
Was macht Städte wirklich lebenswert? Die Ergebnisse des neuen Glücksstädterankings 2024 zeigen: Nicht Einkommen, Wirtschaftskraft oder Weltstadtflair zählen – sondern Vertrautheit, Familienfreundlichkeit und Grünflächen. Eine Auswertung der 40 größten deutschen Städte liefert überraschende Einsichten.
Kassel schlägt München. Erfurt liegt vor Stuttgart. Krefeld überholt Frankfurt. Das neue Städteranking des Glücksatlas zeigt: Lebenszufriedenheit in deutschen Städten ist kein Produkt des Wohlstands – sondern des Umfelds. Familiäre Strukturen, gute Bildungs- und Gesundheitsangebote sowie ein sicheres, grünes Stadtbild schlagen Einkommen und Wirtschaftskraft bei weitem. Für das Städteranking 2024 wurden die Lebenszufriedenheitswerte von 25.557 Menschen in den 40 größten deutschen Städten ausgewertet. Die Teilnehmer beantworteten eine zentrale Frage: „Wie zufrieden sind Sie zurzeit – alles in allem – mit Ihrem Leben?“ (Skala von 0 bis 10). Ergänzt wurde das Ranking durch objektive Daten zur Lebensqualität – etwa Einkommen, Infrastruktur, Bildung oder Umwelt. Das Ergebnis: Kassel ist die glücklichste Großstadt Deutschlands. Mit 7,38 Punkten liegt die nordhessische Stadt auf Platz 1 – obwohl sie in objektiven Wohlstandsindikatoren nur im Mittelfeld landet. Der Arbeitsmarkt ist angespannt, doch die Bildungsinfrastruktur, Gesundheitsversorgung und kulturelle Angebote überzeugen. Ein starker Beleg dafür, dass gefühltes Glück sich nicht allein aus Statistiken speist.
Die Gewinnerstädte: Beschaulich, bezahlbar, familiär
Neben Kassel finden sich in der Spitzengruppe vor allem kleinere, oft unterschätzte Großstädte: Erfurt (7,36 Punkte), Aachen (7,33), Kiel (7,32), Krefeld (7,28) und Münster (7,24). Ihnen gemeinsam ist nicht ein hoher Wohlstand, sondern eine hohe Lebensqualität im Alltag: überschaubare Größe, viele Grünflächen, erschwingliche Mieten und ein starkes Gefühl von Sicherheit. Diese Städte sind sogenannte „Overperformer“ – Orte, an denen die Menschen glücklicher sind, als es die nackten Zahlen vermuten lassen. Oft gibt es hier eine lebendige Kulturszene, ein studentisch geprägtes Umfeld oder besonders engagierte Kommunalpolitik in den Bereichen Familie und Bildung.
Groß und reich – aber nur mäßig zufrieden
Reiche Metropolen wie München (6,75 Punkte), Stuttgart (6,97) oder Frankfurt am Main (6,55) enttäuschen hingegen beim subjektiven Wohlbefinden. Sie gehören zu den „Underperformern“ – Städten, die trotz hoher objektiver Lebensqualität von vielen ihrer Bewohner eher nüchtern wahrgenommen werden. Hohe Lebenshaltungskosten, angespannte Wohnungsmärkte und soziale Spannungen drücken auf die Stimmung. Besonders dramatisch: Frankfurt am Main hätte laut objektiven Kriterien Rang 12 verdient, liegt aber auf Platz 34. Karlsruhe, mit Top-Werten bei Infrastruktur und Bildung, fällt auf Platz 36 zurück. Auch Berlin bildet mit 6,48 Punkten und Rang 37 erneut das Schlusslicht unter den deutschen Millionenstädten.
Was macht wirklich glücklich?
Die Ergebnisse zeigen deutlich, welche Faktoren für das subjektive Lebensglück entscheidend sind: Familien- und Bildungspolitik: Städte, die hier zulegen, steigern die Lebenszufriedenheit besonders stark. Ein Sprung um 10 Plätze im Bereich „Familie“ erhöht das Glücksniveau um 0,17 Punkte. Gesundheitsversorgung: Gute medizinische Infrastruktur wirkt sich direkt positiv auf das Wohlbefinden aus. Sicherheit, Ruhe, Natur: Grünflächen, niedrige Kriminalität und ein beschauliches Stadtbild machen Städte lebenswert. Einkommen, Wirtschaftskraft und Infrastruktur sind hingegen weit weniger relevant als lange angenommen. Sie verbessern zwar die objektiven Lebensbedingungen, steigern aber nur begrenzt das subjektive Wohlgefühl.
Das Glück wohnt in der Beschaulichkeit
Das Glücksstädteranking 2024 ist eine Absage an den Mythos der erfolgreichen, reichen Metropole als Inbegriff urbanen Glücks. Wer sich wirklich wohlfühlen will, sollte nicht nach München oder Berlin ziehen – sondern nach Kassel, Erfurt oder Kiel. Denn das neue urbane Glück lebt nicht im Penthouse mit Skylineblick – sondern im Reihenhaus mit Kita nebenan, im Park mit alten Bäumen und auf dem Wochenmarkt im Stadtteilzentrum. Und das ist, gerade in einer Zeit großer Umbrüche, eine ermutigende Nachricht. +++
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