Grüne in Hessen und Bayern weiter für neues Gebäudeenergiegesetz

SPD hält 80-Jahre-Grenze in Heizungsgesetz für "nicht haltbar"

Der stellvertretende hessische Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl im Herbst, Tarek Al-Wazir, sieht auch nach der Wahlniederlage seiner Partei in Bremen keinen Grund zur Beunruhigung. „Ich würde allen dazu raten, nicht panisch zu werden“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Wir haben in Bremen deutlich Stimmen verloren, aber zeitgleich bei den Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein unser historisch bestes Ergebnis erzielt und sind in Kiel stärkste Partei geworden.“

#Al-Wazir fügte hinzu: „Das Gebäudeenergiegesetz muss in den nächsten Monaten verabschiedet werden, inklusive des sozialen Ausgleichs. Denn das Allerwichtigste für die Menschen ist Planungssicherheit. Allerdings müssen wir künftig stärker mitdenken, dass viele ein Interesse daran haben, unsere Vorhaben ganz bewusst falsch zu verstehen. Dazu gehören auch unsere Koalitionspartner. Im aktuellen Fall heißt das: Das eine sind die Heizungen d er Zukunft, das andere ist der soziale Ausgleich. Das muss man gleichzeitig kommunizieren.“ Ungeachtet dessen sei er „froh, dass wir mit Robert Habeck einen Minister haben, der viel kommuniziert und erklärt und nicht nur Sprachregelungen von sich gibt“. Die Spitzenkandidatin der Grünen bei der Landtagswahl in Bayern, Katharina Schulze, sagte dem RND: „Es ist gerade keine leichte Zeit für uns.“ Allerdings setzten die Grünen „mit dem Gebäudeenergiegesetz konkret Klimaschutzmaßnehmen um, für die wir auch gewählt worden sind. Ich finde es im Übrigen wohlfeil und geradezu perfide, wenn die Union, die selbst auf diesem Gebiet jahrelang nichts gemacht hat, jetzt für Öl- und Gasheizungen kämpft, obwohl es am Ende für die Bürger sogar teurer würde. Inhaltlich ist das Gebäudeenergiegesetz mit Fördermaßnahmen richtig. Das muss kommen.“ Habeck mache zudem „einen guten Job“, so Schulze. „Dass wir so gut durch den Winter gekommen sind, lag auch an ihm und seinem Ministerium.“

SPD hält 80-Jahre-Grenze in Heizungsgesetz für „nicht haltbar“

In der Woche vor der ersten Lesung des Gesetzentwurfs zum Verbot neuer fossiler Heizungen im Bundestag zeichnen sich weitere Änderungen ab. „Die 80-Jahre-Grenze sieht die SPD-Fraktion als nicht haltbar, da sie nicht gerecht ist“, sagte die energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Nina Scheer, dem Internetportal des Senders ntv. Damit schließt sich die Fraktion einer gleichlautenden Forderung zahlreicher Bundesländer an. Bei den Förderinstrumenten fordert Scheer zudem, wohlhabende Menschen von Zuschüssen auszuschließen: „Es muss niemand Geld vom Staat bekommen, der oder die ohnehin so wohlhabend ist, dass er oder sie ohne Weiteres auf erneuerbare Systeme umsteigen kann“, sagte Scheer. Zuschüsse und Kredite sollten so gestaltet werden, dass der Umstieg auf Erneuerbare Energien „für alle finanzierbar“ sei. Scheer warnte zudem vor einer einseitigen Förderung von Wärmepumpen: „Verfehlt wäre eine Effizienz-Brille, die zu einer technologisch en Verengung etwa auf die Wärmepumpe führt, da dies in der Breite und örtlichen Verschiedenheit die Energiewende blockieren würde“, sagte Scheer. Die Versorgung mit Biogas müsse aus dem Land möglich bleiben und Holz müsse unter Umständen auch genutzt werden dürfen. Scheer will zudem Wasserstoff stärker in den Blick nehmen, als es der Gesetzentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium tut: „Gasnetze, die künftig etwa mit einer Beschichtung auch für Wasserstoff genutzt werden könnten, sollten nicht vorschnell aufgegeben werden.“

FDP taxiert Gesamtkosten für Heizungstausch auf 2,5 Billionen Euro

Die FDP taxiert die Folgekosten durch die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) auf mehr als zwei Billionen Euro. Wie die „Bild“ unter Berufung auf Berechnungen des energiepolitischen Sprechers Michael Kruse (FDP) meldet, sind für die Haushalte bis 2045 „Gesamtkosten von mindestens 2,5 Billionen Euro“ zu erwarten. „Dieser Wert könnte je nach Sanierungsbedarf noch erheblich steigen“, zitiert „Bild“ aus Kruses Berechnungen. In den Zahlen sind neben den Kosten für Kauf und Einbau zum Beispiel von Wärmepumpen auch Aufwendungen für Gebäudedämmung, neue Heizkörper sowie Solaranlagen enthalten. Kruse kommt damit auf rund 20 Mal so hohe Kosten wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im GEG offiziell ausweist. In dem Gesetz geht Habeck bis 2045 von Kosten in Höhe von rund 130 Milliarden Euro aus. Kruse forderte Habeck auf, „endlich ehrlich die Gesamtkosten zu benennen“. Es könne „nicht sein, dass Belastungen künstlich kleingerechnet werden“, sagte Kruse zu „Bild“: „Klimaschutz funktioniert nur dann, wenn er mit den Menschen und nicht mit der Brechstange gemacht wird. Dieses Gesetz ist nicht effizient beim Mitteleinsatz. Es kann so nicht kommen.“ +++