Für Opferzeugen und sensible Anhörungen: Neues Zeugenzimmer

Fulda. Am Land- und Amtsgericht Fulda gibt es jetzt auch einen geschützten Raum für Opferzeugen im Strafverfahren. Das Zeugenzimmer wurde am Freitag offiziell seiner Bestimmung übergeben. Für Zeugen, die Opfer von Straftaten geworden sind, ist eine Zeugenaussage eine besondere Belastung. Daher sollte versucht werden, die Rahmenbedingungen für eine Zeugenaussage günstig zu gestalten und den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, die Kraft für diese Aufgabe zu sammeln. Weiter wird so auch den Zeugen erspart, dass sie täternahen Zeugen auf dem Gerichtsflur begegnen. Der Raum ist zudem für andere sensiblere Vernehmungen geeignet, für die ein Gerichtssaal eher unpassend erscheint. Etwa für die Vernehmungen von Kindern in Familienangelegenheiten oder Anhörungen von Beteiligten in Betreuungssachen. Dr. Reinhard Hawran dankte besonders dem Bewährungsverein Bad-Hersfeld e. V., der durch eine großzügige Zuwendung den Raum erst ermöglicht hat. Aus Wiesbaden kam kein grünes Licht für finanzielle Mittel, „aber wir haben es auch so ganz gut hinbekommen und nun gilt es, den Raum zu nutzen“, fügte Hawran hinzu.

Dr. Patrick Liesching sagte, Richter seien oft geneigt, Zeugen als reine Beweismittel zu sehen. Das sei natürlich kein böser Wille von Richtern und Richterinnen, sondern dies ergebe sich aus deren Rolle. Sie haben unparteiisch zu sein und haben bis zum Urteil auch von der Unschuld des Angeklagten auszugehen. Das heißt, bezogen auf das Opfer, dass der Richter nicht fest davon ausgehen darf, dass das Opfer auch Opfer ist. Trotz all der Vorgaben, die ein Richter oder eine Richterin zu berücksichtigen haben, dürfe man nicht vergessen, dass Zeugen Menschen seien, die Ängste und Sorgen haben. Viele Zeugen seien meist verunsichert und wüssten nicht, was auf sie zukommt. Bei Verbrechensopfern, die oft noch unter dem Eindruck der Tat stehen und bei denen das Erlebte gerade anlässlich des Prozesses wieder verstärkt ins Bewusstsein rückt, ist das Unbehagen vor der Vernehmung meist groß. Dies gelte besonders für Opfer von Gewalt und Opfer von sexuellen Verbrechen, sagte Liesching. Besonderen Dank sprach Liesching denjenigen aus, die den Raum gestaltet haben. In naher Zukunft soll der Raum noch mit Regalen, Büchern und Kinderspielzeug ausgestattet werden. +++ fuldainfo