„Hessen-Technikum“ wird landesweit fortgesetzt

Schnupperstudium im MINT-Bereich mit Berufspraktika in Unternehmen

Seit drei Jahren läuft das an der Hochschule Darmstadt (h_da) entwickelte Hessen-Technikum als Gemeinschaftsprojekt an allen hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) und wird nun von 2022 bis 2025 landesweit fortgesetzt. Mehr als 100 junge Frauen haben bislang an dem sechsmonatigen Orientierungsprogramm teilgenommen. Es kombiniert ein Schnupperstudium im MINT-Bereich mit Berufspraktika in Unternehmen. Ziel ist, technisch-naturwissenschaftlich interessierten (Fach-)Abiturientinnen an der Schnittstelle Schule-Hochschule-Unternehmen eine Entscheidungshilfe zu geben.

Beteiligt sind neben der koordinierenden Hochschule Darmstadt die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule Fulda, die Hochschule RheinMain und die Technische Hochschule Mittelhessen. Finanziert wird das Hessen-Technikum ab Januar 2022 für vier Jahre aus Mitteln des Förderprogramms „Hohe Qualität in Studium und Lehre, gute Rahmenbedingungen des Studiums“ (QuiS) vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Bereitgestellt werden gut 1,65 Millionen Euro.

Im Hessen-Technikum lernen die „Technikantinnen“ die Vielfalt von technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen und Berufen kennen und absolvieren hierfür ein halbjähriges Vollzeit-Orientierungsprogramm mit dualem Charakter. Es umfasst zwei dreimonatige, mit bis zu 500 Euro vergütete Berufspraktika bei Kooperations-Unternehmen, die unter anderem Eindrücke vom Beruf der Mathematikerin, Ingenieurin, Naturwissenschaftlerin oder Informatikerin vermitteln. Zugleich durchlaufen die Teilnehmerinnen ein Schnupperstudium an einer Hochschule, lernen MINT-Fachbereiche kennen, besuchen Lehrveranstaltungen, Werkstätten und Labore. Vorteil: Beginnen sie nach dem Hessen-Technikum ein Studium, haben sie meist schon das Pflichtpraktikum für technische Studiengänge in der Tasche.

„Für noch zu viele junge Frauen kommt ein Studium oder ein Beruf im MINT-Bereich nicht in Frage. Meist fehlen ihnen Vorbilder, aber auch Orientierung und Entscheidungshilfen“, sagt Prof. Dr. Yvonne Haffner von der h_da, die das Hessen-Technikum als zentrale Projektleiterin hessenweit koordiniert. „Unsere Technikantinnen entscheiden sich im Anschluss zu mehr als 90 Prozent für ein MINT-Studium, was den Erfolg, aber auch die Notwendigkeit des Programms verdeutlicht.“ Bislang haben 103 junge Frauen das Hessen-Technikum absolviert, 188 Kooperationsvereinbarungen mit Unternehmen wurden getroffen. Im aktuellen Durchlauf sind hessenweit 30 Technikantinnen beteiligt.

Corona-bedingt mussten seit 2020 einzelne Bausteine des Hessen Technikums digital oder hybrid stattfinden, manches Praktikum entfiel. Um dies zu kompensieren, wurde den Technikantinnen unter anderem ermöglicht, verstärkt digitale Lehrveranstaltungen an den beteiligten Hochschulen zu besuchen. Zugleich wurden hessenweite Soft Skills-Trainings etabliert, die zu einer noch besseren Vernetzung beitrugen. „Diese hessenweiten Veranstaltungen möchten wir beibehalten“, sagt Prof. Dr. Yvonne Haffner. „Zugleich möchten wir technisch-naturwissenschaftlich interessierte Schülerinnen künftig noch breiter ansprechen und auch jene noch besser erreichen, deren Eltern nicht studiert haben.“