Jahren eine graue Wohnungsnot“, betont Hammes. Dieses Problem werde bereits jetzt durch die Corona-Pandemie verschärft, weil gerade ältere Menschen einen Großteil des Tages zuhause verbringen müssten. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) biete mit ihrem Programm „Altersgerecht Umbauen“ zwar Zuschüsse und Kredite. Das Fördervolumen von 150 Millionen Euro in diesem Jahr reiche aber nicht aus, kritisiert die IG BAU. Der Bund müsse die Förderung mindestens verdoppeln, um das Senioren-Wohnen voranzubringen. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus: Laut Haushaltsplan stehen für die altersgerechten Sanierung im nächsten Jahr nur noch 130 Millionen Euro zur Verfügung. Am Ende stehe die Lebensqualität Tausender Menschen im Kreis Fulda auf dem Spiel. „Es kann nicht sein, dass ein Rentner nur deshalb ins teure Pflegeheim muss, weil eine ambulante Betreuung an der seniorengerechten Ausstattung der eigenen Wohnung scheitert“, macht Hammes deutlich.

Noch größeren Mangel an Sozialwohnungen erwartet

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt vor einem drastischen Mangel an Sozialwohnungen infolge der Corona-Pandemie. „Durch Kurzarbeit, Entlassungen, das Auslaufen befristeter Arbeitsverhältnisse und den Wegfall von Mini-Jobs wird in Deutschland die Zahl einkommensschwacher Haushalte deutlich steigen und damit auch die Nachfrage nach Sozialwohnungen“, sagte der Vorsitzende der IG Bau, Robert Feiger, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Gleichzeitig werde der Bestand von Sozialwohnungen bundesweit bis zum Jahresende erstmals auf unter 1,1 Millionen sinken. Im Schnitt gingen allein in den letzten fünf Jahren mehr als 43.000 Sozialwohnungen pro Jahr verloren. „Rein rechnerisch verschwinden damit pro Stunde 5 Sozialwohnungen vom Markt – alle 12 Minuten eine“, kritisierte Feiger. „Dass Bund, Länder und Kommunen in der Vergangenheit beim sozialen Wohnungsbau deutlich zu wenig getan haben, rächt sich jetzt in der Coronakrise bitter“, kritisiert Feiger. Bund, Länder und Kommunen müssten hier massiv gegensteuern. Feiger fordert, die soziale Wohnungsförderung auf mindestens 6 Milliarden Euro pro Jahr aufzustocken, um in den kommenden zehn Jahren den Sozialwohnungsbestand auf mindestens 2 Millionen Wohnungen zu erhöhen. Zusätzlich sollten weitere 3 Milliarden jährlich für die Förderung des bezahlbaren Wohnungsbaus bereitgestellt werden. „Es wird Zigtausende ‚Corona-Wohnverlierer‘ geben, weil ihr Budget für Wohnkosten schrumpft.“ Die Bundesregierung wird laut Feiger aber auch ihr selbst gestecktes Ziel zur Schaffung von 1,5 Millionen neuen Wohnungen bis zum Ende der Legislaturperiode nicht erreichen. „Bis 2021 werden maximal 1,2 Millionen Wohnungen fertiggestellt sein“, sagte Feiger. Damit sei die Wohnraumoffensive der Bundesregierung qualitativ, aber auch quantitativ gescheitert. „Es wird nach wie vor nicht nur zu wenig gebaut, sondern vor allem am Bedarf vorbei, weil Mieten und Kaufpreise für die m eisten Haushalte nicht bezahlbar sind.“ +++

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